Klage gegen Monsanto: Umstrittene Bohne vor Gericht

Ein Verein aus Niedersachsen klagt vor dem Europäischen Gerichtshof gegen neue Gen-Sojasorte – und legt sich mit dem US-Saatgut-Konzern Monsanto an.

Sollen in Niedersachsen nur genetisch unverändert sein: Sojabohnen. Bild: dpa

HAMBURG taz | Ein Verein aus Niedersachen bietet dem US-amerikanischen Saatgut-Konzern Monsanto die Stirn. Und klagt gegen die Zulassung einer gentechnisch veränderten Sojasorte als Futter- und Lebensmittel durch die EU-Kommission. „Wenn die zuständigen Behörden Umwelt und Gesundheit nicht schützen, müssen wir uns wehren und unsere Rechte einklagen“, sagt Angela von Beesten, die Vorsitzende des Vereins Sambucus aus Vahlde im Landkreis Rotenburg / Wümme.

Die neue Sojasorte heißt Intacta und ist eine Kreuzung aus zwei genmanipulierten Sorten. Beide Ausgangssorten sind bereits auf dem Markt, so dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) kein Problem darin sah, die neue Sorte in einem vereinfachten Verfahren zuzulassen. Sambucus und seine Mitklägerinnen, das Europäische Netzwerk Kritischer WissenschaftlerInnen (Ensser) und das Institut für Folgeabschätzung in der Biotechnologie (Testbiotech), halten das nicht für ausreichend.

Die Efsa gehe zu Unrecht davon aus, dass die neue Sojasorte und konventionell gezüchtete Sorten gleichwertig seien, sagt Christoph Then von Testbiotech. Die Kombinationseffekte, die sich aus der Kreuzung ergeben, seien nicht ausreichend untersucht worden. Die Efsa habe sich auch nicht genügend mit den Risiken für Allergiker befasst und nicht verlangt, dass die gesundheitliche Auswirkung des Verzehrs der Bohnen überwacht werden.

Damit sei die Efsa ihren eigenen Richtlinien nicht nachgekommen, so Then. „Wir wollen, dass man sich darauf verlassen kann, dass das, was auf dem Teller landet, auch wirklich so geprüft worden ist, wie es vorgesehen ist“, sagt von Beesten. Eine Beschwerde wies die Europäische Kommission Anfang Januar zurück: Die Efsa habe ihrer Pflicht bei der Risikobewertung genüge getan. Sie sehe keine wissenschaftlichen Gründe, die die Zulassung von Intacta in Frage stellen würden.

„Dass die EU-Kommission uns abbügelt, war zu erwarten“, sagt von Beesten. Sie hofft aber, dass eine gerichtliche Prüfung die Kommission dazu zwingen werde, ihre Position zu revidieren. „Wenn wir damit Erfolg haben sollten, wäre das sensationell“, sagt sie.

Sambucus klagt vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg gegen die Zulassung der Sorte Intacta.

Entstanden ist Intacta durch Kreuzung. Zwei gentechnisch veränderte Sorten von Monsanto vereinen in der neuen Sorte ihre angeblich Segen spendenden Eigenschaften.

Sorte 1 verträgt das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das in dem bekannten Universalherbizid "Roundup" enthalten ist.

Sorte 2 produziert selbst ein Gift, mit dem sie sich Insekten vom Leib halten kann.

Eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH), bei der es um viel Geld und eine komplizierte Materie geht, ist für einen 40-Mitglieder-Verein eigentlich zu groß. Doch zum einen hat Sambucus potente Mitstreiter in Gestalt der anderen Kläger und der nicht als Kläger zugelassenen Beschwerdeführer. Zum anderen sei die Resonanz auf die Klage groß.

„Es gibt jetzt schon Leute, die mir geschrieben haben: Dafür braucht ihr ja bestimmt Geld. Ich bin dabei!“, sagt von Beesten. Möglicherweise spreche es die Menschen an, dass gerade so ein kleiner Verein den Kampf aufnehme. Außerdem sei Sambucus durch Aktivitäten zur biologischen Vielfalt und Jugendarbeit gut vernetzt.

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