Klimaforscherin über Temperaturrekorde: „Hitzeperioden werden häufiger“

Durch den Klimawandel werden Wetterextreme in Deutschland wahrscheinlicher. Davor warnt die Klimaforscherin Daniela Jacob.

Ein Mann im Schwimmbad.

Ein Besuch im Freibad hilft gegen die Hitze – aber nicht gegen den Klimawandel Foto: ap

taz: Frau Jacob, am Donnerstag wurde an 15 Wetterstationen in Deutschland der bisherige Temperaturrekord gebrochen, ist das eine Folge des Klimawandels?

Daniela Jacob: Der Klimawandel läuft auf langen Zeitskalen ab. Aber natürlich verändert sich das Wetter in einem sich wandelnden Klima. Das heißt, wir können beim Klimawandel davon ausgehen, dass Hitzeperioden häufiger und verstärkt aufkommen. Eine Analyse der Hitzeperiode Anfang Juli konnte zeigen, dass solche Hitzeperioden durch den Klimawandel fünf mal wahrscheinlicher werden. Wir können aber nicht sagen, dass diese Hitzeperiode ohne den Klimawandel nicht gekommen wäre.

Erwarten uns jetzt in den nächsten Jahren immer höhere Temperaturspitzen?

Vermutlich. Klimaprojektionen sagen uns, dass das Klima mit einer weiteren Erwärmung reagieren wird, wenn wir in Zukunft die gleiche Menge an Emissionen ausstoßen. Dann erhöhen sich auch die Spitzen einzelner extremer Wetterereignisse. Selbst wenn wir das 2-Grad-Ziel einhalten, werden in manchen Regionen in Deutschland neue Spitzen erreicht.

Was sind die Folgen des Klimawandels?

Durch Klimaveränderung ergibt sich eine stärkere Wettervariabilität. Das heißt wir haben mal sehr heiße Sommer, wir haben mal relativ kühle Sommer, wir haben warme Winter und kalte Winter. Die Folgen dieser Veränderungen sind überall zu spüren. Gerade bei Hitzeperioden haben wir eine besondere Belastung in Ballungszentren. Denn in Städten stellt sich der sogenannte Wärme-Insel-Effekt ein: Dadurch dass in Städten so viele Gebäude stehen, die die Wärme speichern, ist es dort wärmer als im Umland. Aber auch die Landwirtschaft, die Flüsse und die Tierwelt sind betroffen. Es gibt Auswirkungen nicht nur für die Menschen, sondern für die gesamte Umwelt.

Haben Hitze und Trockenheit auch etwas Gutes?

Hitzeperioden und Klimaveränderungen sind nicht prinzipiell immer negativ. Hitzewellen helfen zum Beispiel dem Tourismus. Auch manche Ökosysteme können sich durch Wärme besser entwickeln. Abgesehen davon sind solche Hitzewellen eine gute Gelegenheit für uns, einmal unsere Lebens- und Wirtschaftsweise zu überdenken. Und sie zum Positiven zu verändern.

Die 58-Jährige leitet das Climate Service Center Germany (GERICS) des Helmholtz-Zentrum Geesthacht.

Was muss die Bundesregierung tun, um gegenzusteuern?

Die Bundesregierung muss CO2 bepreisen – und zwar sofort. Am effizientesten durch eine Steuer. Auch die Mobilität in Deutschland muss überdacht werden. Der Bahnverkehr muss gestärkt werden und mehr Menschen müssen vom Auto in den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Das innerdeutsche Fliegen könnte man komplett streichen, das ist nicht notwendig. Außerdem ist das Umsteuern auf erneuerbare Energien extrem wichtig um den CO2 Ausstoß zu verringern. Da kann die Bundesregierung mit gutem Beispiel vorangehen.

Wie?

Zum einen mit einer Veränderung des Bundesreisekostengesetzes. Im öffentlichen Dienst ist man oft dazu gezwungen, aus Kostengründen zu fliegen. Das könnte man dahin ändern, dass man nicht die günstigste Reisevariante nehmen muss, sondern die, die am wenigsten CO2 produziert. Außerdem sollten öffentliche Gebäude energieeffizient ausgebaut werden. Die Regierung muss als Vorbild agieren – und als Möglichmacher.

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