Hannover darf hoffen: Die Befreiung

Hannover hat durch einen 6 : 1-Sieg gegen unmotivierte Gladbacher plötzlich beste Aussichten auf den Klassenerhalt. Kommenden Samstag steigt in Bochum das Abstiegs-Endspiel.

Können ihr Glück kaum fassen: Torschützen Mike Hanke und Karim Haggui, Vorbereiter Christian Schulz. Bild: dpa

Er war vielleicht der Einzige, den dieses Ergebnis nicht wirklich überrascht hatte. Also war es Arnold Bruggink, dem an diesem frühlingshaften Samstagnachmittag herausragenden Spielmacher von Hannover 96 vorbehalten, das Spiel und eine ganze Saison, die den Augenblick, ein normales Ende zu finden, längst verpasst hat, in wenigen Worten zusammenzufassen. "In diesem Jahr haben wir schon alles erlebt - positiv und negativ. Da passt auch so ein Ergebnis wunderbar hinein", sagte Bruggink und lächelte milde.

Denn es gehört irgendwie schon zu den großen Überraschungen dieser Spielzeit, dass die Niedersachsen nach einem glanzvollen 6 : 1 (4 : 0) gegen Borussia Mönchengladbach die Abstiegsplätze verlassen und die Hoffnung wiedergewonnen haben, dem Abstieg aus der Bundesliga im letzten Moment doch noch entrinnen.

Dabei war es gerade das, was man der Mannschaft von Trainer Mirko Slomka in den vergangenen Wochen nicht mehr wirklich zugetraut hatte. Nach immer neuen Niederlagen deutete wenig darauf hin, dass er die Spieler erfolgreich durch den harten Abstiegskampf würde führen können. Darüber wurde auch in Medien aufgeregt nachgedacht, weshalb sich Slomka in den letzten Tagen ungewöhnlich wortkarg präsentierte und dazu entschlossen hatte, sich ausschließlich auf den Fußball zu konzentrieren.

Eine gute Entscheidung. Das Ergebnis spricht auch für den Trainer, der sich von der großen Verunsicherung nicht anstecken ließ. "Wir haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht", sagte Slomka, dem die Erleichterung anzusehen war. "Die Mannschaft hat konzentriert und leidenschaftlich gespielt."

Auf die Frage, warum es ihnen ausgerechnet in dieser gefährlichen und schwierigen Situation gelungen war, solch ein aufregendes und geradliniges Spiel abzuliefern, hatte aber auch er keine richtige Antwort. Allerdings haben es ihnen die im graugrauen Niemandsland der Tabelle dümpelnden Gäste, die sich bei strahlendem Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen nicht dafür zu interessieren schienen, auch einmal selbst Fußball zu spielen, nicht sonderlich schwer gemacht.

Die Entscheidung durch Tore von Karim Haggui (16.), Sergio Pinto (23.), Didier Ya Konan (27.) und Mike Hanke (38.) fiel noch in der ersten Halbzeit. Die Abwehrleistung der Mönchengladbacher hatte mit dem, was man gemeinhin unter diesem Begriff versteht, rein gar nichts zu tun. Das änderte sich auch nach der Pause nicht, als der eingewechselte Sofian Chahed (53.) und Arnold Bruggink (74.) erhöhten.

"Das war ein Spiel, in dem wir von der ersten Sekunde an richtig unterlegen waren", sagte Michael Frontzeck, der Trainer der Gäste, der den Vorwurf der Arbeitsverweigerung aber nicht nachvollziehen konnte. "Das wäre ein Witz."

Die große Erleichterung auf der anderen Seite hatten sie aber nicht nur den eigenen Toren zu verdanken. Denn es waren vor allem die vielversprechenden Ergebnisse aus den anderen Stadien, die den Niedersachsen eine komfortable Ausgangsposition verschafft haben. "Wenn wir das Spiel gewinnen, bleiben wir in der Bundesliga", sagte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke im Hinblick auf den Saisonabschluss am nächsten Samstag in Bochum. "Das ist eine große Last, aber eine schöne Herausforderung."

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