Iranisches Atomprogramm: Sabotagevorwürfe gegen Siemens

Der Iran beschuldigt Siemens, mit in Geräte eingebautem Sprengstoff seine Atomanlagen sabotieren zu wollen. Der Konzern dementiert das – man mache keine Atomgeschäfte mit dem Iran.

Da ist doch Sprengstoff drin versteckt! Bild: dapd

TEHERAN dapd | Der Iran beschuldigt den Münchner Technologiekonzern Siemens der versuchten Sabotage seiner Atomanlagen mit Minisprengsätzen. Sicherheitsexperten hätten die Explosivstoffe in Geräten entdeckt, die die Regierung in Teheran für ihr Atomprogramm gekauft habe, sagte der iranische Abgeordnete Alaeddin Borudscherdi am Samstag. „Die Geräte sollten nach der Inbetriebnahme explodieren, um unsere Systeme zu zerstören“, sagte er.

Borudscherdis Angaben zufolge war der Sprengstoff in einem Siemens-Werk in die Geräte eingebaut worden. Die iranischen Behörden gingen davon aus, dass so die Urananreicherung gestört werden sollte. Experten hätten den Sprengstoff jedoch von den Geräten entfernen können, bevor er habe explodieren können. „Die Weisheit unserer Experten konnte die Verschwörung unserer Feinde durchkreuzen“, sagte Borudscherdi, der dem parlamentarischen Sicherheitsausschuss vorsitzt.

Siemens wies die Anschuldigungen umgehend zurück. Der Konzern mache keine Geschäfte mit Bezug auf das iranische Atomprogramm, sagte Unternehmenssprecher Alexander Machowetz. Diese seien seit dem Sturz des Schahs und der damaligen Gründung der Islamischen Republik 1979 eingestellt. Die Vereinten Nationen haben den Verkauf von Ausrüstungsgegenständen für Atomanlagen an den Iran verboten.

Borudscherdi machte keine Angaben darüber, wann und auf welchem Weg der Iran das Material gekauft haben soll. Deutschland ist trotz zahlreicher Sanktionen einer der wichtigsten Handelspartner des Iran. In der Vergangenheit hatten einige Regierungsvertreter in Teheran behauptet, dass bestimmte europäische Konzerne möglicherweise fehlerhafte Geräte mit dem Wissen amerikanischer Geheimdienste und ihrer eigenen Regierungen an den Iran verkauft hätten.

Vorwürfe an die IAEA

Erst am Montag hatte der Chef des iranischen Atomprogramms die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit ungewöhnlich scharfen Worten kritisiert und der UN-Behörde Sabotageakte an den Nuklearanlagen seines Landes unterstellt. „Terroristen und Saboteure“ könnten die IAEA infiltriert haben und im Geheimen Entscheidungen fällen, erklärte Fereidun Abbasi in seiner Rede vor der IAEA-Generalkonferenz in Wien.

Als Beispiel dafür nannte er einen Vorfall an einer unterirdischen Atomanlage in Fordo vom 17. August, bei dem Stromkabel auf dem Gelände explodiert und dort kurz darauf IAEA-Inspektoren eingetroffen seien. „Stand der Besuch etwa im Zusammenhang mit der Detonation?“, fragte Abbasi.

Insgesamt habe es zwei Sabotageversuche gegeben, die auf das iranische Atomprogramm abgezielt hätten. Die mutmaßlichen Täter rief Abbasi dazu auf, ruhig weitere Angriffe zu starten. Sein Land werde durch derartige Attacken lernen, seine Interessen zu schützen.

Seit 2010 wurden fünf Atomwissenschaftler im Iran getötet. Teheran macht dafür den israelischen Mossad, ebenso wie die CIA und den britischen MI 6 verantwortlich. Während Washington und London jegliche Beteiligung zurückgewiesen haben, hat Jerusalem keine Stellungnahme abgegeben. Die USA und ihre Verbündeten verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an der Entwicklung einer Atombombe zu arbeiten. Der Iran weist die Vorwürfe zurück.

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