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Indigener Klimaschutz in BrasilienHoffnungsvolle Zeichen vor der nächsten Klimakonferenz

Während sich die UN an einem guten Plastikabkommen die Zähne ausbeißt, legen Indigenen-Vertreter in Brasilien einen eigenen Klimaschutzplan vor.

Sie singen ein rituelles Lied, damit die COP30 in Brasilien ein Erfolg für den Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung werde Foto: dpa

In Tagen wie diesen lässt sich ja schon als Lichtblick empfinden, wenn jemand vorhat, etwas Sinnvolles zu tun. Oder wenn jemand wenigstens einen sinnvollen Plan hat. So wie zum Beispiel die indigenen Völker Brasiliens, die vor der Weltklimakonferenz (COP30) im November in Belém einen eigenen Klimaschutzplan vorgestellt haben. Unter dem Motto „Unsere Territorien sind die Antwort auf die Klimakrise“ fordert der Dachverband Articulação dos Povos Indígenas do Brasil (Apib) unter anderem den Schutz der indigenen Ländereien als Teil der Klimaschutzpolitik des südamerikanischen Landes. „Wir verlangen, dass unsere Vorschläge in die Selbstverpflichtungen Brasiliens aufgenommen werden, da es die Verantwortung des brasilianischen Staates ist, gegen die Klimakrise vorzugehen“, sagte Apib-Geschäftsführer Kleber Karipuna.

Indigene gelten als Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel. Wo indigene Gemeinschaften über verbriefte Rechte auf ihr Land verfügen, werden laut einer Studie der Welternährungsorganisation deutlich weniger Flächen abgeholzt als in anderen Gebieten. Obwohl sie nur 5 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, verwalten sie nach Angaben der Weltbank rund 80 Prozent der globalen biologischen Vielfalt. „Die Rechte indigener Völker müssen bei allen Klimaverhandlungen verbindlich geschützt und gestärkt werden – unser Mitspracherecht auf der COP30 darf keine symbolische Geste bleiben“, sagte die indigene Aktivistin Alessandra Korap Munduruku. „Es darf nicht sein, dass Brasilien sich international als Gastgeber einer Klimakonferenz präsentiert und gleichzeitig wirtschaftliche Interessen auf Kosten indigener Gemeinschaften und des Regenwaldes bedient.“

Interessante Frage

Auch in Bezug auf den US-Präsidenten und die Klimafrage besteht noch Hoffnung, zumindest bei Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Eigenen Angaben zufolge will er Donald Trump anrufen, um ihn zur COP30 einzuladen. „Ich werde Trump anrufen, um ihn zur COP einzuladen, weil ich wissen möchte, was er über die Klimafrage denkt“, erklärte Lula am vergangenen Dienstagabend in Brasília kurz vor dem geplanten Inkrafttreten der neuen US-Zölle gegen Brasilien in Höhe von 50 Prozent. Wen würde das nicht interessieren, manch einer fragt sich allerdings vielleicht, ob Trump überhaupt manchmal über etwas nachdenkt. Über die Zölle wolle er mit dem US-Präsidenten nicht sprechen, sagte Lula, da Trump „nicht darüber sprechen möchte“. Trump hatte zu Beginn seiner Amtszeit den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 erklärt und verfolgt seitdem bei der Klimapolitik einen skeptischen Ansatz.

Präsident spart sich die COP

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hingegen hat die Klimakrise zwar kapiert, reist aber trotzdem nicht zur COP30. Er begründete die Entscheidung am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mit den „diesmal besonders hohen Kosten“. Diese seien „nicht im engen budgetären Rahmen der Präsidentschaftskanzlei“. Österreich verfolgt derzeit eine Sparpolitik. Die Budgetkonsolidierung verlange „von allen öffentlichen Stellen Kürzungen und Budgetdisziplin“, fügte Van der Bellen an. Er hob jedoch die Bedeutung der COP hervor und wünschte dem brasilianischen Vorsitz „alles Gute für eine erfolgreiche COP“. Belém hat 1,3 Millionen Einwohner. Die Hotelpreise können bei mehr als 850 Euro pro Nacht liegen, was als „Missbrauch“ kritisiert wurde. Brasilien rechnet mit rund 50.000 Teilnehmern an der Klimakonferenz und hat nach eigenen Angaben Unterkünfte für 53.000 Menschen in Belém gefunden. Einen Wechsel des Veranstaltungsorts schloss Brasilien aus, nachdem es Kritik an den Hotelkosten gegeben hatte. Van der Bellen immerhin spart sich auch einen Flug – für den Klimaschutz auch dies ein Lichtblick. (afp/dpa/hol)

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