Internetseite „KlimafolgenOnline“: Schlechte Zeiten für Buchen

Eine neue Website zeigt die konkreten Auswirkungen des Klimawandels in deutschen Regionen. An vielen Orten wird es trockener.

Wo kann man im Klimawandel zukünftig noch Erdbeeren anbauen? Bild: dapd

BERLIN taz | Das Klima verändert sich auch in Deutschland in rasantem Tempo. Für die nächsten Jahrzehnte erwarten Wissenschaftler deutlich höhere Temperaturen, in manchen Regionen mehr Trockenheit und eine höhere Gefahr von Überschwemmungen – andererseits könnten Landwirtschaft und Tourismus profitieren.

Jetzt soll es zum ersten Mal möglich sein, im Internet den Klimawandel vor der eigenen Haustür abzuschätzen: Das Internetportal „KlimafolgenOnline“ wird dafür Anfang Dezember freigeschaltet.

Träger des Portals ist das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zusammen mit der Humboldt-Universität in Berlin. Die Klimadaten der letzten hundert Jahre zeigen, dass es in Deutschland seit 1901 um 0,25 bis zwei Grad Celsius wärmer geworden ist; bis 2100 rechnen die Modelle mit noch einmal 3,6 bis 4,1 Grad. Für das 21. Jahrhundert wird das pessimistischste Szenario des UN-Klimarats IPCC benutzt, das aber von der Wirklichkeit bereits überholt wird.

Demnach sind die Folgen auch für Deutschland gravierend und vor allem regional verschieden: Besonders betroffen sollen Brandenburg, das mittlere Rheintal und Teile Bayerns sein. Im Südwesten nimmt die Wärme stärker zu, im Nordosten wird das Wasser deutlich knapper als im Rest des Landes. Der Pegel der Ems etwa sinkt nur im Sommer, die Elbe dagegen verliert fast übers ganze Jahr Wasser.

Bauern hoffen auf zusätzliche Ernte

Der Wald findet in Deutschland insgesamt gute Bedingungen, aber für Buchen wird es zu warm. Die Vegetationsperiode verlängert sich, Bauern hoffen bereits auf eine zusätzliche Ernte – wenn ihnen in manchen Gegenden nicht das Wasser ausgeht. Und auch die Energieversorgung leidet: Strom aus Wasserkraft könne bis 2055 um zwölf Prozent zurückgehen, heißt es in dem Szenario.

„Die Datenbank soll den Menschen vor Ort helfen, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen“, hofft Projektleiter Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom PIK. „Wann muss ein Winzer an der Mosel von Weiß- auf Rotwein umsteigen?“

Die Informationen werden für jeden Landkreis errechnet und sollen bei der Zukunftsplanung helfen: Wann zum Beispiel Förster andere Bäume pflanzen oder wo Rückhaltebecken für Wasser gebaut werden sollen. Wilfried Endlicher von der HU betonte, auch für Städte sei diese Planung wichtig: „In Hitzeperioden verdoppelt sich die Sterblichkeit. Daher müssen wir dafür sorgen, dass Straßenbäume erhalten und Innenstadtbereiche frei bleiben.“

Das Portal erscheint in einer Zeit, wo Anpassung an den Klimawandel heftig debattiert wird. Vor einigen Wochen jubelten die deutschen Bauern über eine Studie, dass die Anbaubedingungen sich verbessern.

Und eine bislang unveröffentlichte Studie der Akademie für Technikwissenschaften ist umstritten, weil sie die Folgen für Deutschland klein rechnen soll. „Der Klimawandel ist bei uns bisher beherrschbar“, sagte Gerstengarbe. „Aber was passiert nach ein paar Hochwassern mit Milliardenschäden oder ein paar Jahren Dürre in Ostdeutschland?“

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