Klimakonferenz wegen Corona verschoben: Klima muss lange pausieren

Die Weltklimakonferenz in Glasgow wird um ein ganzes Jahr auf November 2021 verschoben. Dagegen protestieren die afrikanischen Staaten.

Ausgetrockneter Boden mit Rissen.

Afrika muss bei Klimaschutz warten: Ausgetrockneter Damm in Südafrika Foto: Mike Hutchings/reuters

BERLIN taz | Ein Jahr Verhandlungspause beim globalen Klimaschutz: Die nächste Weltklimakonferenz (COP 26) findet infolge der Coronakrise statt in diesem erst im nächsten November statt, und zwar wie ursprünglich angedacht in Glasgow. Das hat die britische Regierung mitgeteilt.

Die finale Entscheidung oblag dem sogenannten COP-Büro, einem elfköpfigen Gremium mit Vertreter:innen aus allen Weltregionen. Bislang war eine Verschiebung auf das Frühjahr 2021 angedacht. Den späten Termin vorgeschlagen hat nun allerdings Großbritannien – nicht ohne Widerworte.

Die Verhandlungsgruppe der afrikanischen Staaten war unzufrieden. Die Weltklimakonferenzen ziehen nach einem festen Rotationsrhythmus um die Welt. Eigentlich wäre im kommenden Jahr Afrika dran gewesen.

Das Gastgeberland leitet die Verhandlungen und hat dadurch einen gewissen Einfluss auf deren Fokus. Die afrikanischen Staaten hätten es deswegen gern gesehen, wenn auch die COP 27 noch im kommenden Jahr stattgefunden hätte, um Themen wie den Transfer von Klimageldern vom globalen Norden in den Süden schneller voranzubringen. Das ist nun nicht möglich.

Noch ein heißes Eisen bleibt liegen

Noch ein weiteres heißes Eisen der Verhandlungen bleibt damit liegen: die Regelung darüber, wie Staaten untereinander mit Klimaschutz handeln dürfen. Zum Beispiel geht es darum sicherzustellen, dass sich in einem solchen Fall nicht beide Staaten dieselbe Emissionsminderung anrechnen – also das Land, das sie real bewerkstelligt, aber eben verkauft hat, und das kaufende Land. Eigentlich hätten die Handelsregeln schon vor zwei Jahren fertig sein sollen. Sie sind aber so umstritten, dass sie seither von Konferenz zu Konferenz mitgeschleppt werden. Nun lassen sie zwangsläufig weiter auf sich warten.

Das könnte sich auch auf die sukzessive Verschärfung der nationalen Klimaziele für 2030 auswirken, die das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Demnach sollen die Staaten ihre Zusagen alle fünf Jahre hochschrauben. Also auch in genau diesem Jahr.

Einige Staaten, etwa die Schweiz, wollten dafür gern Klimaschutz aus anderen Ländern einkaufen. Wie die nun mit der Unsicherheit in Bezug auf die Handelsregeln umgehen, ist unklar. „Es ist denkbar, dass diese Staaten jetzt sicherheitshalber weniger ambitionierte Klimaziele einreichen“, meint Jan Kowalzig von der Entwicklungsorganisation Oxfam.

Generell sei es für den ganzen Prozess ungünstig, dass die Konferenz ausfällt, meint der Klima-Experte, der die Verhandlungen seit Jahren beobachtet. „Die Klimagipfel ziehen die Aufmerksamkeit der Medien an, jedes Land hätte sich im öffentlichen Rampenlicht für sein Klimaziel rechtfertigen müssen“, sagt Kowalzig. Das Paris-Abkommen verlässt sich auf eine solche soziale Kontrolle der Klimaziele, Sanktionen für zu schwache Leistungen sieht es nicht vor.

Dabei muss die Reduktion der Emissionen im nächsten Jahrzehnt drastisch ausfallen, wenn die Welt noch auf Kurs kommen will, um die Erderhitzung wie geplant bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten zu halten.

Das UN-Umweltprogramm hat im vergangenen Jahr errechnet, was die Staaten tun müssen, um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten: Im laufenden Jahrzehnt bis 2030 müssen sie ihre Treibhausgasemissionen jährlich um 7,6 Prozent reduzieren. Das entspricht im Schnitt einer Verfünffachung der heutigen Klimaversprechen.

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