Kampf um den SPD-Parteivorsitz: Dritter Gegenkandidat zu Nahles

Auch Parteimitglied Udo Schmitz aus Niedersachsen tritt gegen die Fraktionschefin an. Dem Vorstand wirft er vor, „jegliche Form von Bodenhaftung“ verloren zu haben.

Die SPD-Parteizentrale in der Abenddämmerung

Schafft es Nahles wirklich so locker auf den ChefInnen-Sessel im Willy-Brandt-Haus, wie sie sich das bisher vorgestellt hat? Foto: imago/photothek

STADLAND dpa | Nach der Bürgermeisterin von Flensburg und einem Berufsschullehrer aus Dithmarschen hat ein weiteres SPD-Mitglied im Kampf um den Parteivorsitz seinen Hut in den Ring geworfen: Udo Schmitz (59), Rechtsanwalt aus Stadland bei Bremerhaven, hat in einem Brief an den SPD-Vorstand am Mittwoch seine Gegenkandidatur zu Andreas Nahles angekündigt.

Er könne nicht mit ansehen, „wie der komplette Parteivorstand die SPD im freien Fall abstürzen lässt“, heißt es in dem Schreiben. „Anscheinend habt Ihr komplett jegliche Form von Bodenhaftung verloren.“ Zunächst hatte die Bild-Zeitung über die Pläne des Lokalpolitikers berichtet.

Schmitz ist ehemaliger Mitarbeiter verschiedener SPD-Politiker wie Hans-Jochen Vogel und Renate Schmidt. „Es müssen noch viel mehr aufstehen und die Genossen da oben erden“, sagte er der dpa. „Der Fisch fängt immer am Kopf an zu stinken, deswegen muss man da oben anfangen.“ Unterstützung von der Niedersachsen-SPD hat Schmitz für seine Kandidatur übrigens keine. „Der Landesverband unterstützt Andrea Nahles“, sagte der Sprecher der Landes-SPD, Axel Rienhoff, der dpa.

Neben seiner Bewerbung als Bundesvorsitzender beantragte Schmitz zugleich, die SPD-Satzung zu ändern und damit jeder Wahl zum Parteichef ein obligatorisches Mitgliederbegehren voranzustellen.

SPD-Landeschef Stegner unterstützt Nahles

Derweil äußerte sich der schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner zu dem Umstand, dass Bundestagsfraktionschefin Andrea Nahles mit zwei Gegenkandidaten ausgerechnet aus seinem Landesverband konfrontiert ist. Auf dem Sonderparteitag der SPD am 22. April in Wiesbaden wird er für Nahles als neue Parteivorsitzende stimmen und nicht für Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange. Er habe sich am Dienstag beim Votum von Präsidium und Parteivorstand ebenso für Nahles ausgesprochen wie Landtagsfraktionsvize Serpil Midyatli, sagte Stegner am Mittwoch. „Da man ja nur eine Stimme hat und ich keine gespaltene Persönlichkeit bin, heißt das, dass ich Andrea Nahles unterstützen werde.“

Langes Kandidatur habe er mit Überraschung zur Kenntnis genommen, sagte SPD-Bundesvize Stegner. „Jeder muss wissen, was er oder sie tut.“ Er gehe davon aus, dass es in der nächsten Landesvorstandssitzung am kommenden Montag zu einem Gespräch mit Lange kommt, sagte Stegner. „Das haben wir ihr jedenfalls angeboten.“ Das gleiche gelte für Dithmarschens SPD-Vize-Kreischef Dirk Diedrich, der ebenfalls für den Bundesvorsitz kandidieren will und dem Landesvorstand angehört

Ralf Stegner, SPD-Landeschef

„Jeder muss wissen, was er oder sie tut“

Aus Sicht des Landesvorstandes habe das Gespräch mit Lange kein Ziel, sagte Stegner. „Sie hat sich an uns gewandt mit der Bitte um Unterstützung. Und wenn das jemand tut, dann führt man ein Gespräch.“ Bei der SPD könne jeder für ein Führungsamt kandidieren.

Unterstützung bekam Lange aus der SPD-Kommunalpolitik. „Ich begrüße die Kandidatur von Simone Lange für den Bundesvorsitz der SPD“, schrieb der Landesvorsitzende der sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik, Itzehoes Bürgermeister Andreas Koeppen, in einem Brief an die Mitglieder der Vereinigung. „Simone Lange hat mit ihrer Kandidatur nicht nur persönlichen Mut bewiesen, sondern sie ist auch die richtige, die mit Frische und Sachverstand den Generationenwechsel in der SPD voranbringt und für einen jungen und weiblichen Neuaufbruch steht.“

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