Interview mit BMW-Kulturchef: "Das Lab ist kein Ufo"

Nach der Guggenheim-Lab-Pleite: BMW-Kulturchef Thomas Girst spricht über Vorurteile, PR-Tricks und private Sponsoren in der Kultur.

taz: Herr Girst, über das BMW Guggenheim Lab wird viel diskutiert. Ist das nicht die beste PR für Ihr Unternehmen?

Thomas Girst: Nein, unter PR-Gesichtspunkten werte ich das sicher nicht. Allerdings muss ich sagen, dass bestimmte Aspekte des Labs, die bereits Teil der Diskussionen in New York waren, schon jetzt diskutiert werden.

Welches Programm ist geplant?

Das Lab ist kein Ufo, das irgendwo landet und später wieder wegfliegt. Es ist darauf aus, zahlreiche Institutionen einer Stadt einzubinden, die Nachbarschaft sowie eine große Onlinecommunity. Das Lab-Team gestaltet gemeinsam mit den Kuratoren des Guggenheim das Programm, das zahlreiche Aspekte der Zukunft von Megastädten beleuchtet.

Wie haben Sie den Protest wahrgenommen?

In 40 Jahren hat BMW im Kulturbereich vieles gefördert. Natürlich war darunter auch Streitbares und Kontroverses.

Braucht Kultur private Sponsoren?

Absolut. Sie müssen das in gesamten Zahlen sehen. Seitens der öffentlichen Hand gehen in die Kulturförderung jährlich etwa 9 Milliarden Euro in einem föderalen System. Dazu kommen dann noch etwa 400 Millionen Euro von der Wirtschaft und von Stiftungen. Es ist aber ganz wichtig, dass es hier nicht zu einer Instrumentalisierung kommt. BMW nimmt inhaltlich keinen Einfluss.

wurde 1971 geboren und leitet seit 2003 das Referat Kulturkommunikation der BMW Group in München.

Können Sie die Vorbehalte dennoch nachvollziehen?

Ich würde sie sehr gern entkräften. Wir freuen uns über jeglichen Dialog. Oft werden Meinungen dargestellt und Urteile getroffen, ohne überhaupt miteinander gesprochen zu haben.

Einer Ihrer Mitarbeiter sagte: „Es geht mitnichten darum, möglichst viel für kulturelles Engagement auszugeben, sondern um eine langfristige positive Wahrnehmung des Unternehmens und der Marke BMW“.

Der Satz stammt aus einem längeren Interview und sollte entsprechend kontextualisiert werden. Es wäre fahrlässig zu sagen, dass unser Kulturengagement aus altruistischen Gründen geschieht. Natürlich geht es auch um Reputation. Die Subtilität des Auftritts zeugt dabei von der Souveränität des Unternehmens. Es geht uns weder um Logo-Sponsoring noch um eine Omnipräsenz der Marke. Nichts sollte sich bei einem kulturellen Ereignis zwischen die Wahrnehmung des Betrachters und die Kunst selbst drängen.

INTERVIEW:

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