Haus in Berne bedroht: Abrissbirne in der Gartenstadt

In der Siedlung in Berne könnte das erste Haus abgerissen werden. Mitglieder sehen den Traum vom bezahlbaren Leben im Grünen bedroht.

Gegen den Abriss: Genossenschaftsmitglieder Klaus Richter-Flubacher und Susanne Dammann. Bild: Knödler

Der Gartenstadt Berne droht nach 90 Jahren der erste Abriss. Bewohner der genossenschaftlichen Siedlung haben Angst, dass dies der Anfang vom Ende des komplett erhaltenen Ensembles sein könnte. „Wir befürchten, dass neben uns ein Wohngebiet entsteht, das nicht mehr den Bedürfnissen der kleinen Leute entspricht“, sagt das Genossenschaftsmitglied Susanne Dammann.

Seit 1978 steht die Siedlung am U-Bahnhof Berne unter Milieuschutz. 2007 wurde sie in die Liste der „erkannten Denkmäler“ eingetragen. Unter Denkmalschutz steht sie damit aber noch nicht. Verhandlungen zwischen der Wohnbaugenossenschaft Gartenstadt Hamburg als Eigentümerin und dem Denkmalamt scheiterten 2010.

Der Genossenschaftsvorstand, der für den Abriss plädiert, argumentiert ökonomisch: Die Sanierung des Häuschens am Berner Heerweg 474 / 476 wäre unverhältnismäßig teuer. 50.000 Euro würde es kosten, die marode Haushälfte mit dem Baustandard der 1920er Jahre auch nur zu erhalten, und das bei einer Wohnfläche von 59 Quadratmetern. „Ich kann das Geld doch nicht einfach verbrennen“, sagt Genossenschaftsvorstand Sönke Witt. Mit dem einzusetzenden Geld lasse sich mehr und besserer Wohnraum schaffen.

Die Genossenschaftsmitglieder, die sich gegen den Abriss wehren, setzen dagegen auf Eigeninitiative: Die Genossenschaft überlässt die Häuser ihren Mitgliedern gegen ein Nutzungsentgelt von 4,65 Euro pro Quadratmeter. Damit erhalten die Nutzer aber nur die Gebäudehülle. Um den Rest – Küche, Bad, Heizung – müssen sie sich selbst kümmern. „So wie es das Budget hergibt, können wir den Wohnwert für uns verbessern“, sagt Mitglied Klaus Richter-Flubacher. Neue Wohnungen seien viel teurer.

Witt dagegen rechnet vor, was es künftige Nutzer kosten würde, das Häuschen auf den heutigen Standard zu bringen. Das wäre nicht viel billiger, als neu zu bauen, das aber bei einer winzigen Wohnfläche. Bei einer Vertreterversammlung am 30. Mai will er sich die Option auf einen verdichteten Neubau genehmigen lassen.

Die Genossenschaft habe angeboten, einen Denkmalschutz für 40 Prozent der Siedlung zu akzeptieren, sagt Witt. Das hätte alle Bauabschnitte, Haustypen, Architekten und die städteplanerische Gestaltung umfasst. Das Denkmalamt hält es aber nur für sinnvoll, das gesamte Ensemble unter Schutz zu stellen. Die teuren Folgen des Denkmalschutzes beschränkten die Entwicklungsfähigkeit seiner Genossenschaft, befürchtet Witt. Dabei sei es nur den strengen Erhaltungsvorgaben der Genossenschaft zu verdanken, dass die Siedlung überhaupt denkmalwürdig sei.

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