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Kabinett billigt höheren Mindestlohn15 Euro wären dann doch zu viel

Die SPD feiert die Erhöhung der Lohnuntergrenze auf bis zu 14,60 Euro. Grünen und Linken ist das zu wenig. Die Mindestlohnkommission steht in der Kritik.

Na dann Prost auf die 14,60 Euro Mindestlohn, zumindest für die Ar­beit­ge­be­r:in­nen Foto: Frank Hoermann /Sven Simon/imago

afp | Das Bundeskabinett hat die kräftigste Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns seit seiner Einführung vor zehn Jahren beschlossen. Die am Mittwoch gebilligte Verordnung sieht vor, dass die Lohnuntergrenze in zwei Schritten angehoben wird: zum Jahreswechsel von derzeit 12,82 Euro auf 13,90 Euro und zum 1. Januar 2027 weiter auf 14,60 Euro. Insgesamt wird der Mindestlohn damit um 13,9 Prozent angehoben – Grüne und Linken kritisierten die schrittweise Erhöhung.

Die unabhängige Mindestlohnkommission hatte die Anhebung im Juni empfohlen, das Kabinett setzte die Empfehlung nun per Rechtsverordnung um. Laut Bundesarbeitsministerium profitieren rund sechs Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der Erhöhung.

„Mit der zweistufigen Anhebung bekommen Millionen Beschäftigte spürbar mehr für ihre Arbeit – und die Unternehmen können die steigenden Kosten verantwortungsvoll über zwei Jahre verteilen“, erklärte Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) nach dem Kabinettsbeschluss. Dies sei „ein wichtiger Schritt für mehr Gerechtigkeit und Anerkennung derer, die unser Land Tag für Tag am Laufen halten“. Bei der Anhebung um fast 14 Prozent handle es sich um „die größte sozialpartnerschaftlich beschlossene Lohnerhöhung seit Einführung des Mindestlohns“.

SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf sprach von einer „deutlichen Erhöhung“, die „trotz der immer gleichen Widerstände“ durchgesetzt worden sei. Die SPD erwarte weitere Steigerungen in Zukunft, machte der Generalsekretär klar. „Beim sozialpartnerschaftlich verhandelten Mindestlohn geht es immer um eine Lohnuntergrenze“, sagte Klüssendorf der Nachrichtenagentur AFP. „Wir hören nicht auf, für bessere Löhne zu kämpfen.“

Viel zu wenig für Grüne und Linke

Kritik an der schrittweisen Anhebung der Lohnuntergrenze kommt hingegen von der Opposition. „Ein Mindestlohn von 13,90 Euro in 2026 ist viel zu wenig“, sagte der Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch AFP. „Wer arbeitet, muss davon nicht nur überleben, sondern gut leben können. Stattdessen müssen Hunderttausende mit Sozialleistungen wie Wohngeld und Bürgergeld aufstocken, um über die Runden zu kommen.“

Audretsch forderte die Bundesregierung auf, die Mindestlohnkommission zu reformieren, um so für eine höhere Entlohnung derer zu sorgen, „die tagtäglich im Niedriglohnsektor unsere Gesellschaft am Laufen halten“.

„Eine echte Entlastung für die von der Inflation gebeutelten Menschen wird also in die ferne Zukunft verschoben“, kritisierte auch Linken-Fraktionschef Sören Pellmann. Diese bräuchten aber gerade jetzt spürbare Lohnsteigerungen. „Auch die schon heute konstant wachsende Zahl von Menschen, die trotz lebenslanger Arbeit eine Armutsrente erhalten, wird sich aufgrund dieses unzureichenden Beschlusses nochmals erhöhen“, warnte er.

Umstrittene Mindestlohn-Kommission

Die Mindestlohn-Kommission besteht aus je drei von den Arbeitgebern und den Gewerkschaften entsandten Vertreterinnen und Vertretern, einer Vorsitzenden und zwei beratenden Mitgliedern aus der Wissenschaft. Gesetzlich geregelt ist, dass das Gremium alle zwei Jahre einen Vorschlag zur Anpassung des Mindestlohns vorlegt, den die Bundesregierung dann durch eine Rechtsverordnung verbindlich machen kann – aber nicht muss.

Die Empfehlung zur nun vom Kabinett beschlossenen Erhöhung hatte die Kommission einstimmig getroffen. Die Kommissionsvorsitzende Christiane Schönefeld warnte bei Bekanntgabe der Empfehlung im Juni zugleich vor „Versuchen der politischen Beeinflussung“ – diese seien mit der gewollten Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission „nicht vereinbar“.

In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD und Union formuliert, dass „ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar“ sei, die konkrete Höhe legt die unabhängige Mindestlohnkommission fest. Aus der SPD kamen aber in den vergangenen Wochen Rufe, die 15 Euro notfalls auch über einen politischen Beschluss durchzusetzen und damit die Kommission zu umgehen.

Davor warnte nun erneut die Union. Die Sozialpartner in der Mindestlohnkommission hätten mit ihrer Empfehlung „bewiesen, dass sie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verantwortungsbewusst handeln“, erklärte der arbeitsmarktpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, Marc Biadacz (CDU). Dies zeige: „Wir brauchen auch künftig keinen politischen Mindestlohn.“

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44 Kommentare

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  • Lohnerhöhung bedeutet auch in vielen Fällen als Konsequenz Preiserhöhung.



    Das trifft dann wieder alle und das Spiel beginnt von neuem.

    • @Filou:

      Deswegen müsste auch mal jemand an die Preise ran. Oder zumindest an die Margen.

  • Das Bild zu diesem Artikel wirkt auf mich so deprimierend, dass ich gar nicht weiterlesen kann.



    Das ist absolut ernst gemeint, denn es erinnert mich an "Veranstaltungen", bei denen ich die Denkweise der Sekttrinker über die Sektservierer deutlich wahrgenommen habe, das Fremdschämen hält lebenslang an.

  • Wieder die übliche Luftnummer Mindestlohn - einschließlich der zynischen Kommentare von Grün und Links.

    Der Mindestlohn ist eine völlig sinnlose Maßnahme, seine Höhe grundsätzlich willkürlich.



    Und da er per se nur für abhängig Beschäftigte gilt, fallen sowohl Selbstständige als auch der größte Teil der Arbeit in Deutschland hinten runter: Die unbezahlte Arbeit (und damit die, die sie machen und damit "den Laden am Laufen halten").

    • @Eric Manneschmidt:

      Wieso sinnlos, wieso willkürlich?

      Der Mindestlohn ist m.E. eine absolut notwendige Mindestschranke, leider ist die Tarifbindung so gering und der Organisationsgrad der Arbeitnehmer nicht ausreichend, um Ausbeutung zu verhindern.



      "Working Poor" kann und darf sich ein moderne Gesellschaft nicht leisten. Es ist nicht hinnehmbar, dass man von einer Vollzeitstelle nicht leben kann.

    • @Eric Manneschmidt:

      Wie auch soll das für Selbstständige und für unbezahlte Arbeit denn laufen? Irritierend ihre Beschwerde!

  • Allen Befürwortern dieser deftigen Erhöhung sei gesagt: Wenn ihr selbst keine Lohnerhöhung um 13,9 Prozent bekommt, seid ihr diejenigen, die die Nummer über Preiserhöhungen bezahlen. Hinterher also bitte nicht wieder jammern, dass Essen, Heizen und Wohnen noch teurer werden

    • @Samvim:

      Zynisch, hier jetzt mit Prozenten zu kommen. Nominal lebt keiner nach dem MiLo in Saus und Braus. Haben Sie ein gutes Gewissen zu sparen, während, die die Ihre Waren und Dienstleistungen bereitstellen weder Miete noch Lebenshaltungskosten aufbringen können?

    • @Samvim:

      ... das ist nicht wahr. Bzw. Das ist kein Naturgesetz. Die Tatsache, dass Menschen aber zunehmend denken, dass das so funktionieren muss, weil es irgendwelche Naturgesetze wären, ist alarmierend und auch mit der Grund für die größer werdenden Unterschiede zwischen Arm und Reich. Die Erzählung von Preisen, die gerade so einen kleinen Profit ermöglichen und dadurch direkt immer mit erhöht werden muss ist ein Mythos. Arbeitnehmer produzieren schon jetzt einem riesigen Mehrwert, der nicht entlohnt wird und direkt in die Taschen von Aktionären geht. Jedes Mal wenn Profit ausgeschüttet wird, ist das eine direkte Subvention von den Arbeitern, da die dadurch auf Lohn verzichten. Die Gewinnmarge ist hoch genug, dass Mitarbeiter vernünftig und Lebenswürdig bezahlt werden. Und wenn ein Unternehmen es sich nicht leisten kann seine Arbeiter Lebenswürdig zu bezahlen (und darauf zu achten, dass die Lieferkette entlang keine Kinder zu Armutslohn arbeiten) dann muss man sich fragen, ob dieses Unternehmen überhaupt ein vernünftiges Produkt anbietet.

    • @Samvim:

      Wir haben bereits in den Nullerjahren in unserer Firma festgelegt: Hier bekommt jeder mindestens 15,- Euro. Und wenn wir das nicht bezahlen können ist wohl am Geschäftsmodell was zu verbessern. Hat geklappt, für alle!

      • @Tom Farmer:

        Etwas zu pauschal. Was für eine Firma ? was wurde überhaupt verlangt um angestellt zu werden ? hatten die alle eine Ausbildung ?



        Ein Ingenieurbüro hat z.B. sicherlich einen höheren Bildungsanspruch an seine Mitarbeiter als z.B. Fensterputzer

  • Bestimmt nun der Staat die Gehälter? Wann übernimmt der Staat auch Aufgaben der Gewerkschaften?

    • @Hans Dampf:

      Leider versagen die Tarifpartner hier, früher war der Mindestlohn nicht nötig, hat man auch so (auch mit einer einfachen Tätigkeit) ausreichend verdient.



      Heutzutage ist diese Mindestsicherung notwendig.

    • @Hans Dampf:

      Naja der Staat muss als Regulator eingreifen, damit die ausbeuterischen und menschenfeindlichen Dynamiken, die dem Kapitalismus einfach inhärent sind Einhalt geboten sind.

    • @Hans Dampf:

      Der Staat setzt eine Empfehlung einer Kommission aus Arbeitgebern und Gewerkschaften um. Also alles in Ordnung.

    • @Hans Dampf:

      Hat er doch längst, diese Grenze wurde bereits überschritten.

      Im Übrigen: Parteien, Gewerkschaften, NGOs, -eigentlich alles eine homogene Gemengelage. Polittheater.

      Wird dann als große, soziale Errungenschaft verkauft und anschließend über Inflation und Steuern und Abgaben den Abhängigen, die ihr Einkommen verkonsumieren müssen, wieder aus der Tasche gezogen.

    • @Hans Dampf:

      "Die Mindestlohn-Kommission besteht aus je drei von den Arbeitgebern und den Gewerkschaften entsandten Vertreterinnen und Vertretern, einer Vorsitzenden und zwei beratenden Mitgliedern aus der Wissenschaft."

      .

      Wo genau bestimmt nun "der Staat" die Gehälter? Und seit wann ist der Mindestlohn gleichzusetzen mit "dem Gehalt"?! Der Mindestlohn ist lediglich eine vom Staat gesetzte Mindestgrenze. ICH würde für diesen Lohn nicht arbeiten gehen. Muss ich aber auch nicht, entsprechende Ausbildung vorausgesetzt...

  • Warum gibt es eigentlich keine Reichensteuerkommission zur Regulierung von extremen Ungleichheit zwischen Reich & Arm?

    • @Ice-T:

      Schon mal die Steuerprogression angeschaut. Sind 45% Steuern auf hohe Einkommen etwas keine "Reichen"-Steuern?



      Das waren mal 53%, bis die SPD unter Schröder es senkte.

      • @Hans Dampf:

        Das Problem ist halt nur, was alles als Einkommen gilt und was nicht und welche Ermäßigungen auf die 45% angerechnet werden.

    • @Ice-T:

      Wer beißt denn in die Hand, die einen füttert?

  • Werfen wir einen Blick auf die Mindestlöhne in den USA:



    Boston: 15.00 $



    New York: 16.50 $



    Chicago: 16.60 $

    • @Aurego:

      Hier noch ein paar willkürliche Zahlen die über den Mindestlohn in Deutschland nichts aussagen:



      Kosovo: 350 € brutto pro Monat



      Südafrika: 28,79 ZAR pro Stunde



      Kolumbien: 1.423.500 COP pro monat

    • @Aurego:

      Joa betrachten wir dabei auch die höheren Lebenserhaltungskosten?



      Aber rechnen wir das ganze doch mal in Euro um, dann haben wir folgendes Bild:

      Boston: 12,88€

      New York: 14,17€

      Chicago: 14,25€

      Joa, also in Euro und im Lebenserhaltungskosten Vergleich geht die Aussage dann doch verloren.



      Wenn man dann auch noch die niedrigeren Abgaben und Steuern dazu nimmt, wird der Vergleich mit der USA komplett Obsolet.

    • @Aurego:

      15 Euro bedeuten für den Arbeitgeber pi mal Daumen 20 Euro. In den US- je nach Bundesland - sind die Arbeitgeberbeiträge für die Sozial und Krankenversicherungen wesentlich geringer.

      • @Jutta57:

        So what! Wer es nicht bezahlen will, braucht ja niemanden einzustellen.



        In den USA sind dafür viele andere Kosten wesentlich höher und sowohl Staat als auch viele Private sind außerordentlich hoch verschuldet.



        Die Einführung des Mindestlohns - die eigentlich schon bei den Hartz-Reformen zwingend gewesen wäre - hat unserer Wirtschaft auf jeden Fall nicht geschadet.

        • @Aurego:

          Der Satz „Wer es nicht bezahlen will, soll niemanden einstellen“ greift zu kurz. Arbeitsmärkte funktionieren nicht wie ein normaler Konsumgütermarkt. Unternehmen sind auf Arbeitskräfte angewiesen, und steigende Lohnkosten treffen vor allem kleine Betriebe, die weniger Preisspielraum haben als große Konzerne. Ein pauschaler Hinweis auf die USA ist ebenfalls wenig hilfreich, da deren Arbeitsmarkt, Sozialsystem und Unternehmensabgaben strukturell ganz anders funktionieren. Zudem zeigt das US-Beispiel gerade, wohin ein zu niedriger Mindestlohn führt: zu vielen Menschen, die trotz Vollzeit arm bleiben.

          Der Mindestlohn hat zwar gesamtwirtschaftlich keine Krise ausgelöst, aber seine Folgen sind differenziert. Besonders Branchen mit niedrigen Margen – etwa Gastronomie, Pflege oder Einzelhandel – stehen unter erhöhtem Druck und reagieren mit Preiserhöhungen, Stundenkürzungen oder Personalabbau. Der Mindestlohn wirkt also, aber nicht folgenlos.

          Zudem löst ein Mindestlohn allein das Problem von Armut nicht. Entscheidend sind ergänzende Maßnahmen wie Entlastung niedriger Einkommen, bezahlbarer Wohnraum und Qualifizierung. Der Mindestlohn bleibt ein wichtiges Instrument für faire Arbeit, aber

  • Betroffen von dieser Änderung sind vor allem Geringqualifizierte, denn Höherqualifizierte verdienen bereits über dem Mindestlohn.



    Demnächst wird eine Produktivität von etwa 22€ je Arbeitsstunde erzwungen (Mindestlohn + Sozialversicherungsabgaben + Umlagen für Urlaubs- und Krankheitstage).

    Wie soll z.B. der Inhaber eines Barbershops damit umgehen, auch in den Stunden, in denen keine Kunden kommen, 22€ an Kosten tragen zu müssen? Er muß sich etwas einfallen lassen, damit die Ausgaben nicht die Einnahmen überschreiten. Alternativ - und das ist noch schlimmer - fallen Arbeitsplätze weg. Z.B. muß der Angestellte eines Geschäfts dann 22€ die Stunden an Gewinn erwirtschaften. Nicht an Umsatz! Die Preisspanne zu z.B. Amazon wird weiter vergrößert.

    Natürlich sollen die Arbeitnehmer ein auskömmliches Einkommen haben. Unverständlich ist, daß „Aufstocken“ verteufelt wird. Auch nach Erhöhung des Mindestlohns werden viele Mindestlohnbezieher mit Familie weiter aufstocken und Wohngeld beziehen. Andere müssen vollständig in das Bürgergeld oder demnächst die Grundsicherung gehen.







    Die Erhöhung des Mindestlohns wird kein Erfolg werden, sollten Kunden die dafür notwendigen Preise nicht bezahlen.

    • @Donald Duck:

      Die Konsequenz könnte sein, dass die Preise ein wenig steigen, wenn die Unternehmen nicht endlich begreifen, dass Produktivitätssteigerungen eine hohe Priorität bekommen müssen.

      • @Aurego:

        Produktivitätssteigerung heißt gleicher Output bei weniger Arbeitsaufwand, damit macht man ganz schnell Arbeitskräfte und Arbeitsplätze überflüssig...

        🤔

    • @Donald Duck:

      Bei Mindestlohnerhöhungen muss eine Branche entweder produktiver werden oder, wenn sie das nicht kann, wie ein Barber Shop, nicht Angestellte entlassen sondern die Preise erhöhen. Dann heißt das nur, dass der Barber Shop - ähnlich wie Fleisch oder Milch - bisher zu billig war. Müssen die Kunden halt ein mal weniger im Jahr hingehen. Fertig.



      Insgesamt betrachtet sind höhere Löhne auch im Interesse der Betriebe, weil die Mitarbeiter eine höhere Kaufkraft erhalten und so wiederum durch mehr Konsum den Umsatz ankurbeln. Heute hingegen wird Politik zu einseitig im Interesse der Exportindustrie gemacht (siehe Agenda 2010 , 2030 etc.)

      • @Earth & Fire :

        „Müssen die Kunden halt ein mal weniger im Jahr hingehen. Fertig.“

        Kleine Nachhilfe in wirtschaftlichem Verständnis: wenn der Kunde seltener kommt, lässt er zumindest nicht mehr Geld im Shop, die Auslastung sinkt, das Ergebnis wird sich nicht verbessern, das Beschäftigungsvolumen sogar reduzieren. Was bitte sollen die Beschäftigten dann in Summe davon haben? Wundersame Geldvermehrung ist das nicht, -vor allem nicht bei den Kunden, deren Kaufkraft durch die unvermeidlichen Preisanpassungen deutlich sinkt. Am Ende profitiert davon nur der Staat durch höhere Bruttoeinkommen, ergo mehr Steuern und Abgaben.

        • @Hungerboomer:

          "wenn der Kunde seltener kommt, lässt er zumindest nicht mehr Geld im Shop," Wenn die Preise steigen, lässt der Kunde logischerweise pro Besuch mehr Geld im Barbershop, das Ergebnis bleibt gleich.



          "Was bitte sollen die Beschäftigten dann in Summe davon haben?" Es gibt, wie schon gesagt, genug Branchen, die produktiver werden können und die Preise nicht erhöhen müssen.

    • @Donald Duck:

      "...sollten Kunden die dafür notwendigen Preise nicht bezahlen."

      Das allgemeine Problem ist, dass viele den realen Preis für Waren und Dienstleistungen nicht bezahlen wollen.

      "Natürlich sollen die Arbeitnehmer ein auskömmliches Einkommen haben."

      Um das zu erreichen, sind eben bestimmte Preise notwendig.

      "Unverständlich ist, daß „Aufstocken“ verteufelt wird."

      Das ist nicht unverständlich. Aufstocken ist eine Subvention der Gesellschaft für Unternehmen, deren Geschäftsmodell ohne diese Subvention nicht tragfähig wäre.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Aufstocken ist keine Subvention für Unternehmer. Es ist eine Subvention für ArbeitsPLÄTZE mit niedriger Produktivität.

        Das liegt nicht immer an den Unternehmern oder Arbeitnehmern. Zuwenig Laufkundschaft, fehlende Zahlungsbereitschaft von Kunden, saisonales Kaufverhalten. Konkurrenz durch Produkte, die außerhalb des Geltungsbereichs des deutschen Mindestlohns erzeugt werden....

        Jeder Unternehmer muß die nicht tragfähigen Geschäftsmodelle anpassen. Das sehen Sie an der Automation, dem Import von simpel herzustellenden Industrie- und Landwirtschaftlichen Produkten sowie dem Ladensterben.

        Es gibt genug offene Stellen. Die Arbeitnehmer könnten doch auf die teils mehr als doppelt so gut bezahlten offenen Stellen wechseln und so die nicht tragfähigen Geschäftsmodelle beenden. Keine Sorge, den einen Teil macht schon die SPD.

        Für die meisten Mindestlohnempfänger ändert sich gar nichts. Sie erhalten nun weniger Aufstockhilfe. Die Höhe ihres Einkommens bleibt aber gleich. Andere verlieren ihren Arbeitsplatz und wechseln vollständig ins Bürgergeld. Die Gesellschaft verliert somit deren Arbeitskraft vollständig. Durch Verschiebungen im Gehaltsgefüge zahlen alle Bürger mehr.



        ???

        • @Donald Duck:

          Auch wenn man Plätze groß schreibt. Der Sinn eines Unternehmens ist Gewinn zu erwirtschaften. Und das ist bei einigen "Geschäftsleuten" offenbar nur mit indirekten Lohnsubventionen möglich.

          "Es gibt genug offene Stellen. Die Arbeitnehmer könnten doch auf die teils mehr als doppelt so gut bezahlten offenen Stellen wechseln und so die nicht tragfähigen Geschäftsmodelle beenden."

          Das ist Quatsch. Entweder sind die Jobs schlecht bezahlt oder sie erfordern Qualifikationen, die nicht jeder hat. Oder glauben Sie ernsthaft, jemand arbeitet aus Spaß für wenig Geld?

          Aber das sind alles die "Argumente" von Leuten, die sich durch den Mindestlohn nicht mehr ganz so hemmungslos über Ausbeutung bereichern können. Ein seriöser Unternehmer zahlt genug, um seinen Angestellten ein Leben ohne Stütze zu ermöglichen.

    • @Donald Duck:

      Sie werden sich wundern, obwohl es hier in Norwegen keinen gesetzlichen Mindestlohn gibt, beträgt der niedrigste Stundenlohn umgerechnet 21,50€.

      Den dürften die meisten Aushilfskräfte in der Gastronomie oder im Barbershop auch erhalten. Das deswegen ein Gastronomiesterben oder ein Rückgang an Barbershops eingesetzt hat, kann man nicht behaupten. Und wer hier einen Kaffeetrinken geht zahlt sogar noch 25% Mehrwertsteuer. Die Nachfrage ist dennoch gegeben.

      In Deutschland stimmt bei den unteren und mittleren Lohngruppen einfach das Verhältnis nicht zwischen Nettoeinkommen und Lebenshaltungskosten.

      Führt dann auch auf Unternehmerseite dazu, das gerade Dienstleistungen viel zu günstig angeboten werden. Denn gerade dieser Sektor ist in vielen Bereichen in Deutschland zu günstig.

      Von Schuh- über Handyreparatur, von der Reinigung bis zum Friseur, habe ich hier in Deutschland teilweise nur Eindrittel von dem bezahlt, was mich die selbe Leistung hier in Norwegen kostet.

      • @Sam Spade:

        "Sie werden sich wundern, obwohl es hier in Norwegen keinen gesetzlichen Mindestlohn gibt, beträgt der niedrigste Stundenlohn umgerechnet 21,50€."

        Das generelle Lohnniveau und auch die Lebenshaltungskosten in Norwegen sind allerdings auch höher als in Deutschland.

      • @Sam Spade:

        In Oslo beträgt die grobe Durchschnittsmiete aktuell etwa €1.200 bis €1.900 pro Monat für eine Ein-Zimmer-Wohnung im Zentrum bzw. knapp außerhalb. 



        Für eine drei-Zimmer-Wohnung im Zentrum liegen die typischen Mietpreise bei etwa €2.200 bis €2.500 pro Monat.

        Ohne einen Stundenlohn von umgerechnet 21,50€ wäre Oslo entvölkert, ach was Oslo, Norwegen wäre entvölkert aufgrund der Lebenshaltungskosten in dem Land.

        • @Rudolf Fissner:

          Kleine Überraschung für Sie.



          Über 80% der Norweger leben im Eigenheim. Die hohe Eigenheimquote ist der Hauptgrund für das hohe Prokopfvermögen der Norweger.

          Objektiv betrachtet sind aber auch 21,50€ pro Stunde zu wenig. Die meisten Löhne werden hier aber sowieso branchenabhängig durch Tarifverträge geregelt, da in Norwegen die Gewerkschaften stark sind.

  • Hatte die SPD damals nicht betont, dass die politisch verordnete Erhöhung einmalig bleiben sollte. Wie kann es dann Forderungen aus der SPD gegeben haben, die Kommission erneut zu umgehen?

    • @DiMa:

      Vielleicht hat sie inzwischen gemerkt, dass der Mindestlohn noch nicht armutsfest ist? ^^

  • Die Mindestlohnkomision besteht aus Gerkschaftlern und Arbeitgebern.

    Bei Tariflöhnen verhandeln Gewerkschaftler und Arbeitgeber.