Hillary Clinton in Pakistan: Diplomatische Zugeständnisse

US-Außenministerin Clinton zeigt sich in Islamabad betont entspannt und dankbar. Beide Seiten lassen sich dennoch öffentlich ihre Verstimmung anmerken.

Hillary Clinton mit Admiral Mike Mullen. Bild: dapd

ISLAMABAD taz | Freispruch und ein Dankeschön für Pakistan: US-Außenministerin Hillary Clinton hat bei ihrem Besuch in Pakistan am Freitag bewusst sanfte Töne angeschlagen. Knapp einem Monat nach der Tötung von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan durch US-Spezialtruppen sprach die US-Chefdiplomatin die pakistanische Regierung von jeglichem Verdacht frei, vom Versteck bin Ladens in der pakistanischen Militärstadt Abbottabad gewusst zu haben.

"Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass jemand auf der höchsten Regierungsebene" davon Kenntnis gehabt habe, sagte Clinton. Offiziell ist Pakistan aufgebracht, dass die USA ohne Absprache Osama bin Laden in Pakistan getötet hat. Die USA hingegen geben sich offiziell verärgert, dass der meist gesuchte Mann der Welt in Pakistan aufgespürt wurde. Doch die Episode bin Laden hat nicht dazu geführt, dass wichtige diplomatische Gespräche abgesagt oder Zusagen zurückgenommen wurden.

Der Besuch von Clinton findet wie geplant statt, und auch das Einfrieren der milliardenschweren US-Hilfe für Pakistan steht nicht zur Debatte. Pakistan und die USA sind in wichtigen Punkten aufeinander angewiesen. Die USA brauchen Pakistan, um den Krieg in Afghanistan zu Ende zu bringen, und Pakistan steht ohne US-amerikanisches Geld vor dem Staatsbankrott.

Für die USA drängt die Zeit: Nach fast einem Jahrzehnt Krieg ohne klare Siegesaussichten soll schon in einem Monat mit dem Abzug der Truppen aus Afghanistan begonnen werden. Doch ohne einen Friedensdeal mit den aufständischen Taliban ist der Abschied der Nato vom Hindukusch nicht zu haben. Und auch nicht ohne die Hilfe Pakistans, das seit Jahren wichtige Taliban-Führer beherbergt und unterstützt.

Erstmals gestand US-Außenministerin Clinton ein, dass Pakistan "sehr legitime Interessen" an dem "Versöhnungsprozess" in Afghanistan habe. Pakistan müsse "ein Teil dieses Prozesses" sein. Es sei die Strategie der USA, die Taliban von al-Qaida zu spalten und jene Taliban, die die Verfassung akzeptierten, zu integrieren, erklärte sie. Die trilateralen Gespräche zwischen Pakistan, Afghanistan und den USA seien ein "sehr wichtiger Schritt" auf diesem Weg.

Dies ist ein bedeutendes Zugeständnis der USA an Pakistan, das Afghanistan als seine Interessensphäre ansieht und sich mit einer Islamabad-freundlichen Regierung im Rücken gegen seinen Erzfeind Indien absichern will.

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