Huthi-Rebellen im Jemen: Regierungschef auf der Flucht

Der Präsident flieht vor den Rebellen an einen geheimen Ort. Die Huthi setzen ein Kopfgeld von 100.000 Dollar auf ihn aus und nehmen den Verteidigungsminister fest.

Huthi Kämpfer patrouillieren in der Gegend um Sanaa. Bild: ap

SANAA ap | Jemens Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi ist vor den vorrückenden Huthi-Rebellen aus seinem Palast in Aden geflüchtet. Beamte teilten der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch mit, Hadi habe sich an einen geheim gehaltenen Ort begeben. Augenzeugen berichteten, sie hätten einen Konvoi mit mehreren Fahrzeugen aus Hadis Residenz wegfahren sehen. Auf den Präsidentenpalast des Staatschefs in der Stadt Aden wurde ein Luftangriff geflogen. Das verlautete aus jemenitischen Sicherheitskreisen. Die Huthis setzten ein Kopfgeld von 100 000 Dollar auf ihn aus. Die Teile der Armee, die noch loyal zu Hadi stehen, äußerten sich zunächst nicht.

Die Huthis nahmen zudem Verteidigungsminister Mahmud al-Subaihi in der Provinz Lahdsch fest. Die Regierung bestätigte das. Huthi-Sprecher Mohammed Abdel-Salam sagte dem Rebellensender Al-Masira, die Huthis würden Aden binnen weniger Stunden erreichen. Sie bekämpften Verbündete Hadis an fünf Fronten, hätten aber nicht vor, Aden zu besetzen.

Nur Stunden zuvor hatte Al-Masira gemeldet, die Rebellen hätten den Luftwaffenstützpunkt Al-Annad erobert, der etwa 60 Kilometer von Aden entfernt liegt. Er sei zuvor von Anhängern des Terrornetzwerks Al-Kaida und Soldaten Hadis geplündert worden.

Die USA und Großbritannien hatten in Al-Annad Soldaten stationiert. Diese bildeten jemenitische Soldaten für den Kampf gegen Al-Kaida aus. Die USA nutzten den Stützpunkt zudem für ihre Drohnenangriffe im Süden der arabischen Halbinsel. Als Al-Kaida-Kämpfer eine wichtige Stadt in der Nähe besetzten, zogen die USA vor wenigen Tagen etwa 100 Soldaten aus Al-Annad ab, darunter auch ein Spezialkommando. Großbritannien folgte diesem Beispiel.

Saudi-Arabien marschiert auf

Saudi-Arabien zieht US-Regierungskreisen zufolge schweres Militärgerät an der Grenze zum Jemen zusammen. Der Aufmarsch könne sowohl offensiven als auch defensiven Zielen dienen, hieß es in den Kreisen. Denkbar sei, dass die saudischen Streitkräfte Luftangriffe zur Unterstützung des vor schiitischen Milizen nach Aden geflohenen jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi vorbereiteten. Hadi wird von Saudi-Arabien und anderen sunnitischen Monarchien der Region unterstützt, die Huthi-Miliz vom schiitischen Iran.

Die schiitischen Huthis haben sich mit Hadis Vorgänger Ali Abdullah Salih gegen den international anerkannten Präsidenten verbündet. Im September brachten sie die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle, im Januar besetzen sie den Präsidentenpalast und stellen Hadi unter Hausarrest. Nach seiner Freilassung floh Hadi nach Aden und erklärte es zur vorübergehenden Hauptstadt des Landes.

Im Jemen sind aber auch die sunnitischen Terrororganisationen Islamischer Staat und Al-Kaida aktiv. Den Al-Kaida-Ableger betrachten die USA als einen der gefährlichsten überhaupt. Am Freitag griffen Selbstmordattentäter, die eigenen Worten zufolge dem IS nahestehen, zwei Moscheen in Sanaa an und töteten 137 Menschen. Rebellenführer Abdel Malik al-Huthi kündigte daraufhin an, Milizen und Al-Kaida-Kämpfer im Süden des Jemen anzugreifen. Die Huthis gingen erneut in die Offensive und besetzten Tais, die drittgrößte Stadt des Jemen.

Am Dienstag forderte der bedrängte Hadi die Vereinten Nationen zu militärischem Eingreifen auf. In einem Brief an den Sicherheitsrat bat er um eine entsprechende Resolution. Das Schreiben lag der Nachrichtenagentur AP vor. Zudem teilte Hadi mit, er habe Mitglieder des Golf-Kooperationsrats und die Arabische Liga gebeten, umgehend „alle nötigen Schritte zum Schutz des jemenitischen Volkes vor der anhaltenden Huthi-Aggression“ zu ergreifen.

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