Hochschulkrise: Uni-Chaos-Tage beenden

SPD und Linke fordern in der Bürgerschaft die Ablösung von Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz und ein klares Bekenntnis zum Standort Rotherbaum.

Die Uni soll bleiben, die Präsidentin gehen, fordern SPD und Linke Bild: Babette Brandenburg

Herlind Gundelach versuchte es auf Politikerdeutsch: "Die Universität steckt in einem Umbruch, der von vielen als krisenhaft empfunden wird." So vermied die CDU-Wissenschaftssenatorin am Mittwoch in der Bürgerschaft jede eigene Bewertung des aktuellen Hochschuldilemmas. Klare Worte kamen hingegen von der SPD. Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeld forderte die Ablösung von Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz und zog Herlind Gundelach für die universitären Chaos-Tage zur Verantwortung.

Unter der amtierenden Uni-Präsidentin herrsche "ein Klima von Misstrauen und Angst, das keine diskursiven Entscheidungsprozesse mehr möglich mache", klagte Stapelfeld - das Verhältnis zwischen Universität und Präsidentin sei "zerrüttet". Auch der am Mittwoch veröffentlichte Brief der Präsidentin, in dem diese Besserung gelobt, "nehme nichts zurück und heile nichts". Deshalb brauche die Uni nun schleunigst eine Persönlichkeit in ihrer Leitung, die diesem Amt gewachsen sei. Dass dies für die SPD nicht die amtierende Präsidentin sei, daran ließ Stapelfeld keinen Zweifel.

Auweter-Kurtz hatte in einem offenen Brief Kommunikationsdefizite eingeräumt und zugestanden, mit dem von ihr vorgelegten Reformtempo vielen Kolegen und Kolleginnen zu viel zugemutet zu haben. Doch dieses Bekenntnis geht für die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn, schlicht am Thema vorbei: "Der Hauptgrund für den Widerstand ist nicht der Arbeitsstil der Präsidentin, sondern das, wofür sie inhaltlich eintritt." Selbst Gundelach vermied es, sich demonstrativ hinter Auweter-Kurtz zu stellen. Sie erwarte nun "ein Zeichen aus der Universität", ob das Einlenk-Angebot der Präsidentin angenommen werde.

Nach Meinung der SPD und der Linken ist aber nicht nur ein Führungswechsel zwingend, sondern auch eine klare Standort-Aussage. Der Senat müsse, so Stapelfeld, "die Pläne zur Verlagerung der Universität auf den Kleinen Grasbrook aufgeben" und dürfe diese Entscheidung nicht bis nach der Bundestagswahl hinauszögern.

Stapelfeld stellte sich damit demonstrativ hinter die GAL-Bundestagskandidatin Krista Sager, die sich Anfang der Woche für einen Verbleib und die Erweiterung der Uni im Grindel-Viertel ausgesprochen hatte. Weg müsse aber auch, so Stapelfeld, das von Gundelach vorgelegte Wissenschaftsförderungsgesetz - "und zwar", so Stapelfeld, "in Gänze und nicht nur in Teilen, wie die GAL es fordert".

Für die GAL versprach deren Hochschulexpertin Eva Gümbel "eine genaue Evaluation" des Gesetzentwurfs, der bislang zu stark an die Reformen von Gundelach-Vorgänger Jörg Dräger andocke, mit denen demokratische Entscheidungsverfahren der Uni abgebaut worden seien. Bei der Standort-Frage gehe es darum, "zuerst zu prüfen, ob sich die Universität in Eimsbüttel entwickeln kann". Nur wenn das nicht möglich sei, "prüfen wir Alternativen".

Der CDU-Abgeordnete Wolfgang Beuß hingegen warnte die Auweter-Kurtz-Kritiker vor überzogenen Forderungen: "Was man einreißt, muss man hinterher wieder aufbauen." Einem Comeback der demokratischen Selbstverwaltung einer Gremienuniversität erteilte er eine Absage: "Die 68er-Ideen wird es mit uns nicht mehr geben."

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