Klimagipfel Kopenhagen: Bauchlandung für den Heilsbringer

Nicht einmal der US-Präsident schafft es, den Klimagipfel herumzureißen. Denn der Streit zwischen den USA und China ist noch vertrackter als der zwischen Nord und Süd.

Von Obama hatten sich viele Teilnehmer mehr Enthusiasmus erwartet. Bild: ap

KOPENHAGEN taz | Zwei Wochen lang liefen bei den Klimaverhandlungen allerlei Veranstaltungen und Gespräche parallel. Doch am Freitag hielten die Unterhändler und Delegierten im Kopenhagener Konferenzzentrum für einen Moment gemeinsam den Atem an. Die Augen richteten sich auf die Bildschirme mit dem Heilsbringer: US-Präsident Barack Obama.

Doch wer von ihm neue Zusagen erwartet hatte, wurde enttäuscht. "Die Zeit des Redens ist vorbei", sagte er und begann dann eine Rede, die sich zunächst an das heimische Publikum richtete. So begann der US-Präsident mit Worten, die bei so ziemlich jedem anderen eher skurril gewirkt hätten: Der Klimawandel sei "keine Fiktion, das ist Wissenschaft". Auch sah sich Obama gezwungen, noch einmal darzulegen, warum Klimaschutz von Nutzen sei: Millionen neue Jobs, wichtige Innovationen, geringere Ölabhängigkeit.

Dann richtete sich der US-Präsident an China. "Wir müssen einen Mechanismus haben, um zu überprüfen, ob wir unsere Zusagen einhalten", forderte Obama eindringlich. China hat zwar freiwillige Klimaanstrengungen angekündigt, weigert sich aber, diese kontrollieren zu lassen. China fordert von den USA ambitioniertere Klimaziele. Da es in diesem Konflikt zwischen den beiden weltweit größten Klimasündern in Kopenhagen kaum einen Fortschritt gab, wollte Obama nach seiner Rede mit dem chinesischen Präsidenten Wen Jiabao unter vier Augen reden.

Doch was er in diesem Gespräch bieten wollte, blieb während Obamas Rede ein großes Fragezeichen. Er wiederholte lediglich das bisher genannte 4-Prozent-Ziel als Emissionsminderung bis 2020 sowie die am Vortag von US-Außenministerin Hillary Clinton gemachten Finanzzusagen über 100 Milliarden Dollar für Klimaanpassungshilfen in armen Ländern, an denen sich die USA beteiligen wollten.

So war eine deutliche Ernüchterung im Konferenzzentrum zu spüren. Einige nickten vor den Bildschirmen stumm mit dem Kopf - inhaltlich widersprechen konnten sie Obama nicht, obwohl sie mehr erwartet hatten.

Zuletzt hatten es die US-Amerikaner verstanden, die Aufmerksamkeit immer stärker auf ihre Auftritte zu lenken. Am Dienstag trat als erstes der frühere Vizepräsident und Nobelpreisträger Al Gore auf. Am Mittwoch Senator John Kerry. Donnerstag folgte Clinton. Doch am Ende stahl womöglich doch einer ausgerechnet Obama die Show. Denn vor dem US-Amerikaner sprach Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva engagiert und mitreißend.

Die reichen Nationen trügen mehr Verantwortung für den Klimawandel als die armen und müssten daher größere Zugeständnisse machen, so Lula; aber "ich bin mir nicht sicher, ob irgendein Engel oder ein weiser Mann in diese Versammlung hinabschweben wird und uns die Klugheit schenkt, die uns bis jetzt fehlt". Schließlich sagten viele nach einer verhaltenen Bewertung von Obamas Rede: "Aber die Rede von Lula …!"

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