Internationaler Währungsfonds: Schulden steigen global
Die Staatsverschuldung weltweit könnte bis 2029 höher als die Wirtschaftsleistung sein. Der IWF rät zum Sparen, hat aber auch selbst Hausaufgaben.

reuters/taz | Die weltweite Staatsverschuldung wird bis zum Jahr 2029 die Marke von 100 Prozent der Wirtschaftsleistung überschreiten. Das geht aus einem neuen Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervor, der am Mittwoch zu dessen Herbsttagung in der US-Hauptstadt Washington veröffentlicht wurde. „In diesem Szenario würde die öffentliche Verschuldung auf den höchsten Stand seit 1948 steigen.“ Der Anstieg wäre auch steiler als vor der Coronapandemie 2020 prognostiziert.
Die Unterschiede sind allerdings groß. „Länder unterscheiden sich stark in ihren Defiziten und Schuldenständen“, so die Experten der internationalen Finanzorganisation, die in Notfällen mit Krediten einspringt. In den nächsten fünf Jahren dürfte zwar die Zahl der Länder mit einer Gesamtverschuldung von über 100 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung kontinuierlich abnehmen. Viele wichtige Volkswirtschaften sind aber auf dem gegenteiligen Pfad. Dazu gehören beispielsweise die USA, China, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan.
Laut IWF haben derzeit 55 Staaten Probleme, ihre Schulden zu bedienen oder sind kurz davor. Dabei liegt der Schuldenstand oft unter 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. „Es liegt nicht nur am Umfang der Schulden, sondern auch an den Kosten.“ Der Schuldendienst ist durch die gestiegenen Zinsen teurer geworden. Besonders ärmere Ländern zahlen meist sehr hohe Zinsen. Viele Entwicklungsländer kritisieren Ratingagenturen dafür, bei ihrer Risikoeinschätzung oft voreingenommen zu sein.
Gleichzeitig steigen auch die Ausgaben: Viele Regierungen stecken beträchtliche Summen in die Verteidigung, neue Technologien, in die Bewältigung von Naturkatastrophen oder das Rentensystem. Der IWF rät, Prioritäten in der Haushaltspolitik zu setzen. Übersetzt heißt das, Länder sollen sparen, um die Schulden tragfähig zu halten.
Der IWF ist ein wichtiger Akteur im Schuldenmanagement, er fertigt etwa die Schuldentragfähigkeitsanalysen für Entwicklungsländer an, bewertet also, wie viele Schulden sie aufnehmen können. Seit Langem wird kritisiert, dass diese oft viel zu optimistisch bewertet werden.
Das führt dazu, dass überschuldete Länder einen zu geringen Schuldenerlass aushandeln können und schnell in die nächste Schuldenkrise geraten. Auf der internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung im Juli beschlossen die Länder, dass der IWF dieses System überarbeiten muss.
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