Jahresbilanz der Windkraftbranche: Spargelblüte in Deutschland

Der Windkraftmarkt ist 2011 in Deutschland stärker gewachsen als erwartet. Anlagenbauer fordern, das Energiesystem schneller an die erneuerbaren Energien anzupassen.

Windkraft-Kritiker beklagen eine "Verspargelung" Deutschlands. Die Industrie freut sich trotzdem über ihr Wachstum. Bild: dpa

BERLIN taz | Mit Erfolgsmeldungen und einem ungewöhnlichen Appell an die Politik zog am gestrigen Donnerstag die deutsche Windkraftindustrie ihre Jahresbilanz 2011. Hermann Albers, Präsident des Branchenverbandes BWE, konnte die für ihn genau richtigen Zahlen verkünden: 895 Windkraftanlagen sind 2011 in Deutschland aufgestellt worden, 170 alte abgebaut, insgesamt macht das eine zusätzliche Leistung von 2.007 Megawatt.

Das ist etwas mehr, als der Verband zu Beginn des Jahres schätzte, aber nicht so viel, dass eine neue Diskussion über eine möglicherweise zu hohe Förderung zu erwarten wäre, wie es derzeit in der Solarbranche der Fall ist. In Deutschland sind nun 29.000 Megawatt installiert, über 22.000 Anlagen, die in einem Jahr durchschnittlicher Windstärke fast zehn Prozent des Strombedarfs in Deutschland decken könnten.

Gleichzeitig appellierte Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Fachverbandes VDMA Power Systems, an ein Umdenken in der Förderpolitik. "Wie kann ich mit erneuerbaren Energien zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort Strom produzieren? Mit der Frage haben wir uns in der bisherigen Förderpolitik überhaupt nicht beschäftigt", sagte Herdan.

Tatsächlich werden erneuerbare Energien gefördert, egal wann und wo sie Strom produzieren. Herdan fordert als Repräsentant unter anderem der Unternehmen, die Windkraftanlagen produzieren, keinen plötzlichen Wechsel der bisherigen Förderpolitik. Das werde die Industrien zerstören, sagt er. "Wir müssen aber einen Übergang definieren", sagte er.

Belohnung für Strom zur richtigen Zeit

Sprich: Das System solle allmählich diejenigen belohnen, die Strom zum richtigen Zeitpunkt liefern – etwa abends, wenn die meisten Deutschen ihr Abendbrot zubereiten, während der Fernseher läuft. Zwar gibt es seit Beginn des Jahres bereits eine entsprechende Prämie. "Die bringt aber überhaupt nichts", monierte Herdan.

Probleme gibt es nach wie vor bei der Windkraft auf dem Meer. Gerade mal Anlagen mit 100 Megawatt sind 2011 in Betrieb gegangen. In Deutschland werden die Windparks weiter draußen und in tieferen Gewässern errichtet als in anderen Ländern. Eine Herausforderung, bei der man sich auch überschätzt habe, sagte Herdan. Einige Windparks werden nun fertiggestellt, ehe der Netzanschluss in den Meeren verlegt ist.

Die meisten in Deutschland errichteten Windmühlen stammen aus heimischer Produktion, unangefochtene Nummer eins mit einem Marktanteil von 59,5 Prozent ist Enercon mit Sitz im ostfriesischen Aurich. Chinesische Konkurrenz, die derzeit der Solarbranche zusetzt, gibt es – allerdings ohne nennenswerte Marktanteile hierzulande. Global sind 2011 rund 40.000 Megawatt Windleistung installiert worden – die Hälfte in China, 5 Prozent in Deutschland. Weltweit erzeugen diese neuen Anlagen im Mittel so viel Strom wie zehn Atomreaktoren.

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