Kennzeichnung von US-Lebensmitteln: Volksabstimmung über Genfood

Monsanto, Bayer und BASF lassen sich ihre Kampagnen viel Geld kosten. In Kalifornien soll die Bevölkerung über Gen-Food-Kennzeichung abstimmen.

Die Kuh scheint keine Bedenken gegen Genmais zu haben. Bild: dapd

BERLIN taz | In Kalifornien können die Wähler am 6. November nicht nur mit entscheiden, wer in den nächsten vier Jahren das Sagen im Weißen Haus hat. Mit der „Proposition 37“ steht dort auch zur Abstimmung, ob in dem Staat an der Westküste der USA künftig ein Großteil der gentechnisch veränderten Lebensmittel gekennzeichnet werden muss.

Sollte der „Antrag 37“ eine Mehrheit bekommen, wäre das für die USA, die weltweit das Hauptanbaugebiet von Gentech-Pflanzen sind, ein Novum. Für die großen Agrokonzerne, die den Weltmarkt für Gentech-Saatgut beherrschen, ist die Gentech-Kennzeichnung ein rotes Tuch.

Gemeinsam mit Lebensmittelkonzernen haben sie eine Allianz gegen den Antrag 37 geschmiedet. Mit einer mehr als 35 Millionen US-Dollar schweren Kampagne versuchen sie derzeit, die Volksabstimmung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Mit dabei sind auch die beiden deutschen Chemiekonzerne Bayer und BASF.

Die Unterstützer der Kampagne haben nur 7,7 Millionen Dollar einsammeln können. Die Initiatoren der Volksabstimmung – vor allem Ökoverbände, Konsumentenorganisationen, Vermarkter von Biolebensmitteln und viele Einzelpersonen – sind noch zuversichtlich, dass sie eine Mehrheit für das Gentech-Label bekommen.

Bei landesweiten Umfragen sprachen sich zum Teil mehr als 90 Prozent der US-Bürger für eine Kennzeichnungspflicht für Gen-Nahrungsmittel aus. Ende September wollten noch zwei Drittel der kalifornischen Wähler Proposition 37 unterstützen. Nachdem die Gegner ihre Kampagne mit Telefonanrufen, Fernseh- und Radiospots begonnen hatten, sank die Zustimmung innerhalb von 14 Tagen auf 48 Prozent ab.

Hauptsponsor Monsanto

Aus der vom kalifornischen Staatssekretariat veröffentlichten Sponsorenliste geht hervor, dass das meiste Geld für die Gegnerallianz von den sechs größten Herstellern von Pestiziden kommt. Hauptfinanzier ist der Biotechnologiekonzern Monsanto, der auch Weltmarktführer bei Gentech-Saatgut ist. Kein anderer Konzern hat von den freizügigen US-Regeln für den Anbau von Gentech-Pflanzen so profitiert wie Monsanto. So benötigen in den USA in der Regel Gentech-Pflanzen keine besondere Zulassung, sie gelten als unbedenklich. Für die Sicherheit ist allein der Hersteller zuständig.

Damit das Geschäft auch künftig nicht getrübt wird, hat allein Monsanto über sieben Millionen Dollar in die Kampagnenkasse eingezahlt. Pestizidkonzerne wie Monsanto wollten weiterhin den freien Zugang zum Markt, während die Konsumenten im Ungewissen blieben, sagt Marcia Ishii-Eitman vom Pesticide Action Network (PAN): „Die Kalifornier haben ein Recht zu wissen, was in ihren Lebensmitteln ist.“

Zu den großen sechs der Pestizidbranche gehören auch die Agrokonzerne Dupont, BASF, Bayer, Dow und Syngenta. Sie alle haben mindestens zwei Millionen US-Dollar gespendet, um das Gentech-Label in Kalifornien zu verhindern. Auch die Saatguthersteller Pioneer und Cargill unterstützen die Kampagne gegen die Gen-Kennzeichnung.

Diskriminierendes Label

Auf der Sponsorenliste sind zudem viele große Lebensmittelproduzenten und -verarbeiter zu finden: unter anderem Coca-Cola, Pepsico, Nestle, Kellogg, Del Monte, Campell Soup und Mars. Sie bezeichnen das Label als eine Diskriminierung.

Einige der Unternehmen befürchten einen Umsatzeinbruch, weil Proposition 37 auch vorsieht, dass künftig Lebensmittel, die Gentechnik enthalten, nicht mehr mit dem Etikett „Natural“ versehen werden dürfen. Dabei handelt es sich nicht um Biowaren, sie dürfen aber, obwohl gentechnisch verändert, als naturbelassen vermarktet werden.

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