Havariertes Frachtschiff vor Mauritius: Öl fließt in die Korallenlagune

Aus der gestrandeten „Wakashio“ tritt Öl aus. Der Regierungschef des Inselstaates bitte das Ausland um Hilfe. Umweltschützer fürchten dauerhafte Schäden.

Ein Schiff im Meer aus dem sichtbar Öl ausläuft

Alles voller Öl: das gestrandete Schiff vor Mauritius Foto: Georges de La Tremoille/MU/ap

PORT LOUIS dpa/taz | Fast zwei Wochen lang lag der Frachter „Wakashio“ gestrandet auf einem Korallenriff vor Mauritius, Bewohner konnten ihn vom Strand aus sehen. Dann sank eine Seite des Schiffs ab, und Öl begann sich in dem türkisfarbenen Wasser auszubreiten, wie sich Sunil Dowarkasing erinnert. „Die ganze Lagune ist voller Öl. Das Öl hat das Ufer erreicht“, beschrieb der Mauritier und ehemalige Mitarbeiter von Greenpeace die Szenerie am Freitag. „Überall ist eine massive Verschmutzung.“

Regierungschef Pravind Jugnauth rief am Freitagabend den Umwelt- Notstand aus und forderte Unterstützung aus dem Ausland an. Er wandte sich dabei zunächst an Frankreich. „Wir haben nicht die Expertise und Erfahrung, um gestrandete Schiffe zu bergen, daher habe ich Frankreich um Hilfe gebeten“, twitterte Jungnauth an die Adresse von Staatschef Emmanuel Macron.

Die „Wakashio“ war am 25. Juli vor der Ostküste von Mauritius im Indischen Ozean auf Grund gelaufen. Das Schiff war laut seinem japanischen Inhaber ohne Fracht von Singapur nach Brasilien unterwegs. Wie es genau zu dem Unfall kam, war zunächst unklar. Am Donnerstag riss dann der Rumpf, wie das Umweltministerium des Inselstaates mitteilte.

Rund ein Viertel der 4.000 Tonnen Öl seien bereits ausgelaufen, sagte Deborah de Chazal, die Exekutivdirektorin der Mauritian Wildlife Foundation. Dies sei womöglich „eine der schlimmsten ökologischen Krisen, die dieser kleine Inselstaat jemals erlebt hat“, teilte Greenpeace mit.

Schiffseigner entschuldigt sich

Der Besitzer des auf Grund gelaufenen Frachtschiffs hat sich bei den Bewohnern des Urlaubsparadieses entschuldigt. „Wir entschuldigen uns zutiefst bei den Menschen in Mauritius und den Betroffenen dafür, dass wir ihnen so viele Probleme bereitet haben“, teilte das japanische Unternehmen Nagashiki Shipping am Samstag (Ortszeit) mit. Um die Umwelt zu schützen, werde man alles tun, um das ausgelaufene Öl zu bergen, das restliche Öl im Schiff abzupumpen und das Schiff sicher zu entfernen.

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„Um negative Auswirkungen auf die Umwelt so gut es geht zu verhindern, haben wir einen Zaun aufgebaut und begonnen, das Öl abzupumpen“, sagte ein Sprecher der Firma. Mauritius habe nicht genug Ausrüstung, um die Ölkatastrophe allein zu bewältigen, sagte de Chazal.

Die Behörden versuchen nun, die Katastrophe in den Griff zu bekommen. Die Regierung traf sich nach Angaben des Umweltministeriums am Freitag mit Vertretern von Organisationen und aus dem Privatsektor, um einen Plan zu erarbeiten, wie das Gebiet gereinigt werden kann. Bis dahin ermahnte das Ministerium die Öffentlichkeit, die betroffenen Gebiete zu meiden. Denn die Öldämpfe seien „hochgiftig und gesundheitsschädlich“.

Naturschutzgebiete gefährdet

Doch vor allem die noch offenen Fragen sorgen unter den Bewohnern für Wut. Warum blieben die Behörden zwei Wochen lang anscheinend untätig? Das Öl hätte gleich nach dem Unfall abgepumpt werden müssen, um ein Austreten zu vermeiden, sagte Dowarkasing. Das sei grobe Fahrlässigkeit von Seiten der Behörden gewesen – „eine Straftat gegenüber der Umwelt“.

Mauritius mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern ist weltweit für prachtvolle Korallen, blendend weißen Strände sowie eine bunte Fülle an Meereslebewesen und Landtieren bekannt. Das Land ist laut Umweltministerium von 150 Kilometern an geschützten Korallenriffen umgeben. Diese Naturpracht zog im vergangenen Jahr nach Regierungsangaben 1,4 Millionen Touristen an.

Der verunglückte Frachter liegt mitten in einem reichhaltigen Naturgebiet an der Ostküste der Hauptinsel vor dem Ort Mahébourg. In der Nähe des Wracks befinden sich zwei Schutzgebiete und eine kleine Insel, die ein Vorbild für Naturschutz und Biodiversität ist. Das alles könne von dem Öl zerstört werden, warnte Dowarkasing. „Es wird Jahre dauern, bis es wieder so wird, wie es einmal war. Oder es wird nie wieder so werden.“

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