Industriespionage bei Renault: Auf der Jagd nach dem Elektroauto

Drei Manager von Renault wurden von ihren Posten entbunden. Der Vorwurf: Verrat von Betriebsgeheimnissen an chinesische Firmen. Jedes Jahr gibt es allein in Frankreich 3.000 Fälle.

Auch Pläne über Renaults Elektroauto Twizy sollen weitergegeben worden sein. Bild: dpa

PARIS taz | Der Spionagefall beim französischen Autobauer Renault weitet sich aus. Bereits seit August 2010 gab es einen Verdacht gegen Manager, Anfang der Woche wurden jetzt drei Angestellte vom Sicherheitsdienst aufgefordert, ihren Arbeitsplatz sofort zu verlassen. Ihre Computer und Unterlagen wurden als potenzielles Beweismaterial sichergestellt. Ihnen droht die fristlose Entlassung und danach wohl auch ein Strafverfahren. "Eine Klage scheint uns unvermeidlich", erklärte dazu Christian Husson von Renault.

Nach Firmenangaben geht es um die Entwicklung der Elektromobile der Zukunft und insbesondere deren Batterien. Alle drei Verdächtigen waren in den Abteilungen der Projekte und Projektplanung beschäftigt. Der Ranghöchste unter ihnen war seit 1980 bei Renault und gehörte der Konzernleitung an. Im Unternehmen hat die Entlarvung von drei so hochgestellten mutmaßlichen "Spionen" schockiert.

Das Elektromobil gilt als die Zukunft des Unternehmens und der französischen Autoindustrie. Die Gruppe Renault-Nissan will hier weltweit führend werden und glaubte bisher auch einen gewissen Vorsprung zu haben.

Sie erhielt bereits 55 Patente, 34 weitere sollten demnächst eingereicht werden, mehr als hundert Patente werden vorbereitet. 4 Milliarden Euro sind dazu investiert worden, davon allein 1,5 Milliarden in die Entwicklung neuer Batterien, der Achillesferse dieser Fahrzeuge. Die internationale Konkurrenz ist entsprechend groß.

Renault und die französischen Geheimdienste verdächtigen laut Figaro insbesondere einen (nicht mit Namen genannten) Konkurrenten in China, wo sich 16 staatliche Unternehmen zur Entwicklung von Elektromobilen zusammengeschlossen haben. Worauf sich dieser Verdacht stützt, war allerdings bisher nicht zu erfahren. Industrieminister Eric Besson bestätigte, dass es sich um eine "ernste" Angelegenheit handle.

Mit der Sicherheit und der Abwehr von Industriespionage befasst sich in Paris die "Schule für Wirtschaftskrieg". Deren Gründer und Leiter, Christian Harbulot, hält die Affäre Renault für einen exemplarischen Fall. Jedes Jahr würden allein in Frankreich rund 3.000 Fälle bekannt.

Betroffen seien nicht nur die technologisch innovativsten Großunternehmen der Rüstung, Elektronik, Luft- und Raumfahrt oder eben der Automobilbranche, sondern oft auch Kleinunternehmen, deren Betriebsgeheimnisse meist sehr schlecht gehütet werden.

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