Journalisten in Lebensgefahr: Gemeinsam eintreten für Pressefreiheit in Gaza
Gazas Journalisten sind Israels Gewalt schutzlos ausgeliefert, internationalen Medien wird der Zugang verwehrt. Es ist ein Kampf gegen die Wahrheit.

K riegsberichterstattung ist der härteste Journalismus. Man berichtet vom Tod und hat ihn dabei ständig an der Seite. Das nächste Geschoss kann einen selbst treffen oder die Menschen, von denen man Zeugnis ablegt. Missfällt die Berichterstattung einer Kriegspartei, kann das zum Verhängnis werden. Wird die eigene Heimat Kriegsschauplatz, ist das Berichtsthema zugleich persönliches Trauma. Von Kyjiw bis Khartum, von Goma bis Gaza stellt sich immer wieder die Frage: Wie verhält man sich da richtig, vor Ort und in fernen Redaktionen?
Kein Krieg der Gegenwart ist für Journalisten härter als der im Gazastreifen. Rund 200 Journalisten wurden bislang getötet, alle von Israels Armee. Aus Israels Versuch der Zerschlagung der Hamas nach den Terrorangriffen des 7. Oktober 2023 ist längst ein Krieg zur Zerstörung der palästinensischen Gesellschaft geworden. Als Erstes verschwinden dabei die zivilen Freiräume. Übrig bleiben am Ende Gewaltakteure in Ruinenfeldern voller verhungernder Menschen und verwesender Leichen.
Teilnehmer: Über 150 Medienunternehmen aus mehr als 50 Ländern nehmen am 1. September an einem groß angelegten Aktionstag teil, der von Reporter ohne Grenzen (RSF) und der globalen Online-Kampagnenbewegung Avaaz koordiniert wird.
Kritik: Die teilnehmenden Redaktionen kritisieren die Verbrechen der israelischen Armee an palästinensischen Journalist:innen und Reporter:innen in Gaza.
Forderung: Die Beteiligten fordern besseren Schutz für alle Medienschaffenden dort und verlangen, dass Israel anderen Journalisten endlich unabhängigen Zugang in den Gazastreifen gewährt.
Die Besonderheit Gazas: Auch die Journalisten haben keine Wahl. Wer drin ist, kann nicht raus. Wer draußen ist, kann nicht rein. Internationalen Medien ist der freie Zugang nach Gaza seit Kriegsbeginn verboten, sie sollen nur Armeepropaganda zu sehen bekommen. Palästinensische Journalisten in Gaza wiederum sind schutzlos, während alles um sie herum in Trümmer fällt. Medien weltweit zusammen mit Reporter ohne Grenzen fordern daher heute gemeinsam freien Zugang für Journalisten nach Gaza und Schutz für Gazas Journalisten.

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Seriöse Medien arbeiten im Krieg immer mit Ortskräften zusammen – nicht nur, wenn es nicht anders geht, sondern auch, weil es richtig ist. Die Erfahrung der taz, ob in Gaza oder Sudan, der Ukraine oder der DR Kongo, zeigt: Professionelle Vernetzung von Menschen ist das beste Gegenmittel gegen Hetze und Fake News auf dem Smartphone. Im Idealfall sind lokale Journalisten im Kriegsgebiet die Stimmen der Bevölkerung, sind auswärtige Reporter Augen und Ohren der Weltöffentlichkeit, sind unabhängige Medien Schutzräume für die Wahrheit. Es ist höchste Zeit, öffentlich füreinander einzustehen. Die in Gaza gesetzten mörderischen Maßstäbe zum Umgang mit Journalismus dürfen keine globale Normalität werden.
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