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Kinder fragen, die taz antwortetWarum rauchen Menschen?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Lior, 10 Jahre alt.

Manche sehen die Zigarette wie eine Belohnung Foto: Ignation Bravo/plainpicture

Um deine Frage zu beantworten, habe ich meine Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion gefragt, warum sie rauchen. Einer sagt: „Gute Frage, denn objektiv ist es wirklich widerlich.“ Viele von ihnen haben im jugendlichen Alter angefangen, obwohl es anfangs nicht schmeckte, erzählen sie.

Oftmals rauchten Leute in ihrem Umfeld, wie Freundinnen oder Klassenkameraden. Sie wollten dazugehören. Oder sie haben sich für cool und rebellisch gehalten, weil sie etwas taten, was Erwachsene doof fanden. Und dann hatten sie sich schon an das Rauchen gewöhnt und wurden davon abhängig.

Denn das ist wichtig zu verstehen: Menschen rauchen, weil sie nicht damit aufhören können. Rauchen ist eine Sucht. Das liegt daran, dass in Zigaretten ein Gift namens Nikotin ist. Wenn das ins Gehirn gelangt, sorgt es dort kurz dafür, dass der Körper ein gutes Gefühl bekommt.

Man gewöhnt sich an das Glücksgefühl und verbindet es mit der Zigarette. Schon bald hat man Verlangen nach der nächsten. Dieses Verlangen kann sehr stark sein. So dass man manchmal an nichts anderes mehr denken kann als daran, eine Zigarette zu rauchen.

Wenn man das so aufschreibt, klingt das schrecklich, und man fragt sich wie du: Warum lassen die Leute das nicht einfach? Es ist aber wirklich schwierig, aufzuhören. Man muss dafür nicht nur seine Zigaretten in den Müll schmeißen, sondern vielleicht auch viele Gewohnheiten ändern. Deswegen ist es auch schwer, zuzugeben: Ich rauche, weil ich süchtig bin. Stattdessen denken sich Raucher lieber Gründe aus, die für die Zigarette sprechen.

So ist das auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen. Manche sehen die Zigarette wie eine Belohnung, nachdem sie einen langen Text geschrieben haben. Wieder andere reden sich ein, sie könnten mit Zigaretten nach dem Essen besser verdauen.

Das können Forscherinnen allerdings nicht bestätigen. Manche Raucher mögen es, dass sie mit einer Zigarette öfter an die frische Luft gehen. Obwohl man das natürlich auch ohne Zigarette machen kann. Unsichere Leute rauchen auf Partys, weil sie dann vielleicht mit anderen Rauchern ins Gespräch kommen.

Rauchen erhöht das Risiko vieler Krankheiten, auch für wirklich gefährliche wie Krebs. Es sterben viele Menschen, weil sie rauchen. Aber nur weil es schwer ist, damit aufzuhören, heißt das nicht, dass es nicht geht. Auch bei uns in der taz haben früher viel mehr Menschen geraucht als heute.

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1 Kommentar

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  • Die ältesten Pfeifen auf d. amerikanischen Kontinent sollen aus d. 5. Jhdt. v. Chr. datieren, auch aus Ton, Stein u. Knochen wurden sie gefertigt. Das Rauchen war als Sucht nicht immer so ausgeprägt wie in der Gesellschaft der letzten 150 Jahre, was auch m. der zunehmenden Verfügbarkeit der Rohstoffe u. der preiswerteren maschinellen Fertigung zusammenhing. Viele Kinder erinnern sich vielleicht an Lehrer Lempel bei Wilhelm Busch, die Friedenspfeife bei Winnetou o. das Tabakskollegium des Alten Fritz.



    Die Wurzeln der Gewohnheit des Rauchens stammen aus Amerika, dort ist die Tabakpflanze heimisch. Sie war aber zunächst weniger Genussmittel als Bestandteil von Ritualen. Die Hinzufügung von "fremden" Bestandteilen machte das Rauchen für viele geschmacklich erst erträglich. Rauchen war anfänglich Männern vorbehalten, daher wurde es schnell interessant für die Emanzipation. Rauchen kann man übrigens nicht nur Tabak, sondern auch Kräuter. Und auch Affen rauchen, wenn sie so dressiert sind.



    "Beirut - Eine Tierschutzorganisation hat in einem libanesischen Zoo einen Schimpansen entdeckt, der zur Unterhaltung der Besucher Zigaretten rauchen musste. Nun wurde "Omega" in ein Heim..."



    spiegel.de