Hellenische Gemeinde Berlin vor Pleite: Griechen droht Odyssee

Der Hellenischen Gemeinde sollen die Fördergelder gestrichen werden – wegen Verstößen gegen das Nichtraucherschutzgesetz.

Es wird eng für die Griechen, auch in Berlin. Bild: ap

Im Inneren des Backsteingebäudes ist es kühl. Aus dem CD-Spieler erklingt Angela Zilia, die schwüle Sommerabende und Leichtigkeit besingt. Von alldem ist im großen Saal des Griechischen Kulturzentrums in Steglitz nichts zu spüren. Zwanzig Griechinnen und Griechen sind gekommen, sie starren in dampfende Kaffeebecher, die Stimmung ist gedrückt. Dem Kulturzentrum der Hellenischen Gemeinde zu Berlin droht das Aus. Die Senatsverwaltung für Integration wolle ab April die Fördergelder nicht mehr zahlen, sagte der Vorsitzende Kiriakos Fotiadis am Mittwoch.

Die Hellenische Gemeinde versteht sich als Interessenvertreter der Berliner Griechen. Im Kulturzentrum haben 14 Vereine ihren Sitz, darunter die Fußballer vom FC Hellas und der deutsch-griechische Chor. Die Mitarbeiter bieten Aktivitäten wie Sprachkurse, Tanzgruppen oder Theaterspiel an, alles ehrenamtlich. Seit 1990 nutzt der Verein dafür ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude in Steglitz. Im Obergeschoss befindet sich der deutsch-griechische Kindergarten, in unmittelbarer Nachbarschaft steht die griechisch-orthodoxe Kirche. „Die Miete ist hoch. Aber hier im Zentrum verbringen wir seit langem gemeinsam die Wochenenden und Feiertage. Das ist unsere Heimat“, sagt Fotiadis.

Bislang hat die Integrationsverwaltung das Kulturzentrum jährlich mit knapp 40.000 Euro unterstützt. Um die Gesamtsumme für Miete, Strom, Heizung, Wartung, Bürobedarf und eine Koordinatorenstelle zu decken, brachte die Hellenische Gemeinde noch Eigenmittel in Höhe von knapp 21.000 Euro auf. „Wenn die Unterstützung eingestellt wird, können wir nicht bleiben.“

Fotiadis kann den Grund für die angekündigte Streichung der Mittel nicht nachvollziehen. Dilek Kolat (SPD), Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, hatte dies im Februar im Abgeordnetenhaus mit Verstößen gegen das Nichtraucherschutzgesetz erklärt. „Es gab deshalb bereits mehrere Anzeigen“, bestätigt auch Monika Lüke, Berlins Beauftragte für Integration und Migration. Mehrmals sei die Hellenische Gemeinde ermahnt worden, das Rauchen einzustellen – geändert habe sich jedoch nichts. So hätte es vor zwei Wochen erneut eine Beschwerde gegeben. „Deshalb wurden die Fördergelder im Jahr 2013 nur für drei Monate gewährt“, so Lüke.

Rauchverbotsschilder

„Das ist doch Unsinn“, schimpft Vizevorsitzender Lampros Savvidis. Als der Verein erstmals von der Beschwerde erfuhr, seien Rauchverbotsschilder aufgehängt worden. „Wir werden seit mehr als 20 Jahren gefördert – und gebraucht“, sagt er.

Täglich erreichen die Einrichtung Anfragen junger Griechen, die Beratung in Spracherwerbs-, Wohnungs- oder Arbeitsfragen benötigen. Aliki Gkerlioti etwa lebt und promoviert seit vier Monaten in Berlin. Das Zentrum habe ihr beim Einleben in der fremden Stadt geholfen, sagt sie.

Ein Pendant zur Hellenischen Gemeinde ist der Förderverein To Spiti in Neukölln. Niki Reister von To Spiti hält das Fortbestehen der Einrichtung in Steglitz dennoch für sinnvoll: „Mehr als 4.500 eingetragene Mitglieder kennen und mögen ihr Zentrum in der Mittelstraße. Neukölln ist ja nicht gerade um die Ecke.“

Im Kulturzentrum in Steglitz hebt ein älterer Herr den Arm, dann zeigt er auf den Boden: „Das ist Marmor aus Griechenland. Den haben wir damals selbst ausgesucht. Warum können wir nicht einfach hierbleiben?“ Kiriakos Fotadis will genau das die Integrationsbeauftragte persönlich fragen. „Frau Lüke soll sehen und hören, was wir hier ehrenamtlich leisten“, sagt er. Dieser Bitte komme sie gern nach, versichert Lüke – am 11. März wird sie im Kulturzentrum zu Gast sein.

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