Kirche in Rumänien: Sexorgien im Priestergewand

Die Orthodoxe Kirche feuert einen schwulen Bischof. Die Ultranationalisten und fundamentalistische Kreise klatschen Beifall.

Journalisten warteten vergangene Woche vor der Patriarchen-Kathedrale in Bukarest

Dieser Tage im Zentrum medialer Aufmerksamkeit: die Patriarchen-Kathedrale in Bukarest Foto: ap

BERLIN taz | Corneliu Bârlădeanu, Bischof der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Huşi, ist wegen homosexueller Beziehungen seines Amtes enthoben worden. Gleichzeitig beschloss die Synode, das höchste kirchliche Gremium, den Beschuldigten aus dem Priesteramt zu entfernen. Dem zum einfachen Mönch degradierten ehemaligen Bischof wurden zudem jede seelsorgerischen Tätigkeiten untersagt und sein Zwangsaufenthalt in einem Kloster angeordnet.

Dem schwerwiegenden Beschluss der Synode war eine Reihe von Enthüllungen über ähnliche Vorgänge vorausgegangen, an denen orthodoxe Geistliche beteiligt waren. Auf einem einschlägigen Video, das der Synode als Hauptbeweismittel für die homosexuellen Verfehlungen Seiner Heiligkeit vorlag, war Bischof Corneliu mit einem anderen Priester beim Geschlechtsverkehr zu sehen.

Zeugen hatten zusätzlich erklärt, der geschasste Bischof habe sich schon früher an Schülern des Priesterseminars „Heiliger Johannes Goldmund“ vergriffen und mit Erziehern der geistlichen Lehranstalt schwule Orgien gefeiert.

Bischof Corneliu wies inzwischen sämtliche Beschuldigungen zurück. Doch der synodale Beschluss ist nicht mehr rückgängig zu machen. Die orthodoxe Kirche hält an dem Dogma fest, Homosexualität sei eine Todsünde.

Zum Zölibat verpflichtet

Im Unterschied zu einfachen Priestern, die heiraten dürfen, ist der hohe Klerus der orthodoxen Kirche zum Zölibat verpflichtet. Homosexuelle Beziehungen werden jedoch in keinem Fall geduldet und streng geahndet. So auch im Fall des orthodoxen Priesters Cristian Pomohaci, der vor einigen Tagen aus den Reihen des Klerus ausgeschlossen wurde, nachdem ebenfalls ein kompromittierendes Video aufgetaucht war.

Darauf war der Geistliche mit einem Minderjährigen zu sehen, den er zu sexuellen Handlungen aufgefordert und zudem auch noch bezahlt haben soll. Dem Priester, der alle Anschuldigungen bestreitet, droht nun auch noch ein Strafverfahren wegen Missbrauchs von Minderjährigen.

Die radikale Maßnahme, Corneliu als Bischof abzusetzen, wurde von fundamentalistischen Kreisen und Ultranationalisten begrüßt. „Die Kirche Christi ist kein Schwulenclub“, hieß es in einem Kommuniqué der Partei Neue Rechte (PND). Und weiter: „Zweifellos hat sich nicht die Kirche in homosexuelle Vereinigungen infiltriert, sondern diese haben sich in die Kirche Christi eingeschlichen und konnten sogar in die Führungsspitze vordringen, in der Absicht, die urväterliche orthodoxe Kirche zu diskreditieren und zu destabilisieren.“

Die erwähnten Vorfälle sind für die orthodoxe Kirche besonders heikel, da sie ein von der fundamentalistischen Organisation „Koalition für die Familie“ initiiertes Referendum aktiv unterstützt.

Die als schwulenfeindlich eingestufte „Koalition“ beruft sich auf etwa drei Millionen Unterstützer, die eine Verfassungsänderung befürworten. Im Grundgesetz soll demnach festgeschrieben werden, dass die Familie nur in der ehelichen Verbindung zwischen Mann und Frau existieren kann. Der Zeitpunkt der Volksbefragung steht noch nicht fest, sie könnte aber noch in diesem Jahr stattfinden.

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