Historischer Höchststand: 45 Millionen in der EU auf Jobsuche

Noch nie gab es in der EU so viele Menschen ohne Arbeit wie derzeit. Eine Mitschuld daran haben auch die niedrigen Löhne in Deutschland, sagt die Internationale Arbeitsorganisation.

Auch wenn die Konjunktur brummt, in der Arbeitsagentur muss man Schlange stehen. Bild: dpa

GENF afp | Die Arbeitslosigkeit in Europa hat einen historischen Höchststand erreicht: Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vom Dienstag waren im Jahr 2010 rund 45 Millionen Menschen in der Europäischen Union ohne Job. Eine Mitschuld daran gab die ILO den niedrigen Löhnen in Deutschland - die dadurch günstigen deutschen Exporte setzten andere europäische Staaten unter Druck.

In den meisten EU-Ländern sind heute weit mehr Menschen ohne Arbeit als vor der Finanz- und Wirtschaftskrise, und der Ausblick sei wegen der Schuldenkrise negativ, heißt es im ILO-Bericht über globale Beschäftigungstrends. Die Schaffung von Arbeit müsse daher in der Wirtschaftspolitik "oberste Priorität" haben.

Zu den wenigen Ausnahmen gehöre Deutschland. Doch die "schwache Entwicklung" der Löhne und Gehälter und die damit gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der Exporte sei gleichzeitig "die strukturelle Ursache für die jüngsten Schwierigkeiten der Euro-Zone", kritisierte die ILO.

Die anderen Länder hätten wegen der schwachen Nachfrage wenig nach Deutschland exportieren können. Die ILO-Experten empfehlen, die deutsche Wirtschaft solle höhere Löhne zahlen und ihre – in der Euro-Zone nur durchschnittliche – Produktivität steigern.

Weltweit waren im vergangenen Jahr nach Schätzung der ILO mehr als 197 Millionen Menschen arbeitslos. Das seien genauso viele wie im Vorjahr und 27 Millionen mehr als vor der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007, erklärte ILO-Generalsekretär Juan Somavía in Genf.

Die Arbeitslosenquote stagniere damit bei 6,0 Prozent - und das, obwohl die Weltwirtschaft 2010 um 5,1 Prozent und 2011 um 4,0 Prozent gewachsen sei.

DGB-Chef Michael Sommer, nannte den ILO-Bericht einen "erneuten Weckruf für die Staats- und Regierungschefs, endlich mehr Anstrengungen für Wachstum und Beschäftigung zu unternehmen". Er forderte konjunkturstützende Maßnahmen und sprach sich gegen eine "falsche Sparpolitik" aus.

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