Havariertes AKW Fukushima: Total Gaga - Japan ist sicher

Während Lady Gaga sich in Japan gut aufgehoben fühlt, drohen in Fukushima neue Überflutungen durch strahlendes Wasser. Und Kinder werden mit Dosimetern ausgerüstet.

Ein Tässchen Tee in Tokio: Lady Gaga am Donnerstag in Japan. Bild: dpa

BERLIN taz | Zumindest Lady Gaga ist überzeugt: "Japan ist sicher" und man solle das Land besuchen, sagte der Popstar am Donnerstag in Tokio. Immerhin hat Gaga nach Agenturmeldungen drei Millionen Dollar für Japan gespendet und ist auf Konzerttour durchs Land.

In Fukushima sieht die Lage anders aus. Dort sind die Arbeiten in eine Zwickmühle geraten: Immer mehr extrem verstrahltes Wasser steht in den AKW-Kellern, deshalb wird weniger Kühlwasser eingeleitet. Das aber lässt die Temperaturen dort wieder steigen. 110.000 Tonnen der stark strahlenden Brühe schwappen in den Kellern und drohen überzulaufen. Ein Filter- und Recyclingsystem, sollte bereits letzte Woche angeschlossen werden, funktionierte aber bisher nicht wie geplant. Derzeit kommen jeden Tag 500 Tonnen Wasser dazu. Und nun hat die Regensaison begonnen, die weiter Wasser in die Reaktoren spülen kann.

Das Kühlwasser ist weiter extrem gefährlich: Es steht nach Tepco-Messungen über sechs Meter hoch in den Kellern der Reaktoren und strahlt mit bis zu 430 Millisievert pro Stunde - eine Strahlendosis, die in Deutschland für ein gesamtes Berufsleben erlaubt ist. Auch auf dem Trockenen hindert die hohe Strahlung, gemessen in Reaktor 2, die Arbeiten. Dort ist das Gebäude mit Strahlendosen zwischen 15 und knapp 100 Millisievert verseucht.

Luftfeuchtigkeit gesunken

Immerhin ist die Luftfeuchtigkeit, die das Arbeiten dort fast unmöglich machte, von fast 100 auf 46 bis 65 Prozent gesunken. Arbeiter konnten nach Meldugnen des TV-Senders NHK Überwachungskameras installieren und Wasseranschlüsse reparieren.

In der Zwischenzeit hat die Präfektur Fukushima beschlossen, an 280.000 Kinder Dosimeter zu verteilen, um die Strahlenbelastung zu messen. Eine Ärztegruppe hat herausgefunden, dass die Bewohner der Provinz seit dem Unfall relativ hohe Werte an Radioaktivität in den Körper aufgenommen haben: Über drei Millisievert wurden in Urin und Lebensmitteln nachgewiesen, das Dreifache des internationalen Grenzwerts.

Die Zukunft der Atomkraft in Japan ist derweil offenbar weiter ungewiss. Nach NHK-Informationen sollen 11 der 54 Atomreaktoren auch nach Routineuntersuchungen erst einmal nicht wieder ans Netz gehen. Bisher gebe es dafür keine Genehmigung der lokalen Behörden, hieß es. Und bei einem Treffen von Sicherheitsexperten und Verwaltungsbeamten am 15.Juni sprachen sich viele Bürgermeister gegen neue Atomkraftwerke oder den weiteren Betrieb der bestehenden Anlagen aus. Einige der Bürgermeister forderten den Ausstieg Japans aus der Atomenergie und mehr Forschung an erneuerbaren Energien.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.