Hessischer SPD-Spitzenkandidat: "Gümbel wer?"

Der neue Spitzenkandidat der hessischen SPD gehört zum Kreis der engsten Vertrauten um Landeschefin Andrea Ypsilanti.

Ypsilanti lobt Schäfer-Gümbel als "fleißig und intelligent". Ob ihm das hilft oder schadet? Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN taz Jetzt also soll der 1969 in Oberstdorf im Allgäu geborene Landtagsabgeordnete Thorsten Schäfer-Gümbel die hessische SPD als Spitzenkandidat in das nächste Gefecht um die Macht im finanzstärksten Bundesland führen. "Gümbel wer?" Das fragten am Sonnabend nicht wenige Journalisten, selbst aus Reihen der Landespressekonferenz. Und auch der Chef der hessischen Grünen, Tarek Al-Wazir, konnte (oder wollte) diese Personalentscheidung beim ehemaligen Koalitionsvertragspartner nicht kommentieren.

Schäfer-Gümbel, ein großer und kräftiger Mann mit modischer Brille, folgt also Andrea Ypsilanti nach - jedenfalls auf dem Spitzenplatz der noch zu wählenden Liste der hessischen SPD für die Neuwahlen im Januar. Dass auf dieser Liste keiner der vier Dissidenten um den zurückgetretenen Parteivizevorsitzenden Jürgen Walter noch einmal für den Landtag kandidieren kann und darf, ist dabei nicht nur für die von diesen vier "Parteifreunden" um das Ministerpräsidentenamt geprellte Ypsilanti eine Selbstverständlichkeit. Auch Schäfer-Gümbel, der wie seine Mentorin Ypsilanti dem linken Flügel der hessischen SPD angehört, will die Abweichler nicht mehr im neuen Landtag sehen. Es sei ungerecht, dass Ypsilanti so "gescheitert wurde", konstatierte er am Samstag. Zu den Inhalten der Politik von Ypsilanti steht der verheiratete Vater von drei Kindern, der vom Katholizismus zum evangelischen Glauben konvertierte, sowieso.

Ypsilanti lobt den ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaften der Uni Gießen denn auch über den Klee. Schäfer-Gümbel sei "kreativ, fleißig und intelligent", sagte sie nach der Nominierung des Spitzenkandidaten aus der "nächsten Generation". Die ihm zugeschriebene Integrationskraft wird er jetzt brauchen. Glaubt man der Landtagsabgeordneten Nancy Faeser, die im Kabinett Ypsilantis Justizministerin werden sollte, hätte etwa die Hälfte der konservativen Fraktionsabgordneten "auf dem ganzen Weg von Ypsilanti Bauchgrimmen gehabt", so Faeser in einem Interview mit der FAS.

Schäfer-Gümbel, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Süd, der auch nur stellvertretender Chef der hessischen Jusos und nur Vizepräsident der Europäischen Sozialistischen Jugend war, wird wohl daran gemessen werden, ob es ihm gelingen wird, diesen Graben mitten durch die Fraktion zu überbrücken. Ypsilanti ist daran gescheitert; oder sie hat es - so ihre Kritiker - erst gar nicht richtig versucht. Für die hessische Union jedenfalls steht schon jetzt fest, dass Ypsilanti auch nach der Ernennung ihres "Jüngers" Schäfer-Gümbel die Zügel bei der SPD in Hessen weiter fest in der Hand behält.

Schäfer-Gümbel, in Hessen ausgerechnet passionierter Fan von Bayern München, nahm den Fehdehandschuh bereits auf. Der politische Gegner werde sich "warm anziehen" müssen, sagte er in Frankfurt. "Erst recht" werde jetzt gekämpft. Die üblichen 100 Tage Schonfrist werden ihm dabei nicht zugestanden.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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