Klimaproteste in und um Davos: Zu Fuß über die Berge

Knapp 1.200 Ak­ti­vis­t*in­nen wandern bei Minustemperaturen durch die Schweizer Alpen. Ihr Ziel: Davos.​ Greta Thunberg ist schon da.

Klimaaktvist*innen auf dem Weg von Landquart nach Davos

Kli­ma­akt­vis­t*in­nen auf dem Weg von Landquart nach Davos Foto: Michael Probest/ap

DAVOS/STRAßE NACH DAVOS taz | Eröffnungstag beim Weltwirtschaftsforum (WEF) 2020 in Davos: Drinnen bezichtigt die schwedische Aktivistin Greta Thunberg die Mächtigen der Welt des Versagens in der Klimapolitik. US-Präsident Donald Trump haut zurück, man müsse „die ewigen Propheten des Untergangs und ihre Vorhersagen der Apokalypse zurückweisen“.

Die draußen erfahren das vor allem über Twitter und Instagram. Die AktivistInnen sind noch klimaschonend zu Fuß zum Tagungsort unterwegs, vor dem sie protestieren wollen.

Zum 50. Mal findet das WEF statt – und zum ersten Mal dauern die Proteste drei Tage. Am Sonntag, den 19. Januar, kommen bis zu 1.200 Menschen im Schweizerischen Landquart zusammen und starten ihren Protestmarsch durch Bergland. Ihr Ziel ist das etwa 50 Kilometer entfernte Davos. Die meisten Teil­neh­me­r*in­nen kommen aus der Schweiz, auch aus Deutschland, Österreich und Frankreich sind Menschen angereist. Eltern mit Kindern und Menschen im Rentenalter sind hier, doch der Großteil sind junge Leute unter 30.

An jedem Tag überwindet die Demo zwischen 10 und 24 Kilometer, samt Lautsprecherwagen, den Teil­neh­me­r*in­nen ziehen. Mitunter geht es mehrere hundert Höhenmeter die Berge hinauf. Ganz vorne am Zug laufen Menschen mit dem Frontbanner. „Klimakrise: Weltweites ökonomisches Versagen“, steht auf Englisch darauf. Eine Schweizer Aktivistin, die es mitträgt sagt: „Ich laufe hier mit, weil in Davos die Verursacher der Klimakrise sitzen.“ Der Aktivist neben ihr nickt. „Seit 50 Jahren wird beim WEF über die Probleme dieser Welt geredet, aber Taten kommen von den Mächtigsten dieser Welt keine. Wir wollen ein Zeichen setzen für Klimagerechtigkeit.“

Im Dorf gibt es Schnaps oder Essen

Nach dem Start in Landquart kommt die Demo am Ende des ersten Tages im kleinen Ort Schiers an. Eine Großküche sorgt für Verpflegung, die Feuerwehr für Lagerfeuer. An­woh­ne­r*in­nen bieten Schlafplätze an.

Am zweiten Tag startet die Demo zum etwa 24 Kilometer entfernten Städtchen Klosters. Auch die Schweizer Polizei ist durchgehend vor Ort: Zwei Be­am­t*in­nen, jeden Tag die gleichen, laufen voran und leiten Autos um. Auf dem Weg geht es durch mehrere kleine Orte. Die meisten Anwohner*in­nen schauen und filmen. Viele klatschen auch, manche warten mit Schnaps oder Essen, ein Gasthof bietet seine Toiletten zur Nutzung an und verschenkt Tee.

Njoki Njehu, Feministin und Aktivistin aus Kenia und Teil der Fight Inequality Alliance, ist Teilnehmerin des WEF. Sie ist beim Protest mehrfach vor Ort. „Ich gehe nach Davos mit einer simplen Botschaft: Es reicht. Wir müssen Milliardäre abschaffen“, sagt sie der taz. „Dass Menschen so viel Geld haben, bedeutet, dass sie ausbeuten: entweder andere Menschen oder den Planeten. Diese Art von Vermögen bedeutet auch Korruption. Sie kaufen Demokratien. Sie kaufen Po­li­ti­ke­r*in­nen. Sie kaufen Gesetze. Wir können uns Mil­li­ar­dä­r*in­nen nicht leisten.“

Njehu fordert Regulierungen, die es unmöglich machen, dass ein Mensch allein überhaupt so viel Vermögen besitzt. Etwa 40 Mil­li­ar­dä­r*in­nen werden in Davos erwartet. „Ich hoffe, ich mache meinen Job so gut, dass sie mich nie wieder einladen.“

Am dritten Tag, am Dienstag, soll der Protest Davos erreichen, geplant ist eine Kundgebung auf dem Rathausplatz. Mitten im Ort. Zum Zeitpunkt, als dieser Text verfasst wird, ist der Großteil der Demo über kleine Bergwege unterwegs. Hubschrauber fliegen umher, die Polizei ist informiert. Noch ist unklar, ob der Protest das gut bewachte Davos erreichen wird.

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