Kambodschanischer Ex-König ist tot: Sihanouk in Peking gestorben

Über Jahrzehnte war er eine der wichtigsten Figuren in Kambodschas wechselvoller Geschichte. Nun ist Ex-König Norodom Sihanouk mit fast 90 Jahren gestorben.

Flexibler Monarch: Sihanouk verbündete sich abwechselnd mit Royalisten, Sozialisten und Kommunisten. Bild: dapd

PHNOM PENH dapd | Der frühere kambodschanische König Norodom Sihanouk ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Er sei am frühen Montagmorgen in Peking eines natürlichen Todes gestorben, teilte Regierungssprecher Khieu Kanharith mit. „Sein Tod ist ein schwerer Verlust für Kambodscha“, sagte Prinz Sisowath Thomico, der Sihanouk als Assistent gedient hatte. Der frühere König habe sein Leben „dem Wohl der gesamten Nation, des Landes und des kambodschanischen Volkes“ gewidmet.

Sein Sohn und Nachfolger Norodom Sihamoni reiste am Montag gemeinsam mit Ministerpräsident Hu Sen nach China, um die sterblichen Überreste seines Vaters heimzuholen. In Kambodscha wehten die Flaggen auf halbmast. Anfang des Jahres hatte Sihanouk angeordnet, seine Leiche solle nach buddhistischer Tradition eingeäschert und in einer goldenen Urne im Königspalast aufbewahrt werden

Sihanouk verzichtete 2004 aus gesundheitlichen Gründen zugunsten seines Sohns auf den Thron. Er war mehrfach schwer erkrankt, unter anderem an Darmkrebs. Zudem litt er an Diabetes und Bluthochdruck. Bereits im Januar war er zur medizinischen Behandlung in die chinesische Hauptstadt gereist.

Sihanouk gilt als schillernde Figur. Er griff immer wieder aktiv in die Politik ein und begleitete sein Land ein halbes Jahrhundert durch Kolonialherrschaft, Bürgerkrieg und Demokratisierungsversuche. Der Monarch galt als beliebt beim Volk, war allerdings nur selten in der Lage, für Stabilität in dem südostasiatischen Staat zu sorgen.

Körnung mit 19

1941 wurde er unter französischer Herrschaft im Alter von 19 Jahren zum König gekrönt. Die Kolonialregierung ging offenbar davon aus, den jungen Mann gut kontrollieren zu können. Nach der Niederlage im Indochinakrieg verließen die Franzosen 1953 das Land.

Zwei Jahre später verzichtete Sihanouk auf den Thron, gründete eine politische Partei und erklärte Kambodscha auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs für neutral. Er akzeptierte auf der einen Seite in begrenztem Maße Entwicklungshilfe aus den USA und nahm auf der anderen Seite Beziehungen zum kommunistischen China auf. Zudem gehörte er zu den Gründern der Bewegung der Blockfreien Staaten.

Sihanouk sympathisierte zunächst mit den Roten Khmer, wurde von den neuen Machthabern später aber zum Tode verurteilt. Nur die persönliche Intervention des chinesischen Parteiführers Zhou Enlai bewahrte ihn vor der Hinrichtung.

Abseits der Politik ging der umtriebige Monarch seinen zahlreichen Interessen nach. Er drehte Filme, malte, komponierte, führte die Fußballmannschaft des Palastes und leitete eine Jazzband. Sihanouk liebte schnelle Autos, gutes Essen und schöne Frauen: Er war mindestens fünfmal verheiratet und hat 14 Kinder.

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