Journalist über Exklusivgeschichte: „Mei, ich nehm das sportlich“

Thomas Gautier von der „Abendzeitung“ wusste schon lange vom Kunstschatz in Schwabing. Trotzdem hat er die Geschichte nicht veröffentlicht.

Der „Löwenbändiger“ von Max Beckmann ist unter den gefundenen Bildern Bild: dpa

taz: Herr Gautier, woher wussten Sie, dass in der Schwabinger Wohnung so viele Bilder stehen?

Thomas Gautier: Dazu kann ich leider nichts sagen, um einen Informanten zu schützen. Nur so viel: Ich wusste seit etwa einem Jahr davon und habe im Zuge der Recherche immer mehr erfahren. Im März oder April war ich bei dem Haus in Schwabing und habe es fotografiert. Ich hatte schon einiges aufgeschrieben. Viel länger hätten wir nicht mehr gewartet, bis wir damit rausgehen.

Warum haben Sie die Geschichte nicht gleich veröffentlicht, als Sie davon erfahren haben?

Sie war noch nicht vollständig. Ich wusste zum Beispiel zwar, um welche Künstler es ging, wollte aber noch weitere Informationen und Hintergründe herausfinden.

Mit wem haben Sie entschieden, dass Sie bis zur Veröffentlichung noch abwarten?

Zusammen mit einem Vorgesetzten aus der Redaktion. Natürlich gab es Momente, in denen ich gezweifelt habe und überlegt habe, einfach alles zu veröffentlichen, was ich bis dahin wusste. Diese Frage stellt man sich im Tagesgeschäft ja ständig.

, 33, ist Lokalreporter der Münchner Abendzeitung. Seit etwa einem Jahr wusste er von dem Kunstschatz in Schwabing.

Was dachten Sie, als Sie den Focus-Titel gesehen haben?

Im ersten Moment dachte ich natürlich: „Verdammt!“ Ich war auf dem Weg in die Redaktion und habe das Heft in der Bahnhofsbuchhandlung gesehen. Ich bin dann in die Redaktion gelaufen und habe mich an meinen Text gesetzt. Ich hatte ja schon viel vorgeschrieben und recherchiert, so dass mein Artikel schnell fertig war. Natürlich ist es ärgerlich, dass der Focus nun schneller war. Aber mei, ich seh das sportlich. Die Geschichte im Focus ist gut, da habe ich auch noch ein paar Details erfahren, die ich nicht wusste, zum Beispiel die Nummer des Zugs, in dem der Besitzer der Bilder 2010 mit verdächtig viel Geld erwischt wurde. Dafür hatte ich noch mehr Künstlernamen als der Focus. Natürlich habe ich alles, was ich aus dem Focus hatte, ordnungsgemäß zitiert.

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