Kampf um Aleppo: Die Zahl der Opfer ist unbekannt

Das syrische Regime meldet Erfolge bei der Eroberung von Aleppo, die Rebellen dementieren. Die Lage in der umkämpften Stadt bleibt weiterhin unübersichtlich.

Die Aussichten auf Frieden in Syrien sind völlig ungewiss. Bild: dapd

ALEPPO rtr | Syrische Truppen haben nach Angaben der Führung in Damaskus Teile der schwer umkämpften Wirtschaftsmetropole Aleppo zurückerobert. Der Bezirk Salaheddine im Südwesten der Stadt stehe unter Kontrolle von Regierungseinheiten, sagte ein namentlich nicht genannter Militäroffizier dem syrischen Staatsfernsehen in der Nacht zum Montag. In wenigen Tagen werde Aleppo wieder „sicher“ sein.

Zuvor hatte Außenminister Walid Mualem den Sieg der Soldaten von Präsident Baschar al-Assad in Damaskus erklärt. Rebellen, die durch Aleppo in Lastwagen kreuzten, wiesen die Angaben der syrischen Führung zum Verlauf der Gefechte in der Stadt allerdings zurück.

Reporter, die in Aleppo waren, konnten die Angaben zunächst nicht persönlich überprüfen, da sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht in den seit Tagen am stärksten umkämpften Stadtteil gelangten. Die Rebellen scheinen aber nach wie vor große Gebiete der Stadt zu kontrollieren, in der etwa 2,5 Millionen Menschen leben. Auch am Montag waren Schüsse und Granateneinschläge zu hören. Die Kämpfe in Aleppo gelten als wichtige Machtprobe zwischen der Regierung und den Rebellen. Vor allem in den vergangenen zwei Wochen haben die Gefechte an Intensität zugenommen, nachdem die Rebellen ihren Vorstoß auf Aleppo und Damaskus eingeläutet hatten.

Wie viele Menschen bei den Gefechten in Aleppo starben, ist unklar. Krankenhäuser und behelfsmäßige Kliniken in den von den Rebellen gehalten Gebieten im Osten der Stadt nahmen immer mehr Opfer der Kämpfe auf. „An manchen Tagen kommen um die 30, 40 Leute, ohne die Leichen“, sagte ein junger Mediziner. „Vor ein paar Tagen haben wir 30 Verletzte bekommen und vielleicht 20 Leichen, aber die Hälfte von ihnen war in Stücke zerfetzt. Wir können nicht herausfinden, wer sie sind.“

Die Spuren der Kämpfe waren nicht zu übersehen. In einer Straße stand ein ausgebrannter Panzer, in anderen viele zerstörten Autos, einige mit dem Schriftzug „Schabbiha“ versehen – ein Verweis auf die gefürchteten Assad-treuen Milizen. In der Nähe des Zentrums waren nahezu alle Geschäfte geschlossen. Eine Bäckerei hatte am Sonntag geöffnet, um den Block bildete sich eine lange Kundenschlange. In einem Stadtteil wurden ankommende Autos von Scharfschützen unter Beschuss genommen.

Auch die Zahl der Flüchtlinge steigt weiter. Nach UN-Angaben sind binnen zwei Tagen 200.000 Menschen aus Aleppo und den umliegenden Gebieten geflohen. Viele seien vorerst in öffentlichen Gebäuden untergekommen, sagte eine UN-Vertreterin. „Sie benötigen dringend Lebensmittel, Matratzen, Decken, Hygieneartikel und Trinkwasser.“

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