Im Hérault: Tipps von Zombies für Genießer

Region für eine Kurzreise oder ein ganzes Leben. Austern schlürfen, Wein trinken, die Märkte besuchen oder direkt bei den regionalen Kunsthandwerkern in Pézenas einkaufen.

Landleben, Landlust, Lavendel im Süden Frankreichs. Bild: jokebird/photocase

Wer den französischen Süden zu genießen versteht, kommt wieder oder fliegt gar nicht erst wieder weg“, grinst Lisa Haury gewinnend. Zugegeben, die Freiberuflerin macht PR für den Airport von Béziers, mitten in der Landschaft des Département Hérault. Doch das Hérault Méditérranée ist seit über zehn Jahren die Wahlheimat der Amerikanerin.

Sie arbeitete bei einer Modezeitschrift in New York, dann ein paar Jahre in Paris und wohnt heute in einem ehemaligen Posthaus des pittoresken Dorfs Mons la Trivalle. Ihre Adresse möchte sie nicht verraten, doch wer ihre Webseite languedoczombies.com aufruft, versteht, warum man im Languedoc hängen bleibt. Fashion Victims und Liebhabern französischer Küchenkunst geben Lisa und ihre Freundin Helen dort verführerische Anregungen.

Wein trinken und Austern schlürfen – im Urlaub sollte man es den beiden nachtun und noch viel mehr als Strand und Wasser genießen. Beispielsweise die Tropfen der Winzer aus den umliegenden Weingebieten von Saint-Chinian bis zum Minervois probieren – Picpoul de Pinet, Clairette du Languedoc, Vin de Pays de Caux, Muscat Sec …

Die Route der Winzer und Fischer: Sie führt gut ausgeschildert auf 150 Kilometern durch das Herz des Pays dAgde, vorbei an über 20 Weinkellern, Fischerhäfen, durch zwei Naturparks und zu einem Maître Chocolatier www.capdagde.com).

Unterkunft: Das Schlosshotel wird von dem deutschen Ehepaar Plück geführt (www.chateau-les-sacristains.fr).

Fremdenverkehrsämter: www.herault-tourisme.com, www.ot-pezenas-valdherault.com, www.beziersmediterranee.com ,www.franceguide.com

Wer zum Beispiel das Faugères mit dem Auto oder zu Fuß durchstreift, hat von den Weinbergen Fernsicht auf das Mittelmeer. Warum nicht ein Besuch bei Noilly Prat (noillyprat.com) in dem kleinen Küstenort Marseillan, wo seit 1813 Wermuth hergestellt wird? Sich in der Bar einen Cocktail mixen lassen oder probieren, ob der rote Würzige oder der bernsteinfarbene Süße das richtige Mitbringsel ist.

Ein spezieller Genuss ist das Austernschlürfen. Zumindest ganz Frankreich spricht von den „huîtres de Bouzigues“, die in den Lagunenbecken an der Küste von Agde bis Sète gezüchtet werden und günstig vom Straßenstand zu haben sind.

Echte südfranzösische Märkte mit frischen lokalen Produkten findet man in den hübschen historischen Ortskernen von Agde, Vias und Pézenas. Agde wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern gegründet. Marco Polo nannte den Ort „schwarze Perle“, wegen der Häuser aus schwarzem Vulkangestein vom Mont Saint-Loup, einem südlichen Ausläufer der Auvergne. In Vias könnte man Stunden in einem der Terrassencafés neben der Markthalle verbringen.

Ein kurioses Museum

Wenn man Französisch spricht, lohnt ein Abstecher nach Bassan in das Musée des Meubles Modestes. Ein Museum für bescheidene Möbel? Man sehe und staune. In seinem Atelier neben seinem Wohnhaus hat Alain Fornells, Krankenpfleger spanischer Abstammung, aus alten Holzkisten kuriose Möbel geschaffen. „Links wohne ich, rechts träume ich“, sagt der 57-Jährige und bittet seine Gäste ins Atelier. Dort führt er seine Möbel wie ein Puppenspieler vor und erzählt Geschichten. Sie sind geprägt von den Märchen Okzitaniens und Erzählungen aus dem Spanischen Bürgerkrieg.

Pézenas trägt als einzige Stadt des Hérault das Label „Stadt der Kunst“, wobei hier eher die Architekten früherer Jahrhunderte wahre Künstler waren. Die von Herrenhäusern aus dem 15. bis 18. Jahrhundert geprägte Altstadt ist zugleich ein Einkaufsparadies. Kunsthandwerker aus der Region haben entlang der Kopfsteinpflastergassen Ateliers eröffnet. Fotoapparate sehen sie gar nicht gern, denn sie fürchten um das Copyright ihrer Designs.

Molière und seine Theatergruppe führten von 1647 bis 1657 in Pézenas ihre Komödien auf öffentlichen Plätzen auf. Ein echtes Molière-Museum gibt es in ganz Frankreich nicht, da der Nachlass des Jean-Baptiste Poquelin, so sein bürgerlicher Name, nicht erhalten blieb. Scénovision Molière (scenovisionmolière.com) in dem Herrenhaus Hôtel de Peyrat dokumentiert Molières Geschichte umso anschaulicher. Das regionale Museum für zeitgenössische Kunst eröffnete aber nicht in Pézenas, sondern in Sérignan und zeigt in großzügiger moderner Architektur wechselnde Ausstellungen.

Ein Geheimtipp, für den weder Kenntnisse der französischen Sprache noch der Kultur nötig sind, ist das Schlosshotel. Es ist im Stil eines ländlichen Gästehauses gebaut und gehört dem im westfälischen Hamm geborenen deutschen Architekten Peter Plück und seiner Frau Margarete. Die Gebäude aus Naturstein des 70 Hektar großen Anwesens gehen historisch auf die Versorgungsdomäne der zwei Kilometer entfernten Benediktinerabtei Abbaye de Valmagne zurück. Als der Spezialist für historische Immobilien mit der Restaurierung begann, war er dem Charme des Languedoc längst verfallen.

Ob sie Deutschland ein wenig vermissen? „Wir fahren jedes Jahr mit dem Auto nach Freiburg, um den Weihnachtsbaum für uns und unsere Gäste zu holen“, erzählt Margarete und fächelt sich bei 24 Grad im Schatten mit der Serviette auf der Restaurantterrasse am Pool Luft zu. Keine Spur von Heimweh.

Gäste dürfen das Öl von den selbst angebauten Oliven probieren. In den 35 bis 120 Quadratmeter großen Wohnungen kann man sich selbst verpflegen, es gibt Leihfahrräder, einen Bouleplatz. Lust auf eine Wanderung, einen Restauranttipp, einen Reitausflug, eine Kajaktour auf dem Fluss Hérault? Die Vermieter kennen sich aus. Denn da war doch noch was – Béziers, der Canal du Midi …

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