Kinder fragen, die taz antwortet: Sind die Träume schon fertig, wenn man einschläft?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Émile, 11 Jahre alt.

Abends, wenn wir ins Bett gehen und die Augen schließen, verlassen wir die reale Welt und tauchen ein in eine Traumwelt. Die kann für jeden anders aussehen: Manchmal können Träume schön sein, manchmal sind sie verwirrend und manchmal sind sie böse und verängstigend. Manche Menschen sprechen übrigens beim Träumen im Schlaf. Das kann ziemlich lustig sein, weil sie dann komische Dinge sagen.
Um deine Frage zu beantworten, habe ich mit dem Traumforscher Michael Schredl gesprochen. Er hat mir das so erklärt: Träume passieren in unserem Kopf, während wir schlafen – ob wir wollen oder nicht. Manchmal erinnern wir uns an das, was wir geträumt haben, aber vieles ist sofort wieder vergessen. Das hängt damit zusammen, dass das Gehirn, wenn wir schlafen, im Schlafmodus ist und beim Aufwachsen in den Wachzustand wechselt. Dieses Umschalten gelingt nicht so schnell, wie zum Beispiel bei einer Lampe, die man einfach an- und ausknipsen kann. Es ist ein langsamer Prozess. Das ist der Grund dafür, dass wir uns oft nicht an Träume erinnern können.
Früher dachte man, dass man nur träumen kann, was man schon erlebt hat. Heute weiß man, dass das nicht stimmt. Michael Schredl sagt: „Die Träume sind kreativ, es kommt vieles vom Tag, das wird aber bunt gemischt und wir können auch von Sachen träumen, die wir noch nie gesehen haben.“
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Wir wissen, dass wir dank unseres Gehirns träumen können. Jedoch ist noch unbekannt, wie das Gehirn Gedanken, Erinnerungen, Gefühle und Fantasie hervorbringen kann. Außerdem wissen wir nicht, warum wir Menschen träumen und ob es überhaupt einen bestimmten Grund dafür gibt. Manche denken zum Beispiel, dass das Gehirn nachts einfach vor sich hinarbeitet, ohne Grund.
Eins ist klar: Unsere Träume sind noch nicht fertig, wenn wir einschlafen. Sie sind nicht wie Kinofilme, die schon vorproduziert sind. Der Traum ist eher so etwas wie eine Mischung aus all dem, was wir schon erlebt haben, also unseren Erfahrungen, Eindrücken, Emotionen und unserer kreativen Fantasie. Unser Traum kann verschiedene Wendungen nehmen, spontan sein und von einer Stelle zur nächsten springen. Das bedeutet, dass wir eigentlich alles Mögliche träumen können. Vielleicht ist das das Faszinierende am Träumen. Wir wissen nie genau, was in der Nacht auf uns zukommt. Und wenn du heute Abend einschläfst, wünsche ich dir einen schönen Traum.
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