Haselnuss-Notstand zu Weihnachten: Leere Regale

Gemahlene Haselnüsse sind derzeit in den Supermärkten Mangelware. Der Engpass vermiest auch Schoko-Herstellern das Geschäft.

Begehrter Stoff: Ein kurzer Frost zerstörte große Teile der Haselnussernte in der Türkei. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa | Auf der Suche nach einer wichtigen Zutat für Weihnachtsplätzchen stehen viele Verbraucher in diesen Tagen vor leeren Regalen: Gemahlene Haselnüsse sind beim Discounter Lidl und in vielen anderen Supermärkten ausverkauft.

Mit einigen Monaten Verzögerung ist die verheerende Haselnuss-Ernte im Handel angekommen. „Während wir den Engpass vor gut einem halben Jahr noch nicht gespürt haben, macht sich dieser nun aufgrund der gestiegenen Nachfrage zur Weihnachtszeit bemerkbar“, sagt Claudia Koalenzki von dem Backzutaten-Spezialisten Dr. Oetker. Bei Lidl sind nach Angaben einer Sprecherin derzeit nur ganze Haselnüsse zu haben.

Angebahnt hat sich das Dilemma schon vor Monaten: Ein kurzer, aber heftiger Frost machte im März einen großen Teil der Ernte in der Türkei als wichtigem Anbaugebiet zunichte: Innerhalb weniger Stunden erfroren unzählige junge Blüten an den Haselnusssträuchern am Schwarzen Meer.

Seitdem war klar, dass die Süßwarenbranche einen harten Winter vor sich hat: Denn das Land am Bosporus ist mit 70 Prozent der weltweiten Ernte die mit Abstand wichtigste Anbaunation von Haselnüssen. Und kein Land importiert so viele Haselnüsse aus der Türkei wie die Bundesrepublik. „Die Situation bei den Haselnüssen ist in diesem Jahr sehr angespannt“, sagt Solveig Schneider, Sprecherin des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI).

Hohe Preise, weniger Einnahmen

Den befürchteten Nutella-Notstand gab es zwar bislang nicht - obwohl Ferrero als Nuss-Verarbeiter stark betroffen ist. Die hohen Preise für die Nüsse werden sich nach Einschätzung von Branchenexperten aber früher oder später auf die Verkaufpreise auswirken.

Beim Schokoladenhersteller Ritter Sport trifft der Haselnuss-Engpass ausgerechnet den Verkaufsschlager Nummer eins: Die Voll-Nuss-Schokolade des baden-württembergischen Unternehmens besteht zu fast einem Viertel aus ganzen Haselnüssen - und die sind durch das knappe Angebot extrem teuer geworden. „Ein Kilo Haselnüsse kostet nun 12,50 Euro, vorher weniger als die Hälfte“, sagt eine Sprecherin. Da alle Tafeln im Handel zum gleichen Preis verkauft werden, muss Ritter Sport kräftige Einbußen hinnehmen. „An einer Vollnusstafel verdienen wir seit dem Haselnusspreisanstieg pro Tafel nichts mehr.“

Für die Schoko-Branche war das Jahr 2014 bislang ohnehin kein Hit. Ihren Umsatz können viele Betriebe nur durch Preiserhöhungen steigern. Die Menge an verkauften Schokoladen ging bis Ende Oktober um 0,8 Prozent zurück, heißt es beim Süßwarenhandelsverband Sweets Global Network in München.

Im Schnitt isst jeder Mensch in Deutschland rund 10 Kilo Schokowaren pro Jahr. Aus Sicht der Händler dürfte es ruhig noch mehr sein. „Mit den kühlen Temperaturen hoffen wir, dass der Abverkauf in Richtung Weihnachtsfest nochmal richtig anzieht“, sagt Vorstandschef Hans Strohmaier.

Wer seine Weihnachtssüßigkeiten lieber selber backen will, muss viele Rezepte aus Omas Zeiten umschreiben und bis auf weiteres auf Mandeln ausweichen: Bei Amazon liegt die Lieferzeit für gemahlene Haselnüsse derzeit zum Teil bei drei bis fünf Wochen - dann ist Weihnachten vorbei.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.