Hutu-Miliz im Kongo: FDLR verliert Topkommandeur

Der Stabschef Leopold Mujyambere wurde von Kongos Geheimdienst festgenommen. Zuvor hatte die Miliz mehrere Ortschaften angegriffen.

Ein Mann trägt einen blauen Helm und eine Waffe

Ein UN-Blauhelmsoldat der Monusco-Mission in der Nähe des kongolesischen Goma Foto: dpa

BERLIN taz | Erneut verliert die im Kongo kämpfende ruandische Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) einen Topkommandeur: Leopold Mujyambere, Stabschef der FDLR-Truppen, wurde zu Wochenbeginn in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma vom Geheimdienst festgenommen. Er befand sich auf dem Rückweg von einem Besuch in Südafrika via Sambia zurück ins FDLR-Hauptquartier in den Masisi-Bergen westlich von Goma. Die Miliz unterhält enge Kontakte mit Südafrikas Regierung und zur ruandischen Exilopposition am Kap.

Brigadegeneral Mujyambere ist seit 2012 Stabschef der FDLR, nach General Sylvestre Mudacumura ihr zweithöchster Militärführer. Seine Festnahme ist ein gewaltiger Schlag gegen die Miliz, die seit Beginn kongolesischer Militäroperationen 2015 in Bedrängnis gerät. Die meisten der angeblich nur noch wenigen hundert FDLR-Kämpfer sollen in den Masisi-Bergen nahe der Orte Bweru und Nyanzale eingekesselt sein, ein unzugängliches Gebiet. Der Oberkommandierende Mudacumura sei alt und schwach, könne kaum mehr marschieren, heißt es aus gut informierten Quellen.

Dennoch, wie ein sterbendes Tier schlägt die Miliz, die sich in ihrer Führung aus Tätern des Völkermordes in Ruanda 1994 zusammensetzt, um sich. Im April griffen FDLR-Kommandoeinheiten ihre Heimat Ruanda an und zwangen Ruandas Armee zum Aufmarsch an der Grenze. Aus ruandischen Militärkreisen heißt es, die FDLR habe Westruanda infiltriert. Vor zwei Wochen wurde im südruandischen Bezirk Nyanza ein Mann mit Maschinengewehr von Soldaten erschossen – angeblich ein FDLR-Kämpfer.

Im Ostkongo greift die FDLR in Koalition mit der lokalen Hutu-Miliz Nyatura immer wieder Ortschaften an. Der zivilgesellschaftliche Koordinator Thomas d’Aquin Mwiti sprach im Radio von fünf Getöteten und Dutzenden Entführten im Dorf Kalembe. Dominik Stillhart, Direktor des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), bestätigte am Dienstag die Entführung dreier kongolesischer Mitarbeiter, mutmaßlich durch die FDLR.

Jean-Edmond Masumbuko, Bürgermeister der Stadt Beni, bezichtigte die FDLR am Dienstag eines Massakers an 18 Menschen in einem Dorf. Wo die IKRK-Mitarbeiter entführt wurden, im Distrikt Rutshuru an der Grenze zu Uganda, wüten versprengte FDLR-Einheiten. Sieben Lastwagen voller Zement, Diesel und Medikamente wurden in der Nacht zum Donnerstag im Ort Kiziguro geplündert und in Brand gesteckt, Häuser wurden angezündet. „Zwei Menschen wurden nach unbestätigten Angaben getötet – in 200 Meter Entfernung einer Polizeistation und 500 Meter Entfernung von einer Armeebasis“, berichtet Innocent Gasigwa, Koordinator der Menschenrechtsorganisation PHDD in Rutshuru.

Mujyambere wurde am Mittwoch in Kongos Hauptstadt Kinshasa geflogen. Ob er dort Militärrichtern vorgeführt wird, ist unklar.

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