piwik no script img

Klimaaktivistin über langen Atem„In diesem Sinn bin ich wohl eine Staatsfeindin“

Hanna Poddig ist schon seit 20 Jahren Vollzeit als Aktivistin unterwegs. Sie kennt sich so inzwischen mit Knästen und auch Talkshows aus.

Hanna Poddig ist schon als Kind in den Öko-Aktivismus hineingewachsen Foto: Daniel Chatard
Esther Geisslinger
Interview von Esther Geisslinger

taz: Hanna Poddig, Sie haben schon in diversen Knästen gesessen, zuletzt in Bielefeld. Welcher war der mieseste, welcher der beste?

Hanna Poddig: Einen guten Knast kann es nicht geben, nur weniger schlimme. Architektonisch fand ich Hildesheim am schlimmsten – sehr kleine, dunkle Zellen mit Fenstern, durch die man nicht hinausschauen kann, und ein Hof, der meistens im Schatten liegt. Neben den Baulichkeiten ist die Stimmung entscheidend. In Hildesheim durfte man nicht einmal Buscopan gegen Regelschmerzen besitzen, weil da die Leute sogar Schmerzmittel rauchten. In Bielefeld durfte ich den Plüschpinguin, der an meinen Rucksack hängt, nicht mitnehmen. Vechta war mit veganem Essen überfordert. Es gibt überall absurde Regeln. Ich hatte das Privileg, dass ich immer nur kurz im Knast war und mich notfalls hätte freikaufen können.

taz: Sie setzen sich mit diversen Aktionen für Umwelt- und Klimaschutz ein und gehen dafür auch in Haft. Wie kam es dazu, gab es ein Schlüsselerlebnis?

Mit 12 oder 13 Jahren habe ich Wahlkampf für die Grünen gemacht, bis der Frust kam, weil die auch nicht die Welt retten

Poddig: Die Frage wird mir immer wieder gestellt, und nein, es gab kein einzelnes Erlebnis. Ich komme aus einem Ökoaktivmus-Haushalt, ich habe sehr politische Eltern. Schon als Kind war ich auf Demos, in der Anti-Atom-Bewegung, gegen Autobahnen und Müllverbrennung. Für mich war es klar, mich zu engagieren. Mit 12 oder 13 Jahren habe ich Wahlkampf für die Grünen gemacht, bis der Frust kam, weil die auch nicht die Welt retten. Ich war in der BUND-Jugend, dann bei Robin Wood. Mit 17 Jahren habe ich mich an der Blockade einer Militärbasis beteiligt. Ich bin in den Aktivismus reingewachsen.

taz: Bei Robin Wood sind Sie wieder ausgeschieden – waren Ihnen deren Aktionen zu langweilig?

Poddig: Vor meinem Abi wollte ich studieren und später bei einer NGO arbeiten, ich hatte sogar schon einen Studienplatz, habe ihn aber nicht angetreten. Ich dachte, dass es professioneller aussieht, wenn ein Verein hinter einer Aktion steht. Aber die Erfahrung zeigte, dass das Gegenteil der Fall sein kann. Als Abiturientin habe ich mit drei anderen ein Bahngleis gesperrt, um einen Castor-Transport zu blockieren. Wir gingen alle noch zur Schule, und die Erzählung „Schülergruppe stoppt Castor“ war viel stärker, als wenn Robin Wood es gemacht hätte. Bei allen NGOs – neben Robin Wood war ich unter anderem bei ausgestrahlt und in großen Verbandsbündnissen – habe ich gesehen, wie kräftezehrend und bestimmend die Debatten um Satzungsfragen, Stellen und Finanzierung sind. Die Vereinsmeierei verhindert Spontaneität und verbraucht Kraft. Für mich war es logisch, mich davon zu lösen. Und tatsächlich sind mir alle Projekte und Aufgaben, von denen ich dachte, ich brauche dafür ein Studium, auch von selbst angeboten worden. Außerdem: Studienort wäre vermutlich Berlin gewesen, und dahin hat es mich nie gezogen. Auch wenn ich mal ein paar Jahre dort gelebt habe, die Stadt ist mir zu groß.

taz: Auch viele Ihrer Aktionen fanden in ländlichen Regionen statt – etwa 2008 eine Bahnblockade in Nordfriesland. War das die erste große Aktion?

Im Interview: Hanna Poddig

Der Mensch

Hanna Poddig wurde 1985 in Hamburg geboren, wuchs in Osterladekop/ Jork im Alten Land und Werneck bei Schweinfurt auf. Seit ihrer Schulzeit nimmt die Aktivistin an Besetzungen teil. In Flensburg besetzte sie mit anderen den Bahnhofswald, um ihn vor Abholzung zu retten.

Die Bücher

Poddig ist auch als Journalistin tätig. 2009 erschien ihr Buch „Radikal mutig. Meine Anleitung zum Anderssein“, ihr aktuelles, in diesem Jahr erschienenes Buch „Die Anastasia-Bewegung“ beschäftigt sich mit der der rechts-esoterischen völkischen Siedlungsbewegung.

Poddig: Hm, was ist groß? Eine meiner ersten „größeren“ Aktionen fand im Wendland statt, da haben wir einen Förderturm in Gorleben besetzt. Das war spektakulär, weil wir das auf einem Gelände geschafft haben, auf dem sich zahlreiche Bullen aufhielten – ätsch! Zwischen 2004 und 2007 habe ich gefühlt unendlich viele Sachen mitgemacht, unter anderem Bäume besetzt am Frankfurter Flughafen und in der Lausitz, das Brandenburger Tor erklettert und mich in Hamburg mit Vattenfall angelegt.

taz: Haben Sie keine Angst, wenn Sie sich an ein Gleis ketten oder auf einen Baum steigen, während die Polizei anrückt?

Poddig: Ich habe immer Angst oder jedenfalls Respekt. Wie aufgeregt ich bin, kommt auf das Setting an. Schwierig finde ich, wenn ich schnell an Wachposten vorbei muss oder wenn unklar ist, wie die Leute reagieren. Bei der Bahnblockade in Nordfriesland sagte eine Polizistin: Och, die schneiden wir selbst mit dem Bolzenschneider raus. Da wurde mir mulmig, bis auch die Polizei realisierte, dass Spe­zia­lis­t:in­nen kommen müssen. Wenn die Aktion dann steht, bekomme ich ein Gefühl von Souveränität, dann bin ich im Flow. Aber klar, es bleibt eine gewisse Anspannung.

taz: Sie haben im Winter 2020/21 mit anderen ein Wäldchen am Flensburger Bahnhof besetzt. Am Ende wurden die Bäume dennoch gefällt. Wie schwer nehmen Sie solche Misserfolge?

Poddig: Oh, in diesem Fall haben wir mindestens einen halben Erfolg erzielt! Ja, wir konnten nicht alle Bäume retten, aber einen Teil. Und es wurde bisher nichts gebaut, und jede unbebaute Fläche ist ein Erfolg. Außerdem zeigte sich in Flensburg, wie kommunaler Protest, Aktivismus und Naturschutzverbände zusammenwirken können. Der BUND hat geklagt, das hätte er vermutlich nicht getan, wenn wir nicht mit der Besetzung für überregionale Aufmerksamkeit gesorgt hätten. Hinzu kamen ausführliche Recherchen zu der Frage, wann und warum städtische Behörden, die den Bau zuerst abgelehnt hatten, dann später umgekippt sind oder gekippt wurden. Also ja, das hat sich gelohnt.

taz: Später wurde Ihnen und anderen der Prozess gemacht wegen unbefugtem Betreten des Geländes, das nicht einmal eine Absperrung hat, während die Personen, die Bäume ansägten und dabei Menschen gefährdeten, nicht verfolgt wurden. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht das Vertrauen in den Staat und seine Ver­tre­te­r:in­nen stärkt?

Poddig: Bei mir gab es nicht mehr viel Vertrauen zu zerstören, mein Glaube an den Staat war schon zehn Jahre früher weg. Aber wie offen in Flensburg sichtbar wurde, dass die Justiz mit zweierlei Maß misst, das war so bilderbuchmäßig, dass es auch anderen Leuten die Augen geöffnet hat. Wir standen vor Gericht, aber die beiden Personen, von denen wir sehr sicher sagen können, dass sie gezielt einen besetzten Baum angesägt haben, wurden nicht einmal vernommen. Die Polizei argumentierte, sie hätten ein Aussageverweigerungsrecht – als ob das jemals die Polizei davon abgehalten hätte, jemand zu vernehmen. Dann hat sich der Oberstaatsanwalt eingeschaltet und erklärt, das Ansägen der Bäume sei vom Notwehr-Paragraphen gedeckt gewesen. Das heißt, du darfst Menschenleben gefährden, um ein Bauprojekt durchzusetzen, aber einen Baum zu besetzen, um auf die Klimakatastrophe hinzuweisen, soll nicht gerechtfertigt sein? So eine Argumentation lässt Menschen den Glauben an den Rechtsstaat verlieren.

taz: Sie kämpfen gegen den Staat – betrachten Sie sich als Staatsfeindin?

Poddig: Das kommt auf die Definition an. Ich meinerseits lehne jeden Staat ab, also bin ich wohl in diesem Sinne eine Staatsfeindin. Andersrum ist es komplexer, denn wer ist schon „der Staat“? Fragen Sie ihn gerne, wenn Sie ihn mal treffen.

taz: Auf jeden Fall geben Sie sich, beispielsweise durch das Verhalten vor Gericht, große Mühe, den Staat zu provozieren. Ist das sinnvoll?

Poddig: Es gibt den Spruch: Um alles zu verändern, fange irgendwo an. Das tue ich: Ich fange an. Was ich mache, ist eher Guerillataktik. Ich untergrabe Autorität, ziehe Dinge in Zweifel, durchbreche die Normalität. Dazu muss ich nicht die Superheldin spielen. Zurzeit mache ich weniger eigene Aktionen, sondern unterstütze andere Leute vor Gericht. Damit landet man nicht in der Tagesschau, aber jede Person, die ein Gericht ungebrochen verlässt, ist ein kleiner Erfolg. Außerdem bringt langfristig jede Aktion etwas. In Flensburg hat die lokale Brauerei auf einer bereits versiegelten Fläche gebaut, statt Bäume zu fällen. Das lag sicher nicht daran, dass die Ent­schei­de­r:in­nen einsichtig waren, sondern weil in der Stadt diskutiert wurde, ob wieder eine Besetzung droht.

Aktivismus mit Traditionsbewusstsein Foto: Daniel Chatard

taz: Was genau machen Sie bei Prozessen?

Poddig: Es gibt einen Paragraphen in der Strafprozessordnung, der erlaubt, dass bei Straf- und Ordnungswidrigkeiten auch Nicht­ju­ris­t:in­nen als Ver­tei­di­ge­r:in­nen zugelassen werden können. Wenn das Gericht das erlaubt, kannst du wie eine An­wäl­t:in die Akten einsehen, Zeu­g:in­nen vernehmen, die Leute in Haft besuchen und Ähnliches. Vor 15 Jahren gab es haufenweise Bußgeldverfahren wegen Aktionen an Bahngleisen. Damals haben wir mit der Laien­vertretung angefangen, und mit der Zeit haben wir viel Routine entwickelt. Es ist sehr hilfreich, zu zweit auf der Anklagebank zu sitzen.

taz: In den vergangenen Jahren hat das Klimathema einen gewaltigen Aufschwung bekommen, bis hin zu Demos mit Millionen Teilnehmenden. Jetzt scheinen viele die Klima­katastrophe komplett zu vergessen. Wie fühlt sich das an – jahrelang umsonst gekämpft oder doch Dinge bewegt?

Poddig: Ich habe dieses Auf und Ab in Bewegungsdynamiken schon mehrfach miterlebt. Im Anti-Atom-Kampf waren mal Tausende auf der Straße, dann waren wir wieder nur wenige, bis wieder irgendwo ein Unglück an einem AKW passierte. Der erste dieser Abstürze ist der härteste, auch deshalb, weil nach jedem Hoch viele Leute wegbrechen und du für dich selbst entscheiden musst, ob du bleibst. Aber wenn es schon die dritte Flaute ist, dann weißt du, dass das Hoch kein Dauerzustand ist. Es ist wichtig, in den Zwischenphasen dabei zu bleiben, auch um die Skills zu erhalten, die du brauchst, wenn es wieder aufwärts geht. Du kannst besser für 1.000 Leute in einem Wald-Camp kochen, wenn du es mal für 150 gemacht hast. Natürlich sind die dynamischen Phasen großartig, aber ich bemühe mich auch in anderen Zeiten, nicht allzu frustriert oder resigniert zu sein.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

taz: Trotzdem, wie motivieren Sie sich?

Poddig: Ich bin unglaublich zynisch geworden. Das ist traurig, weil man sich schwer über Dinge aufregen kann und automatisch das Schlimmste erwartet. Aber es ist auch gut, weil ich nicht mehr die Illusion habe, ich könnte oder müsste die Welt retten. Aktuell bin ich in einer Initiative zur Rettung des Zimmermannschen Wäldchens in Münster aktiv. Es beginnt direkt hinter dem Haus, in dem ich in einer WG wohne, und soll für einen Supermarkt abgeholzt werden. Natürlich ist es richtig, dagegen etwas zu machen, auch wenn das Klima trotzdem heißer wird. Auch in Flensburg ging es nicht um die Rettung der Welt, sondern um das konkrete Wäldchen mit der kleinen Quelle. Bei den Fridays zum Beispiel stand die 1,5-Grad-Erwärmung im Mittelpunkt, und wenn man feststellt, dass das illusorisch ist, bricht alles zusammen. Ich schaue nicht nur auf abstrakte Zahlen, sondern auf jeden Baum, jeden Käfer, jedes innerstädtische Grün, jeden alternativen Treff.

taz: Sie sind vermutlich mit sehr vielen Leuten in der Szene in Kontakt, gibt es da gemeinsamen Treffen und Aktionen?

Poddig: Bei einigen der große Waldbesetzungen der vergangenen Jahre war ich nicht dabei, weil ich ja in der Zeit in Flensburg den Bahnhofswald besetzt habe. Daher kennt mich ein Teil der neueren Generation von Ak­ti­vis­t:in­nen gar nicht. Auch in Münster bei der Aktion um das Wäldchen hinter meinem Wohnhaus haben einige Leute erst gedacht, ich sei halt die knapp 40-jährige Spießerin, die keinen Supermarkt im Hinterhof haben will. Aber viele von denen, die schon länger aktiv sind, kennen mich natürlich, weil ich seit 20 Jahren dabeigeblieben bin – was leider alles andere als normal ist. Vor 16 Jahren bin ich einmal durch alle Talkshows gewandert, aber diese Art Prominenz habe ich zurzeit nicht mehr. Das liegt auch daran, dass ich mich Social Media verweigere. Natürlich kannst du auf diesen Kanälen auf Sachthemen hinweisen, aber ich hatte nie Interesse an Personenkult. Ganz ohne geht’s aber vermutlich nicht.

taz: Genau, wir beide sitzen hier ja auch zum Interview. Der Auslöser für die Talkshow-Einladungen und die Prominenz war vermutlich das Buch, das Sie 2009 veröffentlicht haben,?„Radikal mutig“

Poddig: Ja, damals bin ich tatsächlich eine Zeitlang an Bahnhöfen erkannt worden, und es gab Hasspost, damals sogar noch analog, also per Brief an den Verlag oder an mich.

taz: Warum dieser Hass? Weil Ihre Tipps und Thesen die Lebensmodelle vieler Leute ins Wanken gebracht haben?

Poddig: Ja, aber auch, weil ich anders aufgetreten bin als das Klischeebild einer Linksradikalen. Ich saß in den Talkshows als blonde, junge, geschminkte Frau und habe trotzdem einen radikal anderen Lebensstil vertreten. Das passte halt nicht. Leute schrieben mir, ich solle nackt in einer Höhle leben. Andere wollten mich heiraten, wohl um mich retten – es war schon absurd.

taz: In „Radikal mutig“ schildern Sie unter anderem, dass Sie containern, also Lebensmittel aus dem Müll holen. Machen Sie das immer noch?

Poddig: Zurzeit nicht, was daran liegt, dass mein jetziger Wohnort Münster eine sehr reiche Stadt ist, in der es viele Strukturen gibt, um Dinge zu verteilen und zu verschenken. Unter anderem gibt es Food-Sharing-Gruppen und eine Organisation namens Verteilbar, die Sachen verkauft, die sonst weggeworfen würden. Ich und meine Mit­be­woh­ne­r:in­nen machen Fahrten, um Lebensmittel in Läden oder im Großhandel abzuholen, und bekommen dann einen Teil davon ab. Davon leben wir in der WG weitgehend.

taz: Sie haben aktuell wieder ein Buch veröffentlicht?

Poddig: Ja, es ist im März dieses Jahres im Unrast-Verlag erschienen. Es geht um die neu-rechte Anastasia-Bewegung, also völkische Siedler:innen. Ich habe dafür recht viel Zeit in den Untiefen von telegram verbracht und glücklicherweise aber auch auf viel bestehende Recherche zurückgreifen können. Es ist, wie auch schon „Klimakämpfe“, wieder ein kurzes und damit günstiges Buch geworden. Das wollte ich auch so, damit es sich mehr Leute leisten können.

taz: Wie lebt es sich fast ohne Einkünfte? Was ist mit Rente und Krankenversicherung?

Poddig: Ich lebe vor allem davon, dass ich wenig brauche. Ansonsten mache ich einige Veranstaltungen und bekomme dafür Honorare. Es ist ein prekäres Stückelwerk, aber es reicht so gerade eben. Ich habe seit der Blockade eines Bundeswehrtransports in Nordfriesland einen Schuldenberg, mein Einkommen liegt aber weit unter der Pfändungsgrenze. Als Autorin bin ich in der Künstlersozialkasse …

taz: … eine Einrichtung des Bundes, in die alle Unternehmen einzahlen, die freischaffende Künst­le­r:in­nen beschäftigten, und damit den Arbeitgeberanteil für prekäre Berufsgruppen wie Schauspieler:innen, Zir­kus­ar­tis­t:in­nen oder Au­to­r:in­nen zahlen.

Poddig: Ja, dort versichert zu sein, ist ein Privileg, dass viele andere Ak­ti­vis­t:in­nen nicht haben.

taz: Was ist Luxus für Sie?

Poddig: Ausschlafen können, Cappuccino trinken, genug Zeit haben, mich ziellos treiben zu lassen. Zum Beispiel im Sperrmüll gucken, ob ich etwas Schönes finde oder Salat im eigenen Garten ernten. Nicht eng getaktet funktionieren. Das Wissen darum, dass ich mit wenig auskommen kann, nimmt mir die Angst vor der Zukunft, die ich bei vielen anderen Menschen spüre. Und ich habe die Gewissheit, dass ich in einem solidarischen Umfeld lebe: Es gibt immer Orte, wo ich sein kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

91 Kommentare

 / 
  • Toll, dass sie schon so lange dabei wirkt, aber sie wirkt etwas verbittert, das war ich aber auch schon nach drei Jahren Aktivismus, mit deutlich niedrigerer Intensität, jedenfalls toll das es solche Träumer und Idealisten in dieser Welt gibt, die sich nicht unterkriegen lassen!

  • Höchsten Respekt und Anerkennung meinerseits dafür so lange dabei zu bleiben und sich auch von den Rück- und Niederschlägen sowie all den dümmlichen Kommentaren nicht nicht entmutigen zu lassen.

  • „ Ich meinerseits lehne jeden Staat ab“

    Willkommen in der Welt, in der das größte, skrupelloseste A***** seinen Willen durchsetzt.

    Ohne Staat keinerlei Schutz. Da wäre der besetzte Baum nicht nur angesägt worden. Man hätte die Aktivisten gleich runter geschossen, ohne Staat ist eben Wild West.

    Engagement in allen Ehren, aber der Egotrip wird auch sehr sichtbar. Die Gruppe an Menschen, mit denen man sich vernetzen kann wird immer kleiner und kleiner und zentriert sich um das eigene Weltbild herum, bis man ungestört im allerengsten eigenen Saft schmort.

    Das ist keine Lösungsstrategie.

    Wie schön, dass sozialer veranlagte Menschen sich in größeren Strukturen so organisieren, dass die Aktivisten Lebensmittel geschenkt bekommen können. Und es Strukturen wie eine Künstlersozialkasse gibt.

    Staat nein danke, außer ich profitiere davon.

    Vernetzung nur mit denen, die mir keinerlei Abweichung zumuten ergibt halt einen sehr kleinen Kreis und oft genug Einzelkämpfertum. Da fehlt dann das Korrektiv in wie weit der eigene „rechte Weg“ noch genau das ist im Laufe der Zeit.

    • @GoJoRow:

      "Ohne Staat keinerlei Schutz. Da wäre der besetzte Baum nicht nur angesägt worden. Man hätte die Aktivisten gleich runter geschossen, ohne Staat ist eben Wild West." ... meint Hobbes. Nach Rousseau ist der Mensch im Naturzustand gut, nur die gesellschaftlichen Zwänge verändern ihn zum Negativen. Wie ist der Mensch im Naturzustand wirklich? Wir werden es nie erfahren. Aber es stellt sich die Frage, ob ein geregeltes Zusammenleben nur im Staat mit seinen vertikalen Beziehungen, die ein Herrschaftssystem etablieren, möglich ist, oder ob dasselbe Ziel nicht auch durch ein horizontales Beziehungsnetz erreicht werden kann.

  • "Mit 12 oder 13 Jahren habe ich Wahlkampf für die Grünen gemacht, bis der Frust kam, weil die auch nicht die Welt retten. "

    Ich denke für eine deutsche Partei ohne Regierungsverantwortung ist das auch ein bißchen zuviel verlangt.

    • @Tom Tailor:

      Mensch könnte fast meinen, da wäre ein Hauch von Ironie verloren gegangen.

      • @TV:

        Nie im Leben :D

        Und wenn dann nur eine ganz kleine wenig ;-)

  • Ah, für solche Interviews liebe ich die Taz und erdulde die schlaumeierischen Kommentare im Anschluss)

  • "Mit 12 oder 13 Jahren habe ich Wahlkampf für die Grünen gemacht, bis der Frust kam, weil die auch nicht die Welt retten"

    ... und Aktivismus rettet nun die Welt?

    Wohl kaum. Man muss sich dort nur nicht mit anderen Menschen ausenandersetzen und kann die reine Lehre und seine Feindbilder leben.

    • @Rudolf Fissner:

      Zitat: "Aber es ist auch gut, weil ich nicht mehr die Illusion habe, ich könnte oder müsste die Welt retten."



      Frau Podding sagt es ja selbst, dass sie den Glauben verloren hat, dass der Kampf noch zu gewinnen ist. Für die "Auseinandersetzung mit anderen Menschen" ist jede Menge Optimismus notwendig und für eine aktive Rolle in einer Partei auch eine gehörige Portion Selbstüberschätzung. Beides fehlt der Frau. Und so schwarz/weiß wie Sie würde ich das nicht sehen. Am Ende braucht es beides, sowohl kompromisslosen Aktivismus, als auch kompromissbereite Politik. Mit ihren Aktionen hat Frau Podding immerhin im lokalen Bereich schon einiges erreicht. Und sie tut halt, was sie mit ihrem Gewissen vereinbaren kann. Wenn faule Kompromisse eben nicht dazu gehören, muss man das auch akzeptieren. Nicht jede:r kann die eigenen Ideale über Bord werfen in der Hoffnung im besten Fall das kleinere Übel zu erreichen.

      • @sociajizzm:

        "Frau Podding sagt es ja selbst, dass sie den Glauben verloren hat, dass der Kampf noch zu gewinnen ist. "

        Sagt sie nicht. Sie bezieht sich lediglich auf sich selbst und ihr aktivistisches Wirken. Und die Erkenntnis, dass die Welt komplexer ist, als man sie in der Jugend sieht, ist jetzt auch nichts Bahnbrechendes. Selbstüberschätzung und Kompromisslosigkeit führen dahin, wo die letzte Genration steht. Viel Lärm um Nichts. Das muss man Heranwachsenden noch zugestehen, später isses nur noch selbstgerecht. Die Welt wird von Menschen verändert, die konstruktiv arbeiten. Und das kleiner Übel zu erreichen ist viel mehr wert, als das große Ganze nur vollmundig vorsichherzutragen.

        • @Deep South:

          Besser kann man es kaum zusammenfassen.



          Vollständige Zustimmung zu diesen, wahrscheinlich von vielen als hart empfundenen, aber zutreffenden Worten.

      • @sociajizzm:

        "Mit ihren Aktionen hat Frau Podding immerhin im lokalen Bereich schon einiges erreicht. "

        Frau Podding hat alleine gar nichts erreicht und es wahren nie "ihre Aktionen" Auch hat der Artikel nicht aufgezeigt wo "kompromisslosen Aktivismus" der effektivere Weg ist, etwas zu erreichen. Schaut man sich das Ergebnis der Letzten Generation an, dann ist eine massive Ablehnung der Klimabewegung dabei rum gekommen.

        Frau Poddings Engagement in allen Ehren, aber mir wird Aktivismus als Aktionsform zu sehr hoch gejubelt. Sich selbst als Staatsfeind zu betitelt, wenn es sonst keiner macht, ist auch irgendwie schräg.

        • @Rudolf Fissner:

          Die letzte Generation, Extinction Rebellion, Just Stopp Oil und Co sind ja entstanden, weil die "braven" Proteste außerhalb von großem Zuspruch völlig wirkungslos waren.



          .



          Wenn es um konkrete Maßnahmen geht, dann ist es schnell vorbei mit dem Zuspruch für die "Klimabewegung". Siehe Fleischkonsum, siehe Mobilität, siehe Heizung, usw.



          Aus meiner Sicht wird die negative Wirkung der Letzten Generation absolut überschätzt. Verprellt wurde hier nur, wer sowieso keinen ernsthaften Klimaschutz wollte. Es gibt eben keine absehbare gesellschaftliche Mehrheit für ernstzunehmende Maßnahmen. Erinnern Sie sich noch wie groß das Geschrei war bei 2€+ Spritpreis? Was wäre dann erst bei 3-4 oder gar 5€ pro Liter los? Oder wenn Fleisch, Milch und Käse plötzlich deutlich teurer werden? Zur gleichen Zeit werden ja auch andere Kosten steigen durch die Auswirkungen des Klimakollapses.



          .



          Und ja, radikale Klimaaktivisten sind Staatsfeinde. Siehe Vorgehen der Polizei in Deutschland und siehe Gesetzesverschärfungen in GB. Oder wenn in Frankreich von Klimaterroristen die Rede ist.

        • @Rudolf Fissner:

          Das Ergebnis der Letzten Generation - ernsthaft? Es war doch nicht die letzte Gemeration, die den Klimaschutz in D verhindert hat. Der Gesellschaft ist nur im Anblick des unüberhörbaren Protests darin übereingekommen, dass der Feueralarm schlimmer ist als die Brandgefahr… (zumindest sehr viele)

  • Für die freiberufliche, kleingewerbliche Arbeit am Lebensunterhalt der Menschheit ist die Absicherung in einer "Künstler"sozialkasse schon passend. ;-) Lebenskunst halt :-)

  • Hm, Frau Poddig versucht ihre Interessen auf ungesetzliche und undemokratische Art und Weise durchzusetzen. Unglaublich, dass man eine solche Frau als Heldin feiert.

    Würde sie ihre Energie in legale Aktionen stecken, könnte sie m.E. wesentlich mehr bewegen.

    • @Black & White:

      Welche legalen Aktionen bewegen die Menschen so sehr, dass fossile Brennstoffe, Massentierhaltung oder Fremdenfeindlichkeit verboten bzw. gesellschaftlich tabuisiert werden?

      • @Troll Eulenspiegel:

        FFF schon vergessen?

        Wenn man überlegt, dass durch den Aktivismus der letzten Generation der Rückhalt der Klimabewegung in der Bevölkerung gegen Null geschrumpft ist, dann würde ich mal behaupten: alle legalen Aktionen haben mehr bewirkt.

        • @Rudolf Fissner:

          Und was hat FFF bewirkt? Dass praktisch alle Parteien 2021 mit Klimaschutz im Wahlprogramm geworben haben und dadurch auch die FDP massiv an Stimmen von jungen Wähler:innen gewonnen hat? WOW! Das ist ja mal gar nicht in die Hose gegangen.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Mit Rechtsstaat und Demokratie haben Sie es anscheinend nicht so, wenn Sie illegale Aktionen so toll finden.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Sozialarbeit zum Beispiel. Oder Jugendarbeit. Engagement in Umweltverbänden, in Gemeinden, in konkreten Umweltprojekten, in sozialen Berufen, im Ehrenamt, in Parteien.



        Aktivismus ist bis zu einem bestimmten Grad sehr wichtig, um auf Probleme aufmerksam zu machen um Druck zu machen. Und das muss auch manchmal subversiv sein. Wirklich verändert wird die Gesellschaft aber an ganz anderen Stellen. Von Menschen, die machen und weniger drüber reden. Keine illegale Aktion hat das Potential so große Probleme wie oben zitiert nachhaltig zu überwinden. Das geht nur aus der Gesellschaft heraus.

        • @Deep South:

          Bis zu einem bestimmten Grad -> Menschen können nicht erreicht werden, weil dieser bestimmte Grad ihr Verhalten kaum beeinflusst.

          Da liegt doch das Problem. Social Media hat es besser gemacht, den Menschen umzuerziehen, heute geht kaum einer mehr ohne Handy aus dem Haus raus und auch in Fortbewegung hat das Auto es besser gemacht.

          Und für die soziale Transformation muss das Rad zwingend neu erfunden werden. Wenn das aber nur bis zu einem bestimmten Grad geht, dann haben wir verloren: Sklavenarbeit wird wieder zunehmen im immer mehr entfesselten Kapitalismus (Beweis: Artikel in belltower vor zwei Wochen). Die Produktion und der Konsum wird immer größer und größer, besonders wenn China Afrika oder Ozeanien in den Konsum eines Durchschnittseuropäers heben will. Und jeder Mensch will täglich sein Fleisch essen, bei dem für die Viehzucht Fläche gerodet werden muss.

          Und wenn die Menschheit so weit konsumtechnisch fortgeschritten ist, dass nur der menschenfeindliche und somit rechtsextreme "Great Reset" die Welt wieder retten kann, dann hoffe ich, dass meinen Worten vielleicht doch eines Tages nachgeweint werden.

        • @Deep South:

          Na ja, Aktivismus kann auch abrutschen.



          Bei Fundamentalismus jeglicher Couleur wird Aktivismus schnell zur antidemokratischen Kraft, die Vielfalt und Kompromissbereitschaft bedroht

      • @Troll Eulenspiegel:

        Welche illegalen Aktionen bewegen die Menschen so sehr, dass fossile Brennstoffe, Massentierhaltung oder Fremdenfeindlichkeit verboten bzw. gesellschaftlich tabuisiert werden? Legale Aktionen lassen sich immerhin noch mit dem demokratischen Gedanken vereinbaren. Sonst könnten wir gleich auf eine Diktatur setzen und die uneinsichtige Masse mit Ver- und Geboten traktieren. Das wäre wahrscheinlich einfacher. Hat aber eben nichts mit Demokratie zu tun.

        • @HinzUndKunz:

          Beispiel Tierwohl: nur durch Hausfriedensbruch ist an tierquälerisches Videomaterial zu kommen, da die staatlichen Kontrollmechanismen offensichtlich nicht funktionieren.

          • @TV:

            Leider wahr.

        • @HinzUndKunz:

          Ich habe nach den legalen Aktionen gefragt, welche erwähnt wurden, ansonsten ist es nur Ausweichen.

  • Vielen Dank für das äußerst beeindruckende Interview :).

  • Für die Kommentatoren hier: "Einer der, obwohl er wollte, nie wie du gewesen ist



    Soll nicht sagen dürfen, dass du so wie er geworden bist"

    • @Alberta Cuon:

      Hannes Wader

  • "...wer ist schon „der Staat“? Fragen Sie ihn gerne, wenn Sie ihn mal treffen." Der Staat ist die Summe seiner Mitglieder und mehr. Er ist auch derjenige, der der "Vollzeitaktivistin" ihre Existenz ermöglicht.



    Auch wenn man wenig braucht und vom Bücherschreiben und "Containern" lebt. Es muss eben eine genügend große Zahl Menschen geben, die das Geld verdienen, mit dem eines der Buchexemplare erworben und bezahlt wird, und die die Container mit verwertbaren Lebensmitteln füllen. Es kann eben nur eine relative geringe Zahl von Menschen das Privileg genießen, auf Kosten der Gemeinschaft zu leben und den Staat einen "guten Mann sein zu lassen". Ich würde sagen: Bitteschön, jede(r) wie er/sie es braucht, aber danke für gar nichts.

    • @Vigoleis:

      Kann nur jemand schreiben, der vom Staat auch profitiert. Sollten das nicht alle? Huch, tun sie aber nicht!

      • @TV:

        "Kann nur jemand schreiben, der vom Staat auch profitiert. Sollten das nicht alle? Huch, tun sie aber nicht!"



        Doch, tun sie. Wenn Sie z. B. die Vorteile der Abwesenheit von Krieg oder marodierenden Banden in einem Staat nicht als Profitieren an diesem Staat empfinden, ist das lediglich Ihre Interpretation.

      • @TV:

        Ja, nur behaupte ich, dass jeder in einem modernen westlichen Land auf irgendeine Art vom Staat bzw. von der ihn tragenden Gemeinschaft profitiert. Direkt und/oder indirekt.

    • @Vigoleis:

      Warum lebt jemand auf kosten der Gemeinschaft der Bücher schreibt und verkauft?



      "Es muss eben eine genügend große Zahl Menschen geben, die das Geld verdienen, mit dem eines der Buchexemplare erworben und bezahlt wird"



      das trifft doch auf Jeden Bereich zu, es muss auch genug Leute geben die sich die Haare schneiden lassen oder die Hüte usw.



      In einer arbeitsteiligen Gesellschaft üben die meisten Menschen berufe aus die nur eine Minderheit ausüben kann. Es würde doch auch nicht funktionieren wenn alle Leute Schlachter, Maler oder Tierärzte wären.

      • @Blechgesicht:

        Ich habe doch nichts gegen Schriftstellerei und andere abseitige Berufe. Nur jeder Mensch in unserer Gesellschaft lebt im und vom Verwertungs- und Geldkreislauf. Man kann das System kritisieren, um es zu verbessern. Aber raus kommt man nicht. Was mich stört, und das ist mein Punkt, ist die Selbstgerechtigkeit von Menschen wie Fr. Poddig, die meinen, über den Dingen zu stehen.



        Die Vox populi hat dafür einen treffenden Ausdruck: "Man beisst nicht in die Hand, die einen füttert."

      • @Blechgesicht:

        ich wollte Hüte kaufen schreiben sorry.

    • @Vigoleis:

      Beim Thema "auf Kosten der Gemeinschaft leben", stimme ich Ihnen nicht zu, denn Poddigs Umwelt- und Klimaaktivismus besitzt einen hohen Nutzen für die gegenwärtige Gesellschaft und für zukünftige Generationen, denn meist wird verdrängt, welche katastrophalen ökologischen Folgen unser Lebensstil nach sich zieht. Wir hoffen darauf, dass wir es nicht mehr erleben werden; die Enkelkinder sind uns egal. Als produktive, nützliche Arbeit wird nur das angesehen, was Geld in die Kassen spült, und zwar völlig unabhängig davon, ob es vielleicht mit überflüssiger Werbung, tierquälerischer Massentierhaltung, einem Job in der Trollfabrik etc. verdient wird. Würde man menschliche Arbeit nach ihrem sozioökologischen Wert bezahlen, müssten sich manche Personen umorientieren, während Poddig für ihren Umweltaktivismus Rechnungen stellen könnte.

      • @Phoebe:

        ".....denn Poddigs Umwelt- und Klimaaktivismus besitzt einen hohen Nutzen für die gegenwärtige Gesellschaft und für zukünftige Generationen.....,"

        Das denke ich nicht. Wäre dem so, würde sich dieser "Nutzen für die Gesellschaft" irgendwo zeigen.

        • @Tom Tailor:

          Dieser Argumentation zufolge hätten auch Bücher keinen Nutzen ... (und @ Encantado) In beiden Fällen findet ein Einfluss auf das Denken anderer Menschen statt, dem möglichweise zu einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Ort Taten folgen können. Wenn durch eine Aktion beispielsweise das Abholzen eines Waldes verhindert werden kann, so ergibt sich ein unmittelbarer Nutzen für den Arten- und Klimaschutz, außerdem bleibt ein Erholungsraum erhalten.

          • @Phoebe:

            "@ Encantado) In beiden Fällen findet ein Einfluss auf das Denken anderer Menschen statt, dem möglichweise zu einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Ort Taten folgen können."



            Könnte, vielleicht, mag sein... daraus einen konkreten bestehenden Nutzen von etwas abzuleiten ist argumentativ recht wagemutig, finden Sie nicht?

            • @Encantado:

              Den konkreten ökologischen Nutzen habe ich oben in dem nachfolgenden Satz beschrieben. Da ich vermute, dass Sie nur ökonomischen Nutzen gelten lassen, führe ich weitere Beispiele an, die dies berücksichtigen:



              Aktivismus sichert Arbeitsplätze bei der Justiz, in Justizvollzugsanstalten und vor allem bei der Polizei; er erhöht den Unterhaltungswert von Medien und steigert den Umsatz; er erhöht den Umsatz von Outdoor-Ausrüstern; der gesunde und sportliche Lebensstil von Aktivist:innen entlastet die Krankenkassen ...



              Laut einer Studie aus dem Jahr 2025 halten 88 Prozent der Deutschen Umwelt- und Klimaschutz für sehr wichtig bzw. wichtig, das heißt, es besteht ein Bedarf an Aktivismus, denn von der aktuellen Bundesregierung sind bis auf weiteres hauptsächlich Rückschritte zu erwarten.

          • @Phoebe:

            Es ging um einen möglichen Nutzen für "die Gesellschaft". Dieser kann auch entstehen wenn ebenjener Wald abgeholzt wird und dort eine Fabrik entsteht welche Arbeitsplätze generiert.

            Ich denke es ist alles eine Frage der Betrachtungsweise, Pauschalaussagen helfen nicht weiter.

            • @Tom Tailor:

              Der Protest von Umweltschützern gegen die Abholzung eines Waldes wird oft mit dem Vorkommen einer seltenen Tier- oder Pflanzenart begründet, die Rodung würde das Aussterben der gesamten Art befördern und wegen der Nahrungsketten wären weitere Arten gefährdet. Wenn es nur um die Arbeitsplätze geht, könnte die Fabrik aus Ihrem Beispiel auch irgendwo anders errichtet werden.



              Aber Sie haben damit recht, dass es sich beim möglichen Nutzen für die Gesellschaft um eine Frage der Perspektive und der Prioritäten handelt. Außerdem müsste der Nutzenbegriff geklärt werden: Ist Nutzen die Steigerung des BIP, die Vermeidung von CO2-Ausstoß, Artenschutz, Lebensqualität ...?

              • @Phoebe:

                Ja, das ist halt der Zankapfel und es ist keine deutsche Diskussion sondern eine globale Frage. Ich denke es wird einen Mittelweg geben müssen, Extrempositionen führen nicht weiter sondern nur zu Widerstand.

                Stichwort Abholzung: klar, wenn ein Biotop mit seltener Fauna und Flora vernichtet werden soll, ist dieses natürlich schützenswert. In den meisten Fällen geht es aber um "normale" Waldflächen oder sogar Nutzwälder die weichen sollen und denen nichts kreucht und fleucht, was es nicht in diversen anderen Waldgebieten ebenfalls gibt.

          • @Phoebe:

            Das als Begründung für "einen hohen Nutzen für die gegenwärtige Gesellschaft und für zukünftige Generationen" den das Wirken dieser Dame bringt, erscheint mir doch reichlich dünn. So können Sie jeden Anteil jeder x-beliebigen Person zu irgendwas herausgreifen und hochstilisieren, egal wie hoch der tatsächliche Beitrag wirklich ist.



            Sie können das für sich natürlich so bewerten, aber seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn diese Einschätzung nur wenige teilen.

      • @Phoebe:

        "Umwelt- und Klimaaktivismus besitzt einen hohen Nutzen für die gegenwärtige Gesellschaft"



        Gesellschaftlich Änderungen besitzen diesen Nutzen. Ob das generell auch für Aktivismus gilt, steht noch zu beweisen.

        • @Encantado:

          Ein Zusammenhang besteht natürlich nicht. Jeder freut sich schließlich über gesellschaftliche Änderungen und jubelnd geht das Volk voran.

          • @TV:

            "Ein Zusammenhang besteht natürlich nicht."



            Kein nachweisbarer jedenfalls. Von einem 'hohen Nutzen' für die Gesellschaft zu sprechen, ist deshalb eher ohne Grundlage.



            "Jeder freut sich schließlich über gesellschaftliche Änderungen und jubelnd geht das Volk voran."



            Grundsätzlich mag ich ja Sarkasmus. Hier verstehe ich allerdings nicht, worauf Sie hinauswollen. Dann verfehlt er sein Ziel.

            • @Encantado:

              Tatsächlich? Ja wenn alles so einfach ist, dann braucht es wirklich keine Aktivisten. Ich weiß nur nicht, in welcher Realität das sein soll.

    • @Vigoleis:

      Spießige Ansicht. Wenn keiner Geld verdient und Container mit noch verwertbaren Lebensmitteln füllte, dann wäre die Gesellschaft eine andere. Ohne Geld? Na da würde sich Frau Poddig sicherlich freuen und ich auch. Keiner will mehr im Auftrag von Agrarfirmen Lebensmittel erzeugen? OK, die Dame im Artikel nutzt bestimmt gerne gemeinschaftlich mit anderen die dann frei werdenden Ackerflächen, um auf nachhaltigere Art Nahrung zu erzeugen.



      Sie kritisiert einige Dinge an der Gesellschaft, der Politik und der Lebensrealität, und da sie sie nicht einfach ändern kann und das erkannt hat, arrangiert sie sich damit so gut es geht. Wäre es Ihnen lieber, wenn sie einen auf RAF machen würde?



      Schauen Sie sich mal auf Kleinanzeigen um, was da alles verschenkt wird. Wenn es Leute gibt, die sich eine komplett neue Küche oder eine neue Couch leisten können, obwohl die alte noch brauchbar ist, weil ihnen die Farbe nicht so gut gefällt oder so, dann ist das Luxus. Müsste nicht sein. Aber wenn es eh so ist, können Leute wie ich oder die Aktivistin das Zeug weiter nutzen. Couch für lau und für mich muss keine extra produziert werden. Was ist dabei Ihr Problem?!

      • @Tesla_42:

        Ahh, nun ja: Hunger ist bekanntlich der beste Koch

  • Mein voller Respekt und meine volle Anerkennung für Hanna Poddig. Ich habe ein Buch bestellt.

    Und wenn ich es gelesen habe, dann schicke ich es vielleicht dem fetischhaften Wurstfresser Markus Söder.

    • @Bauer Gerry:

      …er würde es ohnehin nicht lesen.

      • @Marco Osterloh:

        Bauer Gerry könnte es einer bayerischen Schulbibliothek spenden ...

    • @Bauer Gerry:

      Gute Idee, habe auch eins bestellt. Behalte ich aber.

  • Solche Oberstaatsanwälte untergraben leider immer wieder unsere Rechtsstaatlichkeit und die Leidtragenden sind dabei immer die Menschen die unsere Kultur und rechtstaatlichkeit erhalten. Dafür entschuldige ich mich schon mal bei Frau Poddig und bedanke mich für Ihren Einsatz. Gut das Sie eingebettet sind in eine verlässliche Gemeinschaft. So bleiben Sie uns glücklicherweise erhalten.

  • Der "Aktivismus" erscheint im Interview eher erlebnisorientiert

    • @Samvim:

      Nö.

  • schöner mensch



    hässlicher staat

  • Schon erstaunlich, mit was man alles seinen Lebensunterhalt verdienen kann.

    • @Don Geraldo:

      Richtig, mir fallen da immer sofort die skrupellosen Ausbeuter ein, die sich "Arbeitgeber" nennen und die ihren Angestellten keine vernünftigen Löhne zahlen, weil sie sich von den eingesparten Löhnen lieber eine klimaschädliche Luxuslimousine kaufen wollen.

      Und Kinderarbeit (Ausbeutung von Kindern) ist in Afrika ja auch noch eine traurige Realität (z.B. auf Kaffee- und Kakaoplantagen), woran die europäischen und amerikanischen Kaffee- und Kakaokonzerne auch immer noch Geld verdienen. Von der Zerstörung der Natur (Flora und Fauna) muss man gar nicht reden, denn das ist ja schon zur "Normalität" geworden.

      Man darf natürlich auch nicht die ganzen Rüstungskonzerne vergessen, die mit dem 'Tod und dem Elend' von Menschen (zerfetzte Soldaten; alte Männer, Frauen und Kinder, die in Städten bombardiert werden) sehr viel Geld verdienen.

      Ja, es ist schon erstaunlich, mit was für Sauereien einige Leute ihr Geld "verdienen".

    • @Don Geraldo:

      Erstaunlicher als Influencer oder Balljongleure? Naja, und ihr scheint es nicht so sehr um Lebensunterhalt im Sinne dessen, was die Mehrheit darunter versteht, zu gehen. Und wenn man beim hemmungslosen Konsum nicht mitmacht, das Spiel mit Statussymbolen ignoriert, nicht nach Bali oder die Malediven will, kein fettes Auto will und braucht etc etc... Dann ist das mit dem "Verdienen" schon wieder etwas andere Sache. Wie sie ja selbst sagt, sie ist beruhigt, dass sie weiß, dass sie mit wenig auskommen kann. Und ich kann das nachvollziehen. Mein Lebensstil sieht nämlich ähnlich aus, anfangs weniger freiwillig, sondern durch Krankheit, Behinderung und Rente mit Grundsicherung, aber ich versuche mich mehr und mehr zu entkoppeln. Gleiches Geburtsjahr wie sie.

    • @Don Geraldo:

      Da gebe ich Ihnen 100%ig Recht, das wars dann aber auch schon.

    • @Don Geraldo:

      Das ist auf der anderen Seite des Extrems noch viel erstaunlicher.



      Diese Dame lebt von Büchern, die sie geschrieben hat, das ist recht bodenständig.



      Andere leben davon, dass sie Videos von sich drehen, während sie Kleider anprobieren.

      • @Herma Huhn:

        Ich bin mal so frei und schließe mich ungefragt ihrer Antwort an.



        Schön, dass es noch Menschen gibt, die Bücher zu schätzen wissen.



        Die Diffamierungen Habecks, weil er Kinderbücher schrieb, lassen auch tief blicken.

        • @Erfahrungssammler:

          Der Unterschied ist en anderer.



          Habeck war bei seinem großen politischen Engagement nie auf Künstlersozialkassen und Containern angewiesen, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, und wird, wenn er in Rente geht, von seiner selbst erwirtschafteten Rente leben.



          Frau Poddng ist abhängig von ihrem dünnen persönlichen sozialen Netz, das ganz schnell löchrig werden kann, wenn sie mal politisch anders ticken will.



          Dann wird es wieder der "Staat" sein der sie auffängt.

        • @Erfahrungssammler:

          Herr Habeck wurde sicher nicht für das Schreiben von Kinderbuechern diffamiert. Es hatte wohl etwas mehr damit zu tun, dass er als Wirtschaftsminister einer G7 Nation vor Dienstantritt vermutlich noch kein Buch ueber Volkswirtschaft gelesen hatte.

          • @Nachtsonne:

            "vermutlich" ist der Wortschatz der Diffamierer.

            Habeck hat mit seinen Initiativen die richtigen Weichen für die Zukunft gesetzt. Wirtschaftspolitik ist vor allem Politik und nicht der Einkauf von abhängig machenden billigsten Gas bei Hansel, die gerade europäische Länder überfallen.

          • @Nachtsonne:

            Aber natürlich wurde er das. Wie oft hörte man denn:



            " Ein Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister...", "Der sollte besser weiterhin Kinderbücher schreiben anstatt...", "Wenn einer schon Kinderbücher schreibt, kann der nicht..." usw.



            Das vermute ich nicht, das habe ich mit eigenen Ohren immer wieder gehört.



            Dass er kein Buch über Volkswirtschaft gelesen haben soll, vermute ich allerdings auch nicht, das überlasse ich den Kinderbuchautorenschlechtredern.

      • @Herma Huhn:

        Wobei aus ökologischer Sicht diese Infaulenzer die größten Verbrecher sind. Der Betrieb der dazu notwendigen Server kosten immense Energie, und letztendlich befeuern sie noch den Trend zu Wegwerf-Klamotten und dem Kauf unnötiger Konsumartikel.

        • @Oleg Fedotov:

          Als Medienfachmann kann ich Ihnen versichern: das drucken, verteilen (Kioske), wieder einsammeln (2/3 werden nicht verkauft) und dann verbrennen der Zeitschriften, die früher Kaufentscheidungen beeinflusst haben, war 100x umweltschädlicher. Digital sieht man direkt, was "verkauft" und es erhält nur Unterstützung, wer "wirkt". Eher ein Problem ist das Fluten Europas mit Billigprodukten aus China, Indien, anderen Ländern, die (noch) billige Energie, Wasser, Arbeitskraft haben. Der Preis würde da vieles regeln.

    • @Don Geraldo:

      Wenn die öffentlich zugänglichen Unterlagen stimmen, ist sie Einzelkind und ihr Vater verdient als verbeamteter Professor für Elektrotechnik ca. 5-6.000 netto im Monat (ohne Nebengeschäfte, die möglich sind). Ohne ihre Lebensleistung in Abrede stellen zu wollen, hilft es schon, wenn man jederzeit an einen gedeckten Tisch zurück kehren kann bzw. ein vermutlich ordentliches Erbe in Aussicht hat. Die Absicherung als "Autorin" über die Künstlersozialkasse ist auch ganz geschickt gewählt. Die soll ja eigentlich Künstler absichern, die aufgrund der Branche, Krankheit oder einfach Pech in Not geraten und nicht Menschen, die ihre "Not" gezielt herbeiführen. Es wäre eigentlich journalistische Kernaufgabe, solchen Kontext bereit zu stellen, ganz ohne Wertung (dafür gibt es ja Kommentare und das Forum).

      • @Realsatiriker:

        Ähnliches konnte man auch immer hören und lesen, als Luisa Neubauer Teilen der Bevölkerung zu unbequem wurde.

        • @Erfahrungssammler:

          Ich kenne Luisa Neubauer wesentlich nur aus einer Erwähnung als sie irgendein "Amt" bei einem Industriekonzern abgelehnt hat. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie jedoch nie behauptet, eine Staatsfeindin zu sein, sondern agiert im Rahmen der geltenden Gesetze zum Wohle eben dieses Staates. Zur Herkunft der Aktivisten gibt es schon lange Untersuchungen. Es gibt ein sog. "alternatives Milieu" in Deutschland (rund 2 % der Bevölkerung im weitesten Sinne), das sich von der sozioökonomischen "Unterschicht" bis in die "Oberschicht" erstreckt, von anarchischen Tendenzen bis hin zu postmodernen Anwandlungen. Es dürfte erstmals in der Geschichte des Deutschen Reiches sein, dass über die klassischen sozioökonomischen "Grenzen" hinweg ein kultureller Austausch sich dauerhaft etabliert. Ein echtes gemeinsames Milieu kann aber nicht entstehen, weil die einen, wenn sie ganz nach "unten" fallen, verelenden und die anderen in ihre wohlhabenden Familien zurückkehren können bzw. erben. Für die einen ist die Sozialhilfe das Minimum, für die anderen der Pflichterbanteil - dieser Unterschied ist wesentlich.

        • @Erfahrungssammler:

          Sie haben die beiden von der "Letzten Generation" vergessen, die "rein privat" zum Urlaub nach Bali geflogen sind, und das völlig in Ordnung gefunden haben.

          Ist Ihnen wirklich nie der Gedanke gekommen, dass Luisa Neubauers Glaubwürdigkit darunter leiden könnte, wenn jemand, der finanziell abgesichert ist, wie wenige Menchen in diesem Land, sich dann so aufführt?

          Die Forderungen von Neubauer werden ja nicht falsch, nur, weil sie sehr reiche Eltern hat. Aber, ähnlich wie bei Ricarda Lang oder Kevin Kühnert, ist es nicht besonders geschickt, Leute, die nie einen Beruf ausgeübt haben, aber doch wirtschaftlich gut abgesichert sind, vorzuschicken, um anderen zu sagen, was sie tun oder lassen sollen.

      • @Realsatiriker:

        Über die KSK sind Künstler und Publizisten pflichtversichert, sofert sie die Kriterien nach KSVG erfüllen. Es ist keine Versicherungsstatus in Not Geratene. Sofern die im Gesetz genannten Voraussetzungen vorliegen, besteht Versicherungspflicht nach KSVG. Eine Wahl für die Betroffenen besteht formal nicht.



        Sofern die Poddig Autorin ist und keiner weiteren Beachäftigung nachgeht*, ist sie nach KSVG in der KSK pflichtversichert und hat darüber keine Entscheidungfreiheit.

        (*und die weiteren Kriterien vorliegen, z.B. Einkommensgrenze)

        • @Heike Thala:

          Danke für die Ausführungen, wir haben es also mit einer "Staatsfeindin" zu tun, die:

          - sich an die Regeln des Staates hält, wenn sie ihr nutzen (Künstlersozialkasse einzahlen, statt verweigern)



          - von Verteilmechanismen für Nahrungsmittel profitiert, die eine "reiche Stadt" zur Verfügung stellt



          - jederzeit in ihre wohlhabende Beamtenfamilie zurückkehren kann, wenn mal wirklich Not herrschen würde

          Als Arbeiterkind schüttele ich hier den Kopf über die Berichterstattung, nicht über den Lebensweg.

      • @Realsatiriker:

        Die Künstlersozialkasse steht allen Künstlern und Publizisten offen, die nicht sozialversicherungspflichtig angestellt sind.



        Das hat also nichts mit gezielt herbeigeführter Not zu tun.



        Und solange sie das geforderte regelmäßige Mindesteinkommen erzielt, ist auch alles legal.

        • @Don Geraldo:

          Ich habe ihr nicht Illegalität vorgeworfen, sondern dass sie die Konstruktion geschickt gewählt hat, also Intelligenz unterstellt. Würde sie mehr verdienen, müsste sie ja die Schulden zurück zahlen. Und statt Containern fährt man Lebensmittel aus und darf davon "etwas behalten", weil Münster "eine sehr reiche Stadt ist, in der es viele Strukturen gibt, um Dinge zu verteilen und zu verschenken". Ich würde jemanden, der Geschenke von "Reichen" annimmt nun nicht gerade als Staatsfeind bezeichnen, eher als einen geschickten Jongleur der Möglichkeiten eines sehr bürgerlichen Landes. Einige tausend Münsteraner, die unterhalb des Existenzminimums leben, sehen das sicher anders.

          • @Realsatiriker:

            Wenn ich das richtig verstanden habe, gehört Sie zu denjenigen, die die Verteilung mit am Laufen halten und die WG gehört ja wohl auch zur Zielgruppe.

            Geben Sie doch einfach zu, das Sie die Schnecke aus Prinzip nicht leiden können.



            Das wäre direkt und wenigstens ehrlich.

            • @Sonntagssegler:

              Danke für die Ausführungen, wir haben es also mit einer "Staatsfeindin" zu tun, die:

              - sich an die Regeln des Staates hält, wenn sie ihr nutzen (Künstlersozialkasse einzahlen, statt verweigern)



              - von Verteilmechanismen für Nahrungsmittel profitiert, die eine "reiche Stadt" zur Verfügung stellt



              - jederzeit in ihre wohlhabende Beamtenfamilie zurückkehren kann, wenn mal wirklich Not herrschen würde

              Als Arbeiterkind schüttele ich hier den Kopf über die Berichterstattung, nicht über den Lebensweg.

              Eine weiblich gelesene Person als "Schnecke" zu bezeichnen, verstößt gegen die Regeln dieses Forums. Evt. überdenken Sie Ihre Wortwahl. Wenn Sie mich beleidigen wollen, was Sie nicht können, gerne - aber lassen Sie bitte andere aus dem Spiel.

          • @Realsatiriker:

            Ich lese in Ihren Kommentaren vor Allem spießerhaften Neid. Vor Allem scheinen Sie nicht akzeptieren zu können, daß jemand Ihre persönlichen bürgerlichen Ziele ablehnt und trotzdem irgendwie durchkommt.

            Frau Poddig mag keiner geregelten Arbeit nachgehen, tut aber viel für unsere Gesellschaft. Es ist schon gut, das nicht jeder so kompromisslos auftritt, aber diese wenigen wie Frau Poddig benötigen wir dringend.

            Was haben Sie übrigens persönlich in der Richtung vorzuweisen?

            • @Sonntagssegler:

              Was genau tut sie denn? Wäre es nicht hilfreicher, ein technisches Studium zu absolvieren und dann dem Klimawandel intelligente Lösungen entgegenzusetzen. Oder ist auch das kleinbürgerlicher Sozialneid

            • @Sonntagssegler:

              Evt. habe ich den Kern meiner Aussagen noch nicht klar genug gemacht. Die TAZ titelt mit "Staatsfeindin" und beschreibt ein durchaus bürgerlich gesichertes Leben mit Künstlersozialkasse, Buchtantiemen, Lebensmittelspenden und familiärem Rückhalt. Das schmälert ja die Lebensleistung von Frau Poddig nicht (wie bereits im allerersten Kommentar dargelegt).

              Als Arbeiterkind habe ich wirklich immer die Beamtenkinder beneidet, deren Eltern sichere Einkommen hatten, privat krankenversichert waren und insgesamt sehr entspannt wirkten. Heute sehe ich das aber anders, bei manchen hat es auch zu einer starken Auflehnung gegen den Staat geführt, der sie doch so bevorzugt behandelt ... ich sehe da eine größere Unfreiheit als es die Unsicherheiten des Lebens jemals bieten können.

              Und ich habe dieses Land mit der Waffe in der Hand verteidigt. Damit es nicht zu einem Krieg kommt, sondern wir in Ruhe gelassen werden. Übrigens auch für Menschen wie Frau Poddig und Sie.

              • @Realsatiriker:

                Der Begriff Staatsfeind scheint mir in dem Interview für Frau Poddig nicht das Allerwichtigste gewesen zu sein.



                Eventuell sollten Sie eher die Titelwahl der taz kritisieren.

                Was ich nicht akzeptiere ist, vom Ohrensessel aus zu bemäkeln, wenn eine AktivistIn Ihrer Meinung nach nicht prekär genug lebt um akzeptabel zu sein.

                Eine Bevorzugung seitens des Staates kann ich übrigens auch nicht erkennen. Dagegen halte ich es für komplett o.k. seinen Unterhalt möglichst selbst zu bestreiten.

                Ob Ihre Arbeit als Soldat (oder meine) nun für das Gemeinwesen sinnvoller sind, halte ich für eine Frage des Standpunktes. Ich beanspruche das für mich jedenfalls nicht.

                • @Sonntagssegler:

                  Da die Titelwahl ein "ich" enthielt, macht sich Frau Poddig das zu eigen und das war auch der Kern der Kritik. Ich würde von der TAZ, die ich sehr schätze, eine komplette Einordnung erwarten. Aber evt. überlässt sie das auch dem Forum hier, das erstaunlich lange "offen" bleibt, obwohl der Artikel bereits ins Archiv gerutscht scheint.

                  Bevorzugung bezog sich auf die gesetzlich garantierte Besserstellung von Beamtenkindern- und angehörigen gegenüber Nichtbeamten. Die Tradition aus dem Deutschen Reich wurde noch unter Herrn Schäuble in die Verfassung zementiert wie die Schuldenbremse.

                  Meine Arbeit als Soldat habe ich nur erwähnt, weil gefragt wurde, was ich denn getan hätte für das Land. Jeder geht seinen Weg und ich respektiere jeden, der etwas tut.

              • @Realsatiriker:

                Dann wäre doch der Staat das richtige Ziel des 'Hasses'. Nicht eine Aktivistin, die ihre Möglichkeiten ausschöpft um Positives zu erreichen.

                • @TV:

                  Ich habe keine Aussagen getroffen, die eine Emotion wie "Hass" darstellen. Kritisiert habe ich v.a. die TAZ, wie sie die Person darstellt.