Islamfeindliche Gewalt steigt deutlich an: Mehr Straftaten gegen Muslime in USA

Die Entwicklung ist alarmierend: Die Zahl der Straftaten gegen Muslime in den USA hat 2010 um 45 Prozent zugenommen. Der Anstieg könnte noch weiter gehen.

Klares Statement: Seit dem 11. September sind die Islam-Vorbehalte in den USA gewachsen. Bild: dpa

BERLIN taz | In den USA sind Straftaten gegen Muslime im Jahr 2010 sprunghaft angestiegen: Im Vergleich zu 2009 gab es über 45 Prozent mehr islamophobe Delikte, wie eine jetzt veröffentlichte Statistik des FBIs zeigt.

Gab es 2009 noch 128 islamfeindliche Straftaten, so sind es 2010 bereits 186. Die meisten Religionsanfeindungen richten sich jedoch gegen Juden. 2009 machte die Diskriminierung noch 70 Prozent der Straftaten aus, die aus Hass begangen wurden. 2010 sanken die Judenanfeindungen um knapp 5 Prozentpunkte.

Insgesamt weist die Statistik 7.699 aus Hass begangene Straftaten für das vergangene Jahr auf, was einen leichte Abnahme im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Von den Straftaten sind insgesamt 62 Prozent in die Kategorie rassistisch oder anti-ethnisch eingeordnet, 18 Prozent sind religiös motiviert. 19 Prozent sind Straftaten gegen die sexuelle Neigung der Opfer. Aber auch Diskriminierungen von Behinderten sind aufgelistet.

Katrin Simon, Islamwissenschaftlerin an der FU Berlin, sieht für den deutlichen Anstieg von islamfeindlichen Straftaten mitunter folgenden Grund: "Viele Muslime werden zunehmend selbstbewusster und gehen dadurch auch öfter wegen Diskriminierungen an die Öffentlichkeit." Vielleicht auch, weil viele von ihnen große Hoffnungen in US-Präsidenten Barack Obama gehabt hätten.

11. September als Auslöser

Nicht zuletzt aber haben die Anschläge der Al-Qaida im Jahr 2001 vieles verändert. Die Statistiken des FBIs zeigen: Im Jahr 2000 gab es 33 islamophobe Straftaten, im Jahr der Anschläge stieg die Zahl dramatisch auf 546. Die Menge der Straftaten sank danach zwar wieder, jedoch nie wieder auf so einen tiefen Stand wie in den Jahren zuvor.

Dass die Anschläge das Leben vieler Muslime in den USA massiv verändert haben, zeigt auch eine Umfrage des US-amerikanischen Pew Research Centers von 2007. Dabei wurden 55.000 Muslime befragt. 53 Prozent von ihnen sagen, dass ihr Leben seitdem schwieriger geworden wäre.

Doch der allgemeine Anstieg von Islamfeindlichkeit wird laut Simon noch zusätzlich befeuert: vom aktuellen US-Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl 2012. Der konservative Sender Fox News streute in der Vergangenheit das Gerücht, Obama sei Muslim. Mit Obama als mächtigen Mann an der Spitze der USA versuche man damit die "Angst vor Unterwanderung zu schüren", sagt Simon.

Gerade auch die Tea Party missbrauche den Wahlkampf um gegen die Bevölkerungsgruppen zu hetzen. Die Islamwissenschaftlerin sagt: "Es wird noch einen richtig dreckigen Wahlkampf geben." Daher befürchte sie, die Zahl der anti-islamischen Straftaten könne in Zukunft noch weiter steigen.

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