Internationale Presse über Deutschland-Spiel: "Auf ein Nichts reduziert"

Das Kraken-Orakel war ein schlechtes Omen für die DFB-Elf, doch die Zeitungen sind sich einig: Spanien hat den Sieg verdient. Und die Spanier glauben zu träumen.

Ist Paul Schuld? Zumindest hatte er wieder recht, schreibt die türkische "Hürriyet". Bild: reuters

SPANIEN:

"ABC": "Es ist kein Traum: Spanien steht im WM-Finale."

"El Mundo": "Die spanischen Spieler sind klein, aber was sie für ihr Land geleistet haben, ist die große Metapher einer Utopie. Deutschland, den Giganten der Vergangenheit, haben sie auf ein Nichts reduziert."

"El País": "Bislang hatte die Nationalelf ihr fußballerisches Können noch nicht unter Beweis stellen können. Aber im wichtigsten Augenblick zeigte sie ihre beste Version."

"As": "Tiqui-taca und ein furioses Tor! So wie Spanien gespielt hat, wird wohl im Paradies gespielt. Gegen das beste Deutschland der vergangenen Jahre hat die spanische Nationalelf einen entzückenden und hypnotischen Fußball entfaltet."

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GROSSBRITANNIEN:

"Daily Telegraph": "Es war so, als entdeckte man die Rolling Stones als Straßenmusikanten am Leicester Square oder Lewis Hamilton beim Autoscooter auf dem Rummelplatz - einfach ziemlich unwahrscheinlich."

"The Guardian": "Spanien schreibt Geschichte, indem es sich wiederholt. Das Land zieht ins WM-Finale ein, weil es die Formel für Glorie gefunden hat."

"The Sun": "Puyols Überraschungsschlag versenkt die Deutschen - Das echte Spanien ist schließlich doch noch in Südafrika angekommen. Der deutsche Brummi wurde von der Straße gedrängt."

"Daily Express": Es ist wahrscheinlich nur ein kleiner Trost für den hellsehenden Tintenfisch im Aquarium in Oberhausen und die übrigen Einwohner dieser deutschen Stadt, dass sein untrügerisches Gespür für Sieger intakt geblieben ist."

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NIEDERLANDE:

"Algemeen Dagblad": "Spanien rechnete ab mit Deutschland, das in diesem Turnier Australien, Argentinien und England niedergeschmettert hatte. Doch in Durban war wenig zu sehen von diesem herzerfrischenden Spiel."

"De Telegraaf": "Komm nur, Spanien! Oranje muss Sonntag in Johannesburg auf Kosten Spaniens Weltmeister werden. Die Spanier wirkten zwar viel stärker als Deutschland, doch den Unterschied in der Kampfkraft konnten sie erst spät in der zweiten Hälfte zur Wirkung bringen."

"Voetbalkrant": "In der zweiten Halbzeit kam Deutschland wieder hoch, aber Spanien nahm die Sache schnell in die eigenen Hände. Und Puyol bekam eine Chance, seinen Aussetzer in der ersten Hälfte wieder gut zu machen. Sein Kopfball war unhaltbar."

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ITALIEN:

"La Gazzetta dello Sport": "Fiesta Spagna, Ciao Germania. Del Bosque freut sich über seine 11 Bestien, Löw gibt sich geschlagen."

"Corriere dello Sport": "Puyol zwingt Deutschland nieder. Der Oktopus Paul hatte wieder recht. Sonntag wird die WM einen neuen Herrscher bekommen."

"Libertà": "Paul irrt nicht: Der Oktopus erwies sich als schlechtes Omen für die Deutschen."

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SÜDAFRIKA:

"The Citizen": "Olé, Olé - Viva Espana. Die Armada setzt ihre Segel fürs Finale - Puyol zerschmettert deutsche Träume."

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NIGERIA:

"Vanguard": "Ein Tor in der zweiten Halbzeit durch Barcelona- Verteidiger Carles Puyol brachte Spanien die verdiente Belohnung für ihren ständigen Druck gegen Deutschland. Spanien, gegenwärtig Europameister, spielt im Finale gegen die Niederlande. Es verspricht ein großartiges Spiel freien Angriffsfußballs zu werden."

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KENIA:

"The Standard": "Spanien zieht an Deutschland vorbei ins Finale. Die Spanier beherrschten das Spiel die meiste Zeit, mussten aber kämpfen, um die deutsche Seite zu besiegen, die ihr übliches Tempo fehlen ließ."

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DÄNEMARK:

"B.T.": "Mit dem einen Auge beweinen wir Deutschlands ehrenvolles Ausscheiden. Mit dem anderen strahlen wir, weil Spanien so außergewöhnlich gut spielt und seinen Erfolg verdient hat."

"Ekstra Bladet": "Puyol, diese Mischung aus Tarzan und Jesus, flog durch die Luft wie Superman. Ein Tintenfisch hat den spanischen Sieg vorhergesagt. Dann war es ein Hai, der auf brutale Weise den deutschen WM-Traum fraß."

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SCHWEDEN:

"Aftonbladet": "Das schöne, junge Deutschland benötigte zwei Jahre, um die eigene Variante des spektakulären spanischen Fußballs einzustudieren. Spanien benötigte 90 Minuten, um zu zeigen, dass die Deutschen noch nicht ganz am Ziel sind."

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RUSSLAND:

"Sport Express": "Puyol bestraft eine deutsche Mannschaft ohne Durchschlagskraft. Trochowski konnte Müller nicht ersetzen, eine Schwachstelle war Boateng: Über seine Abwehrseite liefen dreimal mehr spanische Angriffe als über die Seite seines Kollegen Lahm."

"Sowjetski Sport": "Sieg für Spanien - und das Oberhausener Kraken-Orakel: Tintenfisch Paul hat es vorher gewusst. Die junge deutsche Mannschaft hat dem Druck der Spanier nicht standgehalten."

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TÜRKEI:

"Fanatik": "Die Toros verpassen den Panzern einen historischen Stoß. Mesuts Deutsche wollten Revanche für die EURO 2008, es gab aber dasselbe Resultat. Erstmals zieht der Stier ins Finale ein."

"Habertürk": "Spanien stoppt deutschen Allrad. Mit dem schönen Kopfballtor von Puyol zieht Spanien erstmals ins Finale ein. Am Ende lachte der Toro."

"Hürriyet": "Der Oktopus wusste es wieder. Die Toros haben Deutschland mit dem Tor von Puyol umgeworfen."

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ISRAEL:

"Jediot Achronot": "Puyols Kopfball hat dem Europameister einen weiteren dünnen 1:0-Sieg und das erste WM-Endspiel in der Geschichte beschert. Deutschland, das seine Munition gegen England und Argentinien verschossen hatte, bleibt nur die Erinnerung."

"Haaretz": "España über Deutschland"

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(QUELLE: DPA)

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