IOC zu Olympia 2020: Alle Bewerber „hochklassig“

Istanbul, Tokio und Madrid sind die Bewerber für Olympia 2020. Die Massenproteste in der Türkei haben in der Bewertung allerdings keine Beachtung mehr bekommen.

Ringen um Olympia: Bodenplatte einer Statue, die im Archäologischen Museum von Athen steht Bild: dpa

BERLIN dpa/taz | Mit ähnlichen Vornoten gehen die Metropolen Istanbul, Tokio und Madrid in den Endkampf um die Olympischen Sommerspiele 2020. Der am Dienstag veröffentlichte IOC-Prüfbericht bescheinigte allen Kandidaten „hochklassige Bewerbungen“ und die Fähigkeit, „erfolgreiche Spiele“ veranstalten zu können.

Zweieinhalb Monate vor der Vergabe des Milliardenpreises am 7. September in Buenos Aires zeigte sich IOC-Vize Sir Craig Reedie hocherfreut über den Dreikampf. „Es wird eine sehr schwierige Wahl für die IOC-Mitglieder werden“, erklärte der Vorsitzende der Evaluierungskommission, die im März jede Stadt vier Tage lang auf ihre Olympia-Tauglichkeit untersucht hatte.

Olympia auf zwei Kontinenten in Istanbul, Rückkehr nach Tokio oder doch eine Ringe-Premiere in Madrid? Der 110-seitige Report über die technischen Voraussetzungen der Bewerber brachte wenig Überraschungen und umriss noch einmal die Herausforderungen für alle Kandidaten. Am bemerkenswertesten war der IOC-Rüffel für die 13-Millionen-Metropole am Bosporus. Die türkischen Olympia-Macher hatten bei ihrem fünften Anlauf, Olympia-Gastgeber zu werden, mit einem „Innovations-Fonds“ des türkischen Premierministers über 250 Millionen Dollar geworben.

Aus dem Topf sollten ausschließlich Projekte der Präsidenten des Internationalen Olympischen und Paralympischen Komitees finanziert werden. Vor dem Hintergrund, den olympischen Gigantismus kontrollieren zu wollen, wurde Istanbul 2020 gebeten, den Innovations-Fonds aus sämtlichen Bewerbungsunterlagen zu streichen, schrieben die IOC-Tester. Dies sei inzwischen geschehen.

Sicherheitskonzept in Istanbul laut IOC „adäquat“

Der Bericht wurde vor dem Ausbruch der Anti-Regierungsproteste in Istanbul verfasst. Der Konflikt im benachbarten Syrien sei ein „Sicherheitsrisiko“, stellte das IOC fest, insgesamt wurde das Sicherheitskonzept trotz der jüngsten Großdemonstrationen in Istanbul aber als „adäquat“ bewertet. Allerdings herrsche angesichts der Entfernungen zwischen den vier geplanten Sport-Zentren „hohe Staugefahr“. Dafür genießt Istanbul mit 83 Prozent die höchste Zustimmungsrate in der Bevölkerung, verglichen mit den 76 Prozent in Madrid und 70 Prozent in Tokio.

Madrids dritte Bewerbung in Serie wird vor allem durch die angespannte wirtschaftliche Situation im Land belastet. Trotz konservativer Planung von Sponsoreneinnahmen könnte das lokale Organisationskomitee mit Herausforderungen konfrontiert werden, so das IOC. „Das Ausmaß des finanziellen Risikos für Madrid 2020 sollte über die nächsten sieben Jahre kontrollierbar sein“, lautete am Ende das Fazit.

Sehr positiv kamen das Transportsystem und das Konzept der Wettkampforte an. Von den 35 geplanten Sportstätten existieren bereits 28. „Das ist ein Tag großer Zufriedenheit für uns“, erklärte Alejandro Blanco, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees.

Der Endkampf der Bewerber geht kommende Woche in die nächste Runde

Auch Tokios Spitzenfunktionäre fühlten sich als Sieger. Die japanische Hauptstadt, 1964 schon einmal Olympia-Ausrichter, wirbt mit dem kompaktesten Plan aller Kandidaten. Dies sei eine „gute Basis“, die Einflüsse auf die Umwelt zu minimieren, resümierte das IOC. Tokios Verkehrssystem wurde als eines der „modernsten und effizientesten der Welt“ gelobt.

Probleme könnte Tokio laut IOC ausgerechnet mit drei Sportstätten bekommen, die bereits 1964 im Einsatz gewesen waren. Zudem müsste im Erfolgsfall „so schnell wie möglich“ die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Regierungsebenen kritisch geprüft werden. Die Olympier sind überzeugt, dass Japan nach dem Erdbeben und Tsunami 2011 „die nötigen Sicherheitsmaßnahmen“ implementiert. „Wir sind stolz, dass der Bericht unsere starken technischen Vorzüge bestätigt“, meinte Tokios Bewerbungschef Tsunekazu Takeda.

Mit der Veröffentlichung des Evaluierungsberichts bekommt der Milliardenpoker eine weitere Nuance. Alle Bewerber haben jetzt acht Tage Zeit, ihre Ausrichtungen für das technische Briefing am Mittwoch und Donnerstag kommender Woche in Lausanne zu modifizieren. Viele IOC-Mitglieder halten die 45-minütige Präsentation in der Schweiz und das Frage- und Antwort-Spiel danach mit den IOC-Mitgliedern sogar für wichtiger als den finalen Auftritt in Buenos Aires.

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