Interview mit Umweltaktivist Elias Perabo: "Eon hat sein Wort gebrochen"

Der Energiekonzern Eon soll den Ausbau des Kohlekraftwerks Staudinger in Hessen sofort einstellen, fordert der Kampagnenleiter der Klima-Allianz Elias Perabo.

Das Eon-Kohlekraftwerks Staudinger bei Großkrotzenburg soll ausgebaut werden Bild: dpa

taz: Herr Perabo, am Samstag will die Klima-Allianz gegen den geplanten Neubau im Kraftwerk Staudinger demonstrieren. Bauherr Eon hat versichert, den Willen von Politik und Anwohnern zu respektieren. Die lehnen das Vorhaben mehrheitlich ab. Sind die Proteste damit nicht überflüssig?

Elias Perabo: Nein, die Demonstration ist dringend notwendig. In den letzten Monaten haben wir lernen dürfen, wie viel ein Wort bei Eon wert ist. Mehrfach hat Eon-Chef Wulf Bernotat versprochen, den Kraftwerksteil nicht gegen den Widerstand der Bevölkerung oder gegen ein Votum der hessischen Landespolitik zu bauen. Trotzdem hat Eon bereits einen Genehmigungsantrag für Block 6 gestellt.

Aber der hessische Landtag hat im Juni das Vorhaben per Beschluss abgelehnt.

Der Landtag hat sich zwar gegen den Neubau ausgesprochen. Solange Eon die Auflagen und Emissionsgrenzwerte einhält, gibt es juristisch keinen Mechanismus, den Bau zu verbieten. Darum hält das Unternehmen an seinen Plänen fest.

Hat der Eon-Chef hat also gelogen?

In diesem Fall kann man von einem ganz krassen Wortbruch sprechen.

Aber mit dem neuen "Block 6" will Eon doch drei alte Kraftwerksblöcke ersetzen.

Von den drei Blöcken sind in den letzten Jahren nur zwei temporär am Netz gewesen. Und der Neubau wird doppelt so viel CO2 ausstoßen wie die alten Blöcke. Mit rund 6,2 Millionen Tonnen pro Jahr sind die Emissionen etwa dreimal so hoch wie die des gesamten Straßenverkehrs in Frankfurt am Main. Außerdem lassen sich die Blöcke auch durch erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz ersetzen.

Ist der neue Block nicht effizient?

Natürlich ist er etwas effizienter als die alten Blöcke. Trotzdem hat er nur einen Wirkungsgrad von 46 Prozent. Wir müssen aber Kraftwerke bauen, die deutlich über 70 Prozent erreichen. Das ist mit Gas und Kraft-Wärme-Kopplung bereits zu schaffen. Und auf Bundesebene brauchen wir Gesetze, die den Bau ineffizienter Kraftwerke untersagen.

Was machen Sie, wenn Eon an seinen Bauplänen festhält?

Das Verfahren steht erst am Anfang. Im nächsten Schritt könnten Umweltverbände und Anwohner schriftlich Einwände gegen das Kraftwerk einreichen. Sollte die Genehmigung für den Ausbau des Kraftwerks trotzdem erteilt werden, werden wir als letztes Mittel dagegen klagen.

INTERVIEW: MATTHIAS SCHREIBER

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.