Hohe Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen: Jobs dringend gesucht

Beim informellen EU-Gipfel in Brüssel wollen alle die Wirtschaft ankurbeln – aber keiner weiß, wie. Vor allem Jugendlichen wird keine Perspektive in der Arbeitswelt geboten.

Protest in Griechenland: Durch die schrumpfende Wirtschaft werden noch mehr Jobs für Jugendliche verloren gehen. Bild: dpa

BERLIN taz | Folgt man den zahlreichen Wortmeldungen vor dem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs an diesem Mittwochabend in Brüssel, müsste dort alles Mögliche auf der Agenda stehen: das deutsch-französische Verhältnis, zusätzliche bi- und trilaterale Sondergipfel, Eurobonds, Personalgespräche.

Tatsächlich aber geht es vor allem um ein Thema: Wie kann man genug Arbeitsplätze schaffen, um den Jugendlichen in Europa die Chance auf eine bessere Zukunft zu eröffnen?

Diskutiert werden soll auf der Grundlage eines Berichts von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Erst am Montag hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) dramatische Zahlen vorgelegt: Durchschnittlich 22,1 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren standen im März in den 17 Ländern der Eurozone auf der Straße.

Dabei ist das regionale Gefälle riesig: In Spanien etwa sind mehr als 52 Prozent dieser Altersgruppe ohne einen Job, in Deutschland weniger als 10 Prozent. ILO-Arbeitsmarktexperte Salazar-Xirinachs schlägt deshalb vor: Unternehmen, die Arbeitsplätze für junge Menschen schaffen, sollen mit Steuerentlastungen belohnt werden.

Parallel dazu müssten Jugendliche besser – und „näher am Bedarf der Unternehmen“ – qualifiziert werden oder Beihilfen bekommen, wenn sie sich selbstständig machen.

Ähnliches dürfte nun auch in Brüssel diskutiert werden. Allerdings ist strittig, woher das Geld dafür kommen soll. Barroso plädiert dafür, vorhandene EU-Mittel umzuwidmen.

Wirtschaft schrumpft

Klar ist, dass das nicht reichen wird. Zusätzliches Wachstum ist nötig, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Am Dienstag warnte die Industrieländerorganisation OECD, sie gehe davon aus, dass die Wirtschaft im Euroraum 2012 um 0,1 Prozent schrumpfen wird.

Dabei trifft es Griechenland besonders hart mit einem voraussichtlichen Minus von 5,3 Prozent. Auch das spanische Bruttoinlandsprodukt werde um 1,6 Prozent niedriger ausfallen als noch 2011.

Ebenso klar ist, dass sich die Gipfelteilnehmer keineswegs darüber einig sind, wo dieses Wachstum herkommen soll. Frankreichs sozialistischer Präsident François Hollande fordert neue Finanzierungsformen. Er wird dabei nicht nur von Italiens Regierungschef Mario Monti unterstützt.

OECD empfiehlt billige Kredite

Auch die OECD-Ökonomen schlugen sich auf seine Seite: Sie empfahlen der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen weiter zu senken, damit Unternehmen billigere Kredite bekommen können.

Darüber hinaus müsse man den Europäischen Schutzschirm (ESM) auch für Banken in Not öffnen und gemeinsame Staatsanleihen, sogenannte Eurobonds, ausgeben, um den Ländern mehr Spielraum zu verschaffen.

Die deutsche Bundesregierung bremst weiter. Offiziell hieß es in Berlin am Dienstag nur, vorgesehen seien „Gespräche über die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit für nachhaltiges Wachstum“ sowie über die Haushaltskonsolidierung.

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