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Klimakrise als BrandbeschleunigerWarum Waldbrände in Kalifornien immer früher beginnen

Die Feuersaison in dem US-Staat hat sich deutlich nach vorne verschoben, zeigt eine neue Studie. Derweil wütet ein Brand im Zentrum Kaliforniens weiter.

Feuerwehrleute bekämpfen den Gifford-Brand im Los Padres National Forest, Kalifornien, am 5.8.2025 Foto: Noah Berger/AP/dpa

Los Angeles/Santa Maria dpa/ap | Die Waldbrandsaison in Kalifornien setzt einer Studie zufolge aufgrund des Klimawandels deutlich früher ein als noch vor wenigen Jahrzehnten. Im Vergleich zu den frühen 1990er Jahren habe sich die Feuersaison in einigen Regionen um bis zu mehr als sechs Wochen nach vorn verschoben, schreibt eine Gruppe um Gavin Madakumbura von der University of California in Los Angeles in der Fachzeitschrift Science Advances. Dies gelte insbesondere für den Norden von Kalifornien.

Die Wissenschaftler hatten für die Studie Daten aus den Jahren 1992 bis 2020 analysiert. Historisch gesehen wüteten die schlimmsten Brände in dem Bundesstaat gewöhnlich im Lauf und am Ende heißer, trockener Sommer. Inzwischen stellten sich Behörden und Einsatzteams auf eine zunehmend ganzjährige Bedrohung ein, heißt es. Das liege an anhaltender Trockenheit, Hitze und niedriger Luftfeuchtigkeit aufgrund des Klimawandels.

Das Forschungsteam berücksichtigte neben Klimafaktoren auch mögliche andere Ursachen. Dazu zählten: verstärkter Pflanzenwuchs, der als Brennmaterial für Feuer dienen kann, und eine Zunahme von durch Menschen verursachten Bränden. Diese Faktoren habe man als primäre Ursachen für einen früheren Beginn der Waldbrandsaison ausschließen können, teilte Madakumbura auf Anfrage mit.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass sich die Feuersaison künftig noch weiter nach vorn verlagern könnte. In diesem Jahr hatten bereits im Januar zwei verheerende Feuer im Raum Los Angeles 31 Menschenleben gefordert. Starke Winde breiteten die Feuer schnell aus, mehr als 16.000 Gebäude wurden zerstört. Eine Studie im medizinischen Fachjournal JAMA kommt zu dem Schluss, dass durch die Brände mehr Menschen ums Leben kamen als die 31 direkten Todesopfer.

2024: 440 Todesfälle infolge der Waldbrände

Nach dem Abgleich mit Sterbezahlen aus früheren Jahren in der Region bringt das Team um Eugenio Paglino von der Universität Helsinki weitere 440 Todesfälle im vergangenen Januar mit den Auswirkungen der Feuer in Verbindung. Die höhere Sterblichkeit erklärt die Gruppe mit mehreren Faktoren, darunter die extreme Luftverschmutzung und die schlechtere Gesundheitsversorgung während der Katastrophe.

Am Donnerstag breitete sich ein Waldbrand im Zentrum Kaliforniens weiter aus. Es ist der bislang größte Brand in dem Bundesstat in diesem Jahr, wie die Behörden am Mittwoch (Ortszeit) mitteilten. Das Feuer zerstörte nach Angaben der kalifornischen Forst- und Brandschutzbehörde Cal Fire mehr als 339 Quadratkilometer Land in den Küstenbezirken Santa Barbara und San Luis Obispo. Am Mittwoch war der Brand noch immer nicht unter Kontrolle. Mindestens vier Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt; mehr als 870 Gebäude sind von den Flammen bedroht.

Steigende Temperaturen stellten die Feuerwehr vor neue Herausforderungen. Die Einsatzkräfte, die in steilem, schwer zugänglichem Gelände arbeiten, werden am Donnerstag mit über 38 Grad Celsius zu kämpfen haben, sagte Scott Safechuck von der Feuerwehr des Bezirks Santa Barbara. Glücklicherweise werde der Wind voraussichtlich relativ ruhig bleiben, sagte er weiter.

Mehr als 2.200 Einsatzkräfte kämpfen gegen das sogenannte Gifford-Feuer, das aus mindestens vier kleineren Bränden hervorging. Diese waren am Freitag entlang der Staatsstraße 166 zwischen Santa Maria und Bakersfield ausgebrochen.

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