piwik no script img

Israelischer Vorstoß in die Stadt GazaWie lange will die Welt noch zusehen?

Kommentar von Susanne Knaul

Trotz aller Warnungen schickt Israels Premier Benjamin Netanjahu die Armee nach Gaza-Stadt. Und nichts passiert, um den Genozid zu beenden.

Israels verbrecherischer Krieg gegen die Menschen in Gaza geht weiter Foto: Jaras/Anadolu Agency/imago

D ie internationale Kritik an Israels Kriegsführung im Gazastreifen wird immer lauter. Eine UN-Kommission spricht von Genozid, auf einem Sondergipfel in Katar fordern Dutzende arabische und islamische Staaten die Bestrafung Israels für begangene Verbrechen. Und in New York positionieren sich nahezu alle UN-Mitgliedstaaten für die Gründung eines palästinensischen Staats. Auch in Israel treten rund drei Viertel der Bevölkerung für sofortige Verhandlungen mit der Hamas ein, aus Sorge um die noch immer in den Händen der Islamisten befindlichen Geiseln. Selbst die Armeeführung stellt sich inzwischen gegen die politische Führung. Und was passiert? Regierungschef Benjamin Netanjahu schickt allen Warnungen zum Trotz seine Truppen in die Stadt Gaza.

Wann ist es genug? Und was genau ist Netanjahus Ziel? Nach fast zwei Jahren Krieg bleiben diese Fragen noch immer unbeantwortet. Die Befreiung der Geiseln kann es nicht sein, denn gerade, als es Fortschritte der Verhandlungen zu geben schien, befahl Netanjahu die Exekution führender Hamas-Funktionäre in Katar. Letztlich getroffen wurden fünf rangniedere Hamas-Mitglieder. Die Zerschlagung der Hamas, die der is­rae­li­sche Regierungschef immer wieder betont, erscheint nach zwei Jahren intensiver Kampfhandlungen auf militärischem Weg als offensichtlich nicht machbar. Und selbst wenn die Hamas-Milizen mit weißen Fahnen aus den Tunneln gekrochen kämen – was dann?

Netanjahus rassistischen Koalitionspartnern schweben ganz unverblümt Massenevakuierungen vor. Schon geht unter den einst aus dem Gazastreifen vertriebenen jüdischen Siedlern die Planung zum Wiederaufbau des einstigen Siedlungsblocks Gusch Katif voran, wo einst fast 10.000 Israelis lebten. Doch wo sollen die Palästinenser hin? Die Grenzen sind dicht. Die Menschen fliehen ziellos, sie sterben bei den Angriffen oder vor Hunger.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Wie lange noch – und das ist die eigentliche Frage – will die Welt dabei zusehen? Die Gründung Palästinas zu befürworten, rettet kein einziges Kind vor dem Hungertod. Den Völkermord beim Namen zu nennen, ist eine Sache. Was aber passiert konkret, um den Genozid zu beenden? Es bräuchte nicht viel, um die knappe Regierungsmehrheit ins Wanken zu bringen. Eine konzertierte Aktion westlicher Länder, ein Waffenembargo, die Einstellung von Hilfszahlungen, gepaart mit Wirtschaftssanktionen vonseiten der neuen Partner Israels am Golf, könnten den einen oder anderen Abgeordneten im Likud vielleicht umstimmen. Einen Versuch wäre es wert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
Mehr zum Thema

56 Kommentare

 / 
  • "Eine konzertierte Aktion westlicher Länder"

    Die Überschrift lautet zurecht wie lange die Welt noch zusehen will. Keiner hindert die arabischen Länder, die Türkei, Indien, China, Japan oder die Südamerikaner daran die Initiative zu ergreifen, zu intervenieren und Sanktionen zu beschließen.

    Der Westen wird es nicht richten und die UN dank US Veto werden auch keine Beschlüsse fassen. In der EU blockiert Deutschland in Kooperation mit Ungarn und der Slowakei regelmäßig alle Maßnahmen die Israel betreffen.

    Wenn aus Worten mit schöner Regelmäßigkeit keine konkreten Handlungen erfolgen, dann liegt der Schluß nahe, dass der Welt das Schicksal der Palästinenser nicht wichtig genug ist um einen wie immer ausgetragenen Konflikt mit Israel und seiner Schutzmacht USA einzugehen.

    Die von den Staaten oder Institutionen getätigten Äußerungen wie Völkermord oder Palästinenserstaat erfüllen daher lediglich eine Alibifunktion solange sich keine konkreten Konsequenzen daraus ableiten. Kurz gesagt, die Welt schaut lieber weg.

    • @Sam Spade:

      Man weiß ja inzwischen, wie "wichtig" den arabischen Staaten ihre palästinensischen Brüder und Schwestern sind. Große Worte werden verkündet, aber in ihrem Land aufnehmen möchten sie sie nicht.

    • @Sam Spade:

      "...um einen wie immer ausgetragenen Konflikt mit Israel und seiner Schutzmacht USA einzugehen." Woran dachten Sie denn da konkret? Meinen Sie wirklich, der Westen riskiert in der derzeitigen Situation die eigene (noch verbliebene) Stärke und spaltet die Nato, um Gazas wegen?

  • Auf die Journalisten-Frage, was Spanien gegen Israel zu tun gedenkt, antwortete der span. MP Hr. Sanchez am Montag wörtlich: "Wie Sie wissen, verfügt Spanien weder über Atombomben noch über Flugzeugträger oder große Ölreserven. Wir allein können die israelische Offensive nicht aufhalten. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht aufhören werden, es zu versuchen. Denn es gibt Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn es nicht allein in unserer Hand liegt, sie zu gewinnen".



    Also man braucht nichts Böses zu unterstellen, um diese Äußerung so zu interpretieren, dass Spanien (repräsentiert durch seinen MP), wenn es denn über die dazu nötigen Waffen und Mittel verfügte, Israel per Atomschlag auslöschen würde. Bei der relativen territorialen Größe Israels würde ein Angriff mit den vorgestellten spanischen "Atomwaffen" das Ende des jüd. Staates bedeuten.



    Es ist eine Möglichkeit, wie man die bedeutungsvolle Frage nach dem Nicht-mehr-länger-zusehen-Wollen beantworten kann. Ich halte diese Lösung für suboptimal, auch wenn sie vielen propalästinensischen Unterstützern aus der Seele spricht.

    • @Vigoleis:

      Wenn MP Hr. Sanchez nur mitteilen wollte, dass er und Spanien bedingungslos hinter den Bewohnern Gazas und ihrer "Regierung" stehen, dann hätte der zweite Teil seiner Ausführungen genügt. So, mit der "Präambel" ("Wir haben nicht, aber...") und dem Hinweis auf (noch) fehlende waffentechnische Möglichkeiten Spaniens hört sich das Ganze an wie eine handfeste Drohung an den Staat Israel und seine Bürger. Wie gesagt, er hätte darauf verzichten können... Si tacuisses...

    • @Vigoleis:

      Ich verstehe es so, dass Spanien keine Kampfhandlung gegen Israel durchführen könnte, z.B. im Rahmen einer Flugverbotszone über Gaza, weil Israel als Atommacht Spanien atomar angreifen könnte, ohne einen Zweitschlag fürchten zu müssen.

    • @Vigoleis:

      Sorry, BS. Es geht um die (Spanien fehlende) politische Macht, die aus dem Besitz von Atomwaffen erwächst. Diese Macht (und nicht deren tatsächlicher Einsatz) war im Übrigen auch der Grund für die Bomben auf den Iran, das hatte ich Ihnen damals des öfteren versucht zu erklären.

    • @Vigoleis:

      Sanchez‘ Satz verstehe ich vollkommen anders, nämlich so:



      Anders als bei den USA, einer ökonomischen und Atommacht ist der politische Einfluss Spaniens auf Israel begrenzt



      In diesem Rahmen tut Spanien das ihm Mögliche



      Die Idee, Spanien würde eine Atombombe auf Israel werfen, wenn es dazu in der Lage wäre ist schlicht absurd.

      • @Klabauta:

        Die Frage ist, warum erwähnt Sanchez dann überhaupt Atomwaffen?



        Ich glaube auch nicht, dass er Israel atomar auslöschen möchte, aber er spielt mit diesen Worten und lässt so diese Interpretation zumindest zu.



        Sehr gefährliche Wortspiele und für einen europäischen Regierungschef sicherlich nicht angemessen.

  • "Wie lange will die Welt noch zusehen?"

    Offensichtlich bis Israel 100% aller Gebäude zerstört hat und den überwiegenden Teil der Palästinenseri n das Mittelmeer vertrieben hat.

    • @Rudolf Fissner:

      Oder bis die Hamas die Geiseln freilassen, die Hamas sich auflöst und alle ihre Anführer wegen Terrorismus verurteilt werden.

      • @Günter Witte:

        Sie haben den Weltfrieden vergessen

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Die Forderungen von Herrn Witte sind plausibel und gerecht.



          Wer könnte es bedauern, würde die Hamas aufhören zu existieren?

  • Man das moralisch drehen und wenden wie man will: Dort kämpfen zwei Völker um das Land. Ein Konflickt, der seit Jahrzehnten schwelt und dessen finales Ende Hamas am 7. Oktober provoziert hatte, die Provokation hat die Regierung angenommen. Es wird keine Zweistaatenlösung geben und eine Einstaatenlösung für Araber und Juden auch nicht. Beides war letztendlich von beiden Parteien nie wirklich gewollt und darum hat es nie eine Lösung gegeben. Wir können es uns sparen, die einen des Terrorismus und die anderen des Genozids zu bezichtigen. Das ist einfach ein Krieg im ein Stück Land: From the river to the sea. Krieg ist immer dreckig und das Ziel wird sein: Eines der beiden Völker wird gehen müssen. Darum wird auch so unerbittlich gekämpft ohne Rücksicht auf Verluste. Es geht für beide Seiten um alles.

    • @fleischsalat:

      Die Völker kämpfen nicht, die überwiegende Mehrzahl der Menschen dieser Völker kämpft faktisch nicht und ich gehe davon aus, dass die meisten auch diesen Krieg nicht wollen. Den wollen nur die Fanatiker auf beiden Seiten, aus ihren persönlichen, egoistischen Motiven heraus - Machterhalt, verblendeter, fanatischer Idealismus, ... - ohne Rücksicht darauf, was für die Menschen gut ist. Und natürlich muss man benennen, dass hier Terroristen am Werk sind. Wie sonst sollte man denn das Massaker vom 7. Oktober bezeichnen, wenn nicht als terroristischen Akt? Und natürlich muss man die Verbrechen der israelischen Regierung am palästinensischen Volk benennen (ob man von einem Genozid sprechen kann, kann ich nicht beurteilen) und etwas dagegen unternehmen, wenn man die Macht dazu hat. Obwohl ich nach wie vor mit Schrecken daran denke, wie die Juden weltweit seit dem 7. Oktober allein gelassen werden. Man kann solidarisch mit dem jüdischen Volk sein UND das Handeln der israelischen Regierung verurteilen.

      • @John Lemon:

        Den Krieg nicht wollen und das Land nicht teilen wollen schließt sich nicht aus. Es sprechen zumindest ein paar Dinge dafür das es auf beiden Seiten keine Mehrheit für die Koexistenz gibt.

      • @John Lemon:

        Ich glaube auch, dass die meisten Gazaer den Kampf jetzt nicht mehr wollen, wo sie ihn katastrophal zu verlieren drohen. Auch die viele Israelis wollen sicherlich den Kampf nicht, denn er ist hässlich. Allerdings wollen, wollten die meisten nicht zusammen leben. Seit Jahrzehnten eiert dieser Konflikt vor sich hin. Beide Parteien haben übrigens die Regierungen demokratisch gewählt, die jetzt den Krieg forcieren. Vor der drohenden Niederlage habe ich von Umfragen gelesen, die von 60-70% Zustimmung der Bevölkerung für die Hamas gesprochen haben. Das kann ich nichtnachprüfen. Aber ich kann mich an keinerlei Demonstrationen außerhalb Gazas erinnern gegen die Hamas. Es dürfte klar sein, von wem das palestine befreit werden sollte vom the river to the sea.



        Umgekehrt wird kaum ein Israeli in einem arabischen Staat leben wollen, in dem die Mehrheit Araber sein werden. Es steht ja immer der Streitpunkt Rückkehrrecht von Menschen im Raum, die in das Land ihrer Großeltern zurückkehren würden. Auch werden immer weniger Israelis neben einem arabischen Staat leben wollen, dessen Staatsraison ist, den eigenen, jüdischen Staat zu vernichten. 'From the river to the...'.

      • @John Lemon:

        Danke für dieses klare und ehrliche Statement.

        • @Abdurchdiemitte:

          🙏🏽

  • Genozid ist ein juristischer Begriff mit eng begrenzten Voraussetzungen.



    Die Feststellung, ob tatsächlich ein Genozid vorliegt bedarf einer aufwendigen Beweisführung, die nicht nur auf die medial verfügbaren Quellen und die Meinungsäußerungen unterschiedlicher Stakeholder beruhen kann.



    Nicht umsonst wird das Verfahren vor dem IGH zur Klärung dieser Frage Jahre dauern.



    Ich frage mich daher, wieso die Autorin des Textes den Begriff verwendet, als wäre der Genozid eine feststehende Tatsache. Weiß sie etwa mehr als der IGH?



    Sicher, fernab von Schuldfragen ist es furchtbar, was im Gaza-Streifen passiert. Aber nicht alles, was furchtbar ist, ist auch gleich ein Genozid.



    Diese ständige, unreflektierte Verwendung des Begriffs ist verantwortungslos. Nicht nur heizt sie die widerliche antisemitische Stimmung weltweit an. Sie entwertet den Begriff und macht ihn beliebig.

    • @K.F.:

      "Sie entwertet den Begriff und macht ihn beliebig"

      Keineswegs. Die von vielen Genozidforschern und etlichen Institutionen etc getätigte Feststellung benötigt nicht erst eines gerichtlichen Urteils um die Staaten die das Völkerrecht ratifiziert haben in die Verantwortung zu nehmen. Es besteht nämlich die vertragliche Verpflichtung der Staaten einen sich abzeichnenden Genozid im Vorfeld zu verhindern, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und dafür Sorge zu tragen das der sich abzeichnende Genozid nicht seine Endphase erreicht.

      Für diese Prävention ist eine juristische Einstufung der Experten und Institutionen notwendig.

      Der juristische Begriff Genozid sagt lediglich aus, daß diesem eine juristische Definition hinsichtlich der Kriterien zu Grunde liegt, nicht aber das ein Genozid erst dann als solcher zu betrachten ist, wenn er eine gerichtliche Bestätigung erfahren hat. Diese hat eher Auswirkungen auf die Strafzumessung und den Anspruch auf Entschädigungen und Wiedergutmachung.

    • @K.F.:

      Sicher sollte man den Begriff nicht leichtfertig verwenden, aber es gibt deutliche Indizien, dass hier ein Genozid vorliegt.



      Hier nochmal für Sie die Definition nach Raphael Lemkin:

      "Genozid ist ein koordinierter Plan verschiedener Aktionen, der auf die Zerstörung essentieller Grundlagen des Lebens einer Bevölkerungsgruppe gerichtet ist mit dem Ziel, die Gruppe zu vernichten. … Genozid hat zwei Phasen: Eine erste, bei der die typischen Eigenschaften und Lebensweisen der unterdrückten Gruppe zerstört werden und eine zweite, bei der die Eigenschaften und Lebensweise der unterdrückenden Bevölkerungsgruppe der unterdrückten aufgezwungen wird. Diese Aufzwingung wiederum kann erfolgen, indem die unterdrückte Bevölkerungsgruppe bleiben darf oder sie wird sogar nur dem Gebiet allein aufgezwungen, indem die Bevölkerung beseitigt wird und eine Kolonisierung dieses Gebiets durch die unterdrückende Bevölkerungsgruppe folgt."

      Davon abgesehen halte ich es für wenig hilfreich, wie angesichts des Grauens in Gaza hier sozusagen vom Spielfeldrand aus diskutiert wird, ob man das nun Genozid nennen darf oder nicht. Entscheidend ist, dass Israel endlich Einhalt geboten wird.

      • @Klabauta:

        Nun, vom Spielfeldrand aus kommentieren wir hier ja ausschließlich alle … bis vielleicht auf diejenigen, die aufgrund eines palästinensischen oder jüdischen Hintergrundes noch näher als alle anderen involviert sind.



        Wahrscheinlich ist es aber, dass uns alle dieser Konflikt nicht kalt lässt, deshalb die rege Beteiligung, wenn es in der taz um Themen im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt geht.



        Ich für meinen Teil finde es jedoch höchst problematisch, wenn einerseits antisemitische Motive unterstellt werden, weil mit Blick auf den israelischen Krieg in Gaza von Genozid die Rede ist und andererseits eine Verharmlosung von israelischen Kriegsverbrechen, weil der Vorwurf des Völkermordes hier in Abrede gestellt wird.



        Leider passiert beides hier in diesem Forum.



        Da ich davon ausgehe, dass taz-Foristen tatsächlich weder Antisemiten sind noch Relativierer von Kriegsverbrechen oder Verteidiger einer rechtsextremen israelischen Regierung, geht es mir mit diesem Statement weniger um die korrekte Einschätzung der (ohnehin nur schwer einzuordnenden und zu beeinflussenden) Ereignisse in Gaza, sondern um die Streitkultur hier im Forum.

    • @K.F.:

      Also haben Amnesty, B'Tselem und UN Unrecht? Sie führen diese nicht einmal an, das ist einfach intellektuell unsauber, wenig überzeugend oder einfach ignorant.

    • @K.F.:

      Nun ist Ihnen vielleicht entgangen, dass erst gestern eine von den UN eingesetzte Expertenkommission zu dem Schluss gekommen ist, dass Israel in Gaza einen Völkermord begeht - eine Einschätzung, die von etlichen anderen Experten und Menschenrechtsorganisationen geteilt wird - übrigens sogar in Israel. Was in Gaza geschieht, ist nicht einfach furchtbar, es ist ein Verbrechen. Wer das weiterhin kleinredet, sollte die eigenen Motiven hinterfragen. Antisemitismus ist schrecklich, antiarabischer Rassismus allerdings auch.

      • @O.F.:

        „Anrisemitismus ist schrecklich, antiarabischer Rassismus allerdings auch.“



        Richtig. Und genau deshalb sollten wir uns hier mit vorschnellen Urteilen zurückhalten.

  • Israel hat der Hamas im November 2024 fünf Millionen Dollar pro Geisel geboten. Macht 500 Millionen Dollar. Im Jahresdurchschnitt lag der internationale Weizenpreis bei 230 Dollar die Tonne. Hätte die Hamas die damals noch 100 Geiseln freigelassen, hätten die Palästinenser dafür über zwei Millionen Tonnen Getreide gratis haben und davon lange Zeit gut leben können. Wieviel Mehl braucht ein Mensch pro Tag?

    Der Krieg wäre zu Ende gewesen. Doch wiederholt hat die Hamas gezeigt, dass ihnen das Schicksal der Palästinenser gleichgültig ist. Die Hamas hat kein Interesse am Ende des Krieges. Dafür an möglichst vielen palästinensischen Opfern. Eine einfache leicht zu durchschauende Strategie.

    In der das palästinensiche Volk nur als Kanonenfutter gilt um die Weltöffentlichkeit auf den gewünschten Anti-Israel-Kurs zu bringen.

    Wie schreibt Chamenei auf seiner offiziellen Internetseite: Das wahre Schlachtfeld liege nicht im Territorium, »sondern in der Beeinflussung der öffentlichen Wahrnehmung«.

    Es tut mir leid um die Palästinenser. Sie werden verheizt.

    www.tagesschau.de/...u-geiseln-102.html

    www.finanzen.net/r...weizenpreis/dollar

    • @shantivanille:

      Schulterzuckend festzustellen, dass die Palästinenser Ihnen zwar leid täten, aber leider leider... Um dann mit dem Fingerzeig auf die Hamas Israels Vorgehen zu rechtfertigen, ist schon zynisch. Wann sind Sie endlich zufrieden? Wenn alle Menschen in Gaza tot oder vertrieben sind? Übrigens: Auch die israelischen Geiseln werden Netanjahus Massaker nicht überleben, aber ich bin sicher, das hat er eingepreist.

      An anderer Stelle empfahlen Sie mir etwas mehr Achtsamkeit. Ich empfehle Ihnen etwas mehr Empathie. Vielleicht hilft Ihnen dieses Interview dabei:

      www.zdf.de/play/ma...5-100?q=heute+jour

      ab Minute 8:54

    • @shantivanille:

      Sehr genau!

    • @shantivanille:

      Es genügt, regelmäßig eine seriöse Tageszeitung wie die taz zu lesen, um zu wissen, dass das nicht stimmt. Die letzte Waffenruhe wurde von Israel aufgekündigt, die bisherigen Vermittlungsversuche sind an Netanjahu gescheitert (worüber sie inzwischen sogar schon der israelische Generalstaat ärgert!!!); Israel hat die für Verhandlungen zuständige Delegation in einem Drittstaat bombardiert – eine deutlichere Absage an Verhandlungen ist kaum denkbar. Darüber hinaus hat die israelische Regierung immer wieder klar gemacht, dass ihre Pläne letztliche eine Vertreibung der Bevölkerung Gazas vorsehen. Und selbst wenn die Verhandlungen wirklich nur an Hamas gescheitert wären, würde das nicht die Art und Weise der Kriegsführung rechtfertigen. Die UN hat gerade – nach etlichen Menschenrechtsorganisationen, unabhängigen Experten und sogar einigen europäischen Regierungen festgestellt, dass Israel einen Völkermord begeht. Wenn Foristen dazu nichts einfällt als „Aber Hamas…“ oder „Iran!“, wäre es an der Zeit, den eigenen Rassismus zu hinterfragen.

      • @O.F.:

        Nichts für ungut, aber woher rührt diese Unsitte, immer dann Rassismus zu unterstellen, wenn auf Autoritäre und Faschisten verwiesen wird, die nicht westlich/weiss/christlich sind? Als wären das bessere Menschen

      • @O.F.:

        1. "Die UN" haben in Bezug auf den angeblichen Völkermord gar nichts festgestellt, und erst recht nichts Rechtsverbindliches. Eine Kommission hat ihre Bewertung kundgetan, mehr nicht.



        2. Die rechtsverbindliche Resolution 1373 des UN-Sicherheitsrates verbietet es allen Staaten, Terroristen Unterschlupf zu gewähren und sie zu finanzieren. Dass ein wesentlicher Teil der Hamas-Führung in dem von Ihnen genannten Drittstaat - Katar nämlich - unbehelligt schalten und walten kann und Katar die islamistische Terrororganisation Hamas finanziell und propagandistisch pampert, ist ein klaret Verstoß gegen internationales Recht.



        3. Ihre in letzter Zeit zu beobachtende Masche, Foristen, die Ihre Weltsicht nicht teilen, "Rassismus" zu unterstellen, ist weniger klug, als Sie vielleicht denken. Sie demonstrieren damit lediglich Ihre argumentative Hilflosigkeit. Der Kommentar von shantivanille, auf den Sie hier erwidert haben, enthält nicht einen Hauch von Rassismus, wie jeder beim Lesen leicht feststellen kann.

        • @Budzylein:

          Wenn eine von den UN eingesetzte Kommission zu diesem Ergebnis kommt, ist das durchaus eine offizielle Einschätzung. Übrigens: Im Fall Gambia vs. Myanmar hat Deutschland darauf bestanden, dass die Ergebnisse solcher Kommissionen auch bindend sind, und das aus gutem Grund: es gibt eine rechtliche Verpflichtung, Völkermord zu verhindern und ihn nicht nur nachträglich juristisch aufzuarbeiten. Was Katar angeht: die Delegation der Hamas (die in Katar auch nicht als Terrororganisation eingestuft ist!) hält sich dort auf ausdrücklichen Wunsch der USA auf, die so einen Gesprächskanal offenhalten wollten. Ohnehin legitimiert die von Ihnen genannte UN-Resolution keinen militärischen Angriff auf die Hauptstadt eines anderen Staates. Die Bereitschaft, einen solchen enthemmten Einsatz von Gewalt zu befürworten, wenn die Opfer Araber oder Muslime sind, ist übrigens ein Zeichen für den unterschwelligen Rassismus, den ich angesprochen habe. Offenkundig werden hier Menschenleben anhand ethnischer und religiöser Kriterien hierarchisiert.

        • @Budzylein:

          Ich erlaube mir auf den Kommentar von O.F. (17.09.2025, 14:51 Uhr) zu verwiesen: passt auch zu ihrem Beitrag.

    • @shantivanille:

      Sie reproduzieren hier nur allseits bekannte und wenig glaubhafte talking points, hasbara-style. Zur Erinnerung, fürs offenbar vergessliche Kurzzeitgedächtnis: Vor zwei Wochen, wieder mal kurz vor einem der schon öfter möglichen Abschlüsse von Verhandlungen, die uA auch die Befreiung der Geiseln beinhaltet hätte, versuchte Netanjahu den Chefverhandler wegzubomben (mal ganz abgesehen davon, dass dieser Mordversuch gegen jedes Recht in Katar erfolgte).

      Und Sie wollen ernsthaft behaupten, das von Ihnen kolportierte Angebot wäre mehr als ein Marketingpitch gewesen?

  • Durch dieses beispiellose, legale Gemetzel Israels verliert man echt den Glauben an Gerechtigkeit.

    • @Thomas Müller:

      Viele Leute bemühen sich emsig darum, das Ganze als legal darzustellen (auch und gerade hier im Forum), ich (und viele andere) halten es aber für illegal.

  • Die Berichterstattung über diesen Konflikt hat sich mehr zu so einer Art Sport-live-Kommentar entwickelt. Man sieht den Teilnehmern dabei zu, wie sie tun was sie tun und irgendeine äußere Verantwortung oder Interventionsmöglichkeit erscheint ins Unvorstellbare gerückt. Selbst die USA stehen nur noch am Rand und kommentieren - folgenlos. Weil eben nichts als Worte da sind. Es bräuchte klarere Signale auch aus Deutschland. Wenn die UN von einem Genozid spricht sollte das oberste Gebot lauten, diesen sofort zu stoppen. Wenn wir erstmal damit anfangen Genozide zu rechtfertigen und an irgendwelche Bedingungen zu knüpfen weiß ich nicht mehr was danach noch kommen soll.

    • @drum:

      Das ist wohl bei allen derzeitigen Kriegen so - man sieht die tägliche Bilderflut und fühlt sich von Tag zu Tag ohnmächtiger. Eigentlich müssten die Massen auf die Straßen gehen und rufen: "Es reicht. Genug ist genug."

      • @Il_Leopardo:

        In Israel gegen Hunderttausend auf die Straße. Direkter geht Protest wohl nicht. Auch wenn die Proteste bisher nichts genützt haben - Sanktionen gegen Israel, etc. könnten auch zu einer Art "Bunkermentalität" führen und die Hardliner erst recht stärken.

        • @Kai Ayadi:

          guter Punkt. aber was dann?

      • @Il_Leopardo:

        Ich finde nicht, dass es die Aufgabe der Straße ist im Fall Gaza Signale zu setzen. Die Leute gehen auf die Straße, werden von der Polizei unterdrückt, welches Signal kann da gesendet werden? Keines nach Israel, nur an die eigene Bevölkerung - voller Hass und Spaltung. Vielmehr sollte das Aufgabe der Politik sein - auf internationaler Ebene - und es sollte eingefordert werden. Möglichkeiten dazu sind bei weitem nicht ausgeschöpft und wir sind überhaupt nicht an dem Ohnmachtspunkt, den man oder wir uns einreden. Die Debatten und deren Protagonisten sind nur nicht die besten und da kann man ja zumindest langfristig etwas daran ändern. Wir können die Verantwortung nicht auf die Massen auf der Straße abwälzen. Die wird es nicht geben, dafür sind die Menschen sich untereinander doch zu egal. Außerdem finde ich ist die Gefahr groß bei "Massen" auch Kandidaten einzusammeln, die nicht wie Sie und ich zwischen Religionszugehörigkeit, Nationalität, politischer Position und Regierungsbeteiligung zu unterscheiden in der Lage sind. Und dann wird es vielleicht doch etwas gefährlich.

        • @drum:

          Ich verstehe Ihre Haltung. Mir ist klar, dass eine Demo wenig Eindruck auf Herrn Netanjahu machen wird. Aber die Menschen könnten unserer Regierung ein wenig Druck machen, damit sie ihren Unmut über die Politik Israels doch etwas schärfer formuliert als bislang geschehen.

        • @drum:

          Um mich nicht missverständlich auszudrücken, natürlich wirkt Protest auf der Straße, schafft Aufmerksamkeit und Druck bei politischen Akteur:innen Stellung zu beziehen. Aber ich finde es wichtig, dass der Protest gezielt die Bundesregierung adressiert und Handeln einfordert. Bilder von Protestierenden hat Israel auch im eigenen Land und selbst die scheinen dort recht wenig an der Politik zu ändern.

  • Danke für den Kommentar oben. Und dass hier die Kommentare freigeschaltet sind. In meiner inneren Entwicklung zu dem was passiert, bin ich irgendwo zwischen Fassungslosigkeit, Empörung und einer Art Erstarrung. Die letzten Gefühle (Tränen) sind bei der momentanen Global Sumud Flotilla Aktion, bei einer der Reden auf einer Pressekonferenz, da gewesen. Sogar ein Interview mit einem Arzt, der da war zum arbeiten hat mich nicht richtig erreicht. Obwohl er die Verletzungen beschrieben hat. Gezielte Schüsse in Kinderköpfe z.B. Ich bin in mir bei: Wenn die Welt so etwas zulässt, verliert sie das Recht, sich mitmenschlich zu nennen. Aus Menschen werden Zombies bzw. welche, die nur "machen" wenn es ihnen selbst nützt.

    • @earthgirl:

      Entschuldigung, aber die Empathie vieler, die nun nach Empathie schreien, hielt sich am 7. Oktober in Grenzen. Selektiv eben, die Gründe sind bekannt

      • @Axotono:

        Ihr Kommentar ist Blödsinn. Die meisten Menschen waren entsetzt über den 7. Oktober.

        • @Andreas J:

          In der "propalästinensischen" Szene wurde der Terrorangriff der Hamas vielfach offen gefeiert, und unter den netten, wohlerzogenen intellektuellen "Israelkritikern" wurde er fleißig verständnisheischend "kontextualisiert" und damit letztlich gerechtfertigt.

          Und das Entsetzen, das es natürlich auch verbreitet gab, ist schnell abgeklungen. Die Regierungen der großen europäischen Staaten machen sich keine Gedanken mehr, wie die Hamas zu besiegen ist, sondern üben ausschließlich politischen Druck auf Israel aus und finden sich damit ab, dass die Hamas weiterhin Gaza beherrscht.

    • @earthgirl:

      Wir müssen wohl damit leben, dass der Mensch nicht nur zu Liebe und Mitgefühl fähig ist, sondern auch zu unfassbarer Grausamkeit. Und können froh und dankbar sein, wenn wir selbst nicht davon betroffen sind und müssen weiter daran arbeiten, Brücken zu bauen, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten (es beginnt im Kleinen).

      • @John Lemon:

        Ich nochmal. Wie sehen ihre Brücken aus? Woraus sind sie gemacht? Das wüsste ich gerne. Im Ernst. Wichtig finde ich, aus den Worten in Aktion zu kommen. Und klein und direkt zu sein ist genau, was Mensch sein kann. Aber tatsächlich kann doch nicht sein, dass die israelische Regierung in dem was sie durchsetzt Richtung Vernichtung nicht gestoppt werden kann. Das darf nicht sein. Mit all dem ist Deutschland verbunden durch unsere Geschichte.

        • @earthgirl:

          Sie sind eben aus Liebe und Mitgefühl gemacht. Wir können daran arbeiten, selbst friedfertig zu werden (ohne Verdrängung berechtigter Wut). Und wir können anderen dabei helfen friedfertiger zu werden. Aber obwohl ich daran glaube, dass diese Friedensarbeit im eigenen Umfeld der Menschheit insgesamt hilft (auch weil es weltweit viele sind, die sie praktizieren), verzweifle ich trotzdem an der Hilflosigkeit mit der wir dem Vernichtungskrieg in Gaza gegenüberstehen. Und ja, als Deutsche ist der Umgang mit diesem Konflikt eine besondere Herausforderung.

    • @earthgirl:

      '... bin ich irgendwo zwischen Fassungslosigkeit, Empörung und einer Art Erstarrung'

      Ich kann Ihnen da nur bepflichten, erschrocken über mich selbst angesichts dieser Erstarrung, die sich durch die tägliche Dosis des immer schlechter, schlimmer, widerwärtiger im Laufe der letzten zwei Jahre eingeschlichen hat.

      Was / wer hätte die Kraft, mich, uns alle, aufzuwecken?

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Wer? Ich sollte mich aufwecken. Ich sollte mich an das erinnern, was für mich wichtige Werte sind. Ich sollte mich wegstellen von Platz1. Mir bewusst werden, wieviel ich aufwenden will/kann um zu helfen. Ich sollte mich verbrüdern/verschwestern mit Menschen, die ähnlich ticken.



        Was kann das Grauen drehen? Ich weiß es nicht. Ich weiß es schon gar nicht, wenn Deutschland mit seiner Täter:innengeschichte so agiert, wie es agiert bzw. nicht agiert. Immer noch Waffen wegen laufenden Verträgen. Usw.



        Wissen sie eine Antwort auf ihre Frage? Werden wir nur geweckt durch einen riesigen Knall? So abgründig wird es dazu in mir.



        Ich wünschte mir wenigstens Erich Fried zurück.

        • @earthgirl:

          "Es ist was es ist, ...". Kann das auch hier gelten, bei diesen grauenhaften Verbrechen?

          • @John Lemon:

            Ich habe Erich Fried im Zusammenhang mit Israel erwähnt. Ich empfehle das Buch "Höre Israel - Gedichte gegen das Unrecht" von ihm. Und außerdem lieber John, Liebe hat noch nie geschadet. Und vielleicht ist sie das Einzige, das hilft in dieser irren Welt.