IRA-Mord vor über 40 Jahren: Sinn-Fein Chef unter Verdacht

Wegen eines Mordes an einer Frau im Jahr 1972 wurde der Sinn-Fein-Chef Gerry Adams verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, den Auftrag dazu erteilt zu haben.

Die Tochter des Mordopfers mit einem Familienfoto, das ihre Mutter zeigt. Bild: ap

BELFAST ap | Der nordirische Sinn-Fein-Chef Gerry Adams ist verhaftet worden. Er sei zu einem Mord der Untergrundorganisation IRA im Jahr 1972 verhört worden, bestätigte Adamas am Mittwoch selbst in einer vorbereiteten Erklärung. Hintergrund sind Vorwürfe, er habe die Tat in Auftrag gegeben.

Damals wurde die Witwe Jean McConville aus Belfast verschleppt, getötet und heimlich begraben, weil die IRA sie als Spionin verdächtigt haben soll. Die Untergrundorganisation hatte die Tötung 1998 eingeräumt. Erst 2003 - mehr als 30 Jahre nach dem Mord - fand ein Hundebesitzer beim Gassigehen an einem Strand 80 Kilometer südlich von Belfast die Überreste McConvills, die an einem Hang aus dem Boden herausragten.

Es war bereits erwartet worden, dass Adams zu der Tötung von der Polizei vernommen wird. Zwei IRA-Veteranen hatten ihn in dem Fall beschuldigt. In seiner Erklärung sprach der 65-Jährige von einer freiwilligen, vorab abgesprochenen Befragung.

„Ich glaube, dass die Tötung von Jean McConville und das heimliche Begräbnis falsch und großes Unrecht für sie und ihre Familie waren“, sagte Adams. Vorwürfe gegen ihn wies er zurück. „Gut propagiert sind böswillige Unterstellungen gegen mich gemacht worden. Ich weise diese zurück.“

Gerry Adams ist der dienstälteste Parteiführer Europas. Sinn Fein steht er seit 1983 vor. Er nutzte ihre wachsende Popularität und Schlagkraft, um mit der IRA 1994 und 1997 einen Waffenstillstand und im Jahr 2005 eine formale Abkehr von Gewalt und Abrüstung auszuhandeln.

Sein Bruder wurde wegen Vergewaltigung verurteilt

Heute ist Sinn Fein die größte nationalistische Partei in Nordirland. Seit 2011 führt Adams die Abgeordneten seiner Partei im Parlament der Republik Irland.

Die dunkle IRA-Vergangenheit von Adams wurde wiederholt von politischen Gegenspielern in Irland genutzt, um Adams' Glaubwürdigkeit zu schwächen. Er musste zudem erleben, wie zwei seiner engsten IRA-Kollegen, Denis Donaldson und Freddie Scappaticci, als britische Doppelagenten entlarvt wurden.

Im vergangenen Jahr wurde sein Bruder zudem für die Vergewaltigung seiner Tochter in der 70er und 80er Jahren verurteilt. Adams sagte aus, dass er davon seit 1987 gewusst hatte. Der Belfaster Polizei hatte er nichts davon berichtet, weil sie sein Feind gewesen sei.

Adams wurde mehrmals festgenommen und zu den zahlreichen Anschlägen der IRA in den 70er und 80er Jahren befragt. Er beharrt darauf, niemals irgendeine Positon in der Untergrundarmee innegehabt zu haben.

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