Ironman-Triathlon-WM: Gut, dass sie aus Stahl sind

3,86 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen. Der Triathon-Klassiker auf Hawaii erlebt am Samstag seine 33. Auflage. Selbst Breitensportler nehmen teil.

Feiert wie ein Sieger: 2010 wurde der Südafrikaner Tissink Fünfter. Bild: dapd

BERLIN taz | Um 6.30 Uhr Ortszeit am Samstagmorgen startet in Kailua-Kona auf Big Island, der Hauptinsel Hawaiis, die 33. Ironman-Weltmeisterschaft. Die Strecke von 3,86 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen ist mittlerweile im Breitensport angekommen. Der Ironman zählt jedes Jahr privilegierte 1.800 StarterInnen, ein knappes Drittel davon sind Iron-Women. Weltweit 110.000 SportlerInnen versuchen sich zu qualifizieren, 6.000 schaffens in die Verlosung um einen Startplatz. Die Bedingungen auf der Strecke: Temperaturen von 32 Grad, eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent, und auf der Radstrecke Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h, so die Vorhersage laut Veranstalter.

Eine von denen, die sich da so quälen, ist Sonja Tajsich aus München. Tajsich hat eine unübliche Sportlerkarriere hinter sich: "Mit 22 Jahren hat mich eine Freundin zu nem 10-km-Lauf überredet, da bin ich erst zum Laufen gekommen", sagt sie, "ich hatte einen extremen Muskelkater und hab gedacht: Nie wieder." Heute ist Tajsich 35 Jahre alt und Triathlon-Profi. "Das ging damals dann recht schnell", sagt sie. Mit der Zeit sei ihr das Laufen ans Herz gewachsen, bis ihr von Trainern nach einem Rennen gesagt wurde: "Du hast Talent und gute körperliche Voraussetzungen, probier doch mal nen Triathlon."

13 Jahre später ist Tajsich die derzeit beste deutsche Triathletin. Die Ironman-Strecke bleibt für sie eine "irre" Herausforderung. "Noch bei den Europameisterschaften dachte ich nach der Radstrecke, ich kann jetzt keinen Meter mehr laufen", sagt sie, "das ist einfach abgefahren, wie mans dann doch immer wieder schafft." In Kona, wo sie sich mit Mann und Kind als Unterstützung auf das Rennen vorbereitet, fühlt sie sich sehr wohl. "Das ist einfach toll, wenn hier immer mehr Athleten ankommen", sagt Tajsich, "da komplettiert sich die Familie." Die Top Ten wären in diesem Jahr für sie ein Traum. "Das ist natürlich das große Ziel, und langsam wächst die Anspannung", sagt sie, "man weiß ja nicht, ob man an dem Tag auch wirklich das abrufen kann, was man draufhat." Nach zwei 14. Plätzen in den Vorjahren ist eine Verbesserung das Minimalziel für die Europameisterschaftsdritte dieses Jahres.

"Warum mache ich das eigentlich alles?"

Auch Silvia Felt aus Weinheim, die das erste Mal als Profi in Hawaii an den Start geht, kennt diese Momente: "Warum mache ich das eigentlich alles?", frage sie sich häufig kurz vor dem Start, aber "ab der Wechselzone genieße ich nur noch". Felt, die mit einem Sieg in Nizza und einem 7. Platz beim Frankfurt-Ironman eine erfolgreiche Saison bestreitet, will unter die Top 20. Favoritin ist die Britin Chrissie Wellington, dreifache Hawaii-Siegerin, deren zunächst fraglicher Start von der Rennleitung nun bestätigt wurde.

Bei den Männern geht der Rostocker Andreas Raelert als absoluter Topfavorit ins Rennen. 2009 war er Dritter, 2010 Zweiter - für die Fortsetzung der Serie will er am Samstag sorgen. "Den Erwartungsdruck von draußen nehme ich als Motivation mit auf die Strecke am Wochenende", sagt er der taz. Auch vom Mannheimer Timo Bracht darf man viel erwarten. Der Vorjahressechste hat seine Saisonplanung mit einem frühen Start auf Lanzarote, wo er gewann, und einer Ironman-Pause im Sommer besser auf Hawaii abgestimmt. "Die letzten Jahre wars vom Gefühl her schon gut", sagt er, "dieses Jahr ist's noch ein bisschen besser."

Der Triathlon, insbesondere die Ironman-Distanz, hat in den letzten Jahren den Marathons etwas den Rang abgelaufen, was die Teilnehmerzahlen betrifft. "Der Triathlon ist eine Sportart auf dem Vormarsch", sagt Alice Walchshöfer, Mitorganisatorin des Roth-Ironmas, der beliebtesten Veranstaltung Deutschlands. Der Roth-Wettkampf 2012 mit 3.600 Startplätzen war innerhalb von acht Stunden ausgebucht. Bei der Entwicklung der Triathlondistanzen gilt vor allem das Diktum des "Höher, schneller, weiter". "Es scheint so, als müssten die Herausforderungen immer gesteigert werden", so Walchshöfer. "Vielen reicht ein Marathon nicht mehr - sie wollen einen gefinishten Ironman in ihrem Lebenslauf stehen haben." Diese Siege hat Sonja Tajsich bereits zuhauf in ihrem Portfolio. Nun muss vor dem Rang nur noch eine einstellige Zahl stehen. Möglichst schon am Samstag.

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