Italiens Ex-Ministerpräsident vor Gericht: Berlusconi soll Zeugen gekauft haben

Der einstige italienische Regierungschef stand unzählige Male vor Gericht. Jetzt ist er erneut angeklagt – weil er in früheren Verfahren Zeugen bestochen haben soll.

Berlusconi in schwarzem Jackett vor schwarzem Hintergrund guckt sorgenvoll

Schluss mit lustig – mal wieder: Berlusconi ist wegen Zeugenbestechung angeklagt Foto: ap

ROM afp/dpa | Italiens einstiger Ministerpräsident, der Unternehmer Silvio Berlusconi, muss sich wegen Zeugenbestechung vor Gericht verantworten. Wie italienische Medien am Samstag berichteten, wird dem 80-Jährigen vorgeworfen, mehrere Zeugen seiner ausschweifenden Sexpartys mit minderjährigen Prostituierten geschmiert zu haben, damit diese zu seinen Gunsten aussagen.

Mehreren Frauen, die als Zeuginnen im so genannten „Ruby“-Prozess geladen waren, soll er bis vor wenigen Monaten Millionen an Schweigegeld gezahlt haben. Das Verfahren soll am 5. April in Mailand beginnen, teilte das Gericht am Samstag laut italienischer Nachrichtenagenturen mit.

Der Zeitpunkt ist besonders ungünstig für Berlusconi, da sich der Chef der Partei Forza Italia bei neuen Parlamentswahlen in Italien ein Comeback erhofft. Diese könnten schon im Frühsommer stattfinden.

Das Verfahren könnte aber auch mit demjenigen zusammengelegt werden, in dem Karima al-Mahroug alias Ruby Rubacuore (Ruby Herzensbrecherin) und 21 Mitangeklagte ab Anfang Juli vor Gericht stehen. Berlusconi ließ der Anklage zufolge den Partybesuchern in seiner Residenz in Arcore bei Mailand zwischen 2011 und 2015 mehr als zehn Millionen Euro zukommen – in Form von Bargeld, Geschenken, Autos, Immobilien sowie der Übernahme von Rechnungen. Allein sieben Millionen Euro gingen laut Staatsanwaltschaft an Ruby.

Erst verurteilt, dann freigesprochen

Berlusconi war im Juni 2014 in erster Instanz wegen Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft und einem lebenslangen Ämterverbot verurteilt worden. Einen Monat später wurde der Medienmogul dann aber wieder freigesprochen. Seinerzeit hieß es zur Begründung, zwar habe Berlusconi Sex mit der damals 17-jährigen Ruby gehabt. Er habe jedoch nicht gewusst, dass sie zum fraglichen Zeitpunkt minderjährig gewesen sei.

Im März 2015 hatte das höchste Berufungsgericht Berlusconi endgültig freigesprochen. Das jetzige Verfahren gegen die 22 Angeklagten war am 11. Januar eröffnet, wegen Verfahrensfragen aber auf den 3. Juli vertagt worden. Berlusconis Fall war nach dessen Herzoperation im Juni 2016 aus Gesundheitsgründen abgekoppelt worden. Der rechtskonservative Berlusconi war zwischen 1994 und 2011 drei Mal Ministerpräsident Italiens.

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