Klimakatastrophe in der DR Kongo: Starkregen fordert Hunderte Tote

Im Distrikt Kalehe im Ostkongo haben schwere Regenfälle mehrere Dörfer verwüstet. Die Regierung ruft Staatstrauer aus, aber steht in der Kritik.

Menschen vor den zerstörten Häusern eines Dorfes

In den Ruinen des größtenteils weggeschwemmten kongolesischen Dorfes Nyamukubi Foto: Moses Sawasawa/ap

KAMPALA taz | „Seit Donnerstag finden wir im Minutentakt Leichen“, berichtet Thomas Bakenga, Verwalter des Distrikts Kalehe im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Über 400 Tote haben die Helfer geborgen und Tausende Menschen werden vermisst.

Nach heftigen Regenfällen sind vergangenen Donnerstag am Westrand des Kivu-Sees im Osten Kongos drei Flüsse über die Ufer getreten und mehrere Hänge sind abgerutscht. Ganze Dörfer wurden von Schlamm- und Wassermassen mitgerissen, Häuser, Schulen und Krankenstationen wurden zerstört. Erst kurz zuvor waren in den Nachbarländern Ruanda und Uganda in nur einer Nacht über 130 Menschen nach starkem Regen ertrunken.

Normalerweise findet die Regenzeit im Herzen des Kontinents von Januar bis April statt. In diesem Jahr regnete es bislang jedoch kaum. Erst vergangene Woche setzten verstärkt und vor allem nachts heftige Regenschauer ein, überraschten die Menschen im Schlaf.

Die bergige Gegend rund um den Kivu-See ist anfällig für Erdrutsche, weil sich die lehmigen Böden bei Regen aufweichen und immer mehr Bäume an den dicht besiedelten Steilhängen gerodet wurden. Örtliche Wetterdienste warnen vor weiteren, überdurchschnittlich starken Regenfällen im laufenden Monat Mai.

Im Massengrab beerdigt

Nach UN-Angaben vom Wochenende sind jetzt über 15.000 Menschen direkt von den Fluten betroffen. Die meisten haben fast alles verloren: Kleidung, Geschirr, Bettdecken und Vorräte. Äcker stehen unter Wasser, die nächste Ernte ist jetzt zerstört.

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„Dies ist ein weiteres Beispiel für die Beschleunigung des Klimawandels und seine katastrophalen Auswirkungen auf Länder, die nicht zur Erderwärmung beitragen“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. Er hielt sich am Wochenende im Nachbarland Burundi zu einem Kongo-Gipfel auf – nur wenig nördlich von der jetzt von den Fluten betroffenen Region tobt der Konflikt zwischen Kongos Regierung und der Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März).

In Kongo wird im Dezember gewählt, es herrscht Wahlkampf. Die Katastrophe in Kalehe nutzen viele Politiker aus, um Stimmung zu machen. Anders als beim M23-Krieg können sie sich bei Umweltkatastrophen als Retter und Helfer feiern lassen.

Eine Delegation aus hochrangigen Regierungsmitgliedern wurde am Sonntag von Kongos Präsident Felix Tshisekedi aus der fernen Hauptstadt Kinshasa in das Katastrophengebiet entsandt. Kongos Regierung hat den Montag zum Volkstrauertag erklärt, lässt die Flaggen landesweit auf halbmast wehen. Aber damit macht sie sich auch anfällig für Kritik.

„So werden die Söhne und Töchter aus Kalehe begraben“, kritisiert ein Anwohner auf Twitter. Auf dem hinzugefügten Handyfoto ist ein gewaltiges Loch zu sehen: ein Massengrab. Wie Sardinen zusammengedrängt werden darin Leichen in grauen Plastiksäcken beerdigt – ein typisches Vorgehen in Kongo. „Bezahlt der Staat für eine solche Beerdigung?“, fragt der Kongolese. „Mein Gott, was für eine Schande“.

Oppositionelle gehen gegen diese Massenbestattung auf die Barrikaden. So erklärt der berühmte Frauenarzt und Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege aus der nahen Provinzhauptstadt Bukavu, der im Dezember zur Präsidentschaftswahl antreten will: „Wir fordern eine würdige Bestattung unserer in Kalehe verstorbenen Landsleute.“ Statt in anonymen Massengräbern zu landen, müssten die Leichen identifiziert und einzeln beigesetzt werden.

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