Kein Billigflieger für Dienstreisen: Ryanair-Reiseverbot in Kopenhagen

Die Beschäftigten der Stadt sollen die Airline nicht mehr für Dienstreisen nutzen. Denn das soziale Dumping beim Konzern sei eine „Schweinerei“.

Hebt jetzt ohne Kopenhagener Stadtbeschäftigte ab. Bild: ap

STOCKHOLM taz | Den Beschäftigten der Stadt Kopenhagen ist es ab sofort untersagt, für Dienstreisen den Billigflieger Ryanair zu verwenden. Ein entsprechendes Verbot begründete der sozialdemokratische Oberbürgermeister der dänischen Hauptstadt, Frank Jensen, mit dem „sozialen Dumping“, für das diese Fluggesellschaft stehe: Eine „solche Schweinerei“ wolle Kopenhagen nicht unterstützen. Mit 45.000 Beschäftigten ist die Stadt Kopenhagen der größte Arbeitgeber des Landes.

Kopenhagen stelle gegenüber allen seinen Lieferanten die Bedingung, dass diese ihren Angestellten „anständige Lohn- und Arbeitsbedingungen garantieren“. Ansonsten würden diese bei Ausschreibungen und Lieferverträgen nicht berücksichtigt, erklärte Jensen. Das Ryanair-Verbot sei daher nur eine ausdrückliche Klarstellung. Selbst wenn der Billigflieger das preisgünstigste Angebot unterbreiten solle, disqualifiziere er sich selbst, solange er sich bei seinen Anstellungsverhältnissen nicht an dänische Arbeitsmarktvorschriften halte – zumindest für von Dänemark ausgehende Flüge.

Ryanair-Boss Michael Kevin O’Leary hatte kürzlich den Abschluss dänischer Tarifverträge für Piloten und Kabinenpersonal mit den Worten abgelehnt: „Wir werden die dänischen Traditionen, die dänische Kultur und dänische Geschichte respektieren – bloß keine Gewerkschaften, die uns sagen wollen, was wir zu tun und zu lassen haben.“

Über den jetzigen Schritt der Hauptstadtverwaltung zeigt sich der Kommunikationschef der Fluggesellschaft, Ronan O’Keeffe, in einer Stellungnahme „erstaunt“. Die dänische Tageszeitung Berlingske Tidende zitiert aus einer Mail eines Ryanair-Anwalts, in der dieser die Äußerungen des Oberbürgermeisters als „völlig falsch“ und „ehrenkränkend“ zurückweist und die Zeitung auffordert, diese nicht mehr zu wiederholen.

Laut Berlingske Tidende soll es auch in der Verwaltung des dänischen Parlaments eine Debatte darüber gegeben haben, Ryanair nicht mehr zu buchen – ohne Einigung. Mehrere Abgeordnete der Parteien des linken Flügels betonen aber Sympathie für die Entscheidung Kopenhagens. „Persönlich werde ich nie mit Ryanair fliegen“, erklärte die sozialdemokratische Politikerin Ane Halsboe-Jørgensen.

Die Gesellschaft wolle ein 100 Jahre altes dänisches Arbeitsmarktmodell unterminieren – „das ist eine Provokation“. Acht weitere dänische Kommunen haben einen ähnlichen Schritt wie Kopenhagen angekündigt oder bereits umgesetzt.

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