Klimastreik an der Freien Universität: No Future für von Storch

Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch wollte eine Klima-Diskussion an der FU besuchen. Nach Protesten sagte die Uni-Leitung die Veranstaltung ab.

Stellvertretende AfD-Fraktionsvize Beatrix von Storch

Unerwünschte Gasthörerin an der FU: AfD-Fraktionsvize Beatrix von Storch Foto: picture alliance/Christoph Soeder/dpa

Nach der Ankündigung von Protesten gegen einen Besuch der AfD-Politikerin Beatrix von Storch an der Freien Universität Berlin ist die Veranstaltung von der Uni-Leitung abgesagt worden. Das teilte die Universität am Mittwochnachmittag zunächst ohne Angabe von Gründen mit. Rund 150 Studierende hatten sich am Nachmittag vor dem Lateinamerika-Institut der FU in Wilmersdorf postiert, um die Teilnahme der AfD-Politikerin an der Veranstaltung „Klimawandel & Gender“ der Protestbewegung Fridays for Future zu verhindern.

Die christliche Fundamentalistin Storch hatte ihren Besuch am Montag per Twitter angekündigt. „Mich interessiert brennend, was Klimawandel mit Geschlechterverhältnissen zu tun hat und ob Frauen und Männer unterschiedlich von den Folgen betroffen sind“, schrieb sie ironisch – und versah ihren Tweet mit dem Hashtag #irre.

Daraufhin forderte die Studierendenvertretung (Asta) von der Universitätsleitung ein „klares Zeichen gegen rechte Hetze“ und verlangte ein Hausverbot. Gleichzeitig rief der Asta zum Protest auf. Man begrüße „alle Aktionen, die sich gegen den Auftritt von Storchs richten“.

Uni-Präsidium hatte eigene Pläne

Nach Angaben des Asta sei die Veranstaltung nach der Ankündigung von Storchs von der DozentIn abgesagt worden. Laut Universität stand die Absage allerdings nicht in Zusammenhang mit der Ankündigung der AfD-Politikerin, an der Diskussion teilnehmen zu wollen. Vielmehr habe der Ausfall gesundheitliche Gründe gehabt.

Das Präsidium der Universität habe daraufhin entschieden, die Veranstaltung dennoch durchzuführen, „unter massivem Polizeiaufgebot“, wie der Asta berichtete. Die Uni-Leitung erklärte, man habe so lediglich FFF unterstützen und den Ausfall der angeblich erkrankten DozentIn kompensieren wollen: „Damit die Lehrveranstaltung trotz des Ausfalls stattfinden kann, wurde eine Vertretung gefunden“, so der Pressesprecher des FU-Präsidenten.

Die Klima-AktivistInnen widersprachen am Mittwochnachmittag dieser Darstellung: „Wir hatten die Universität nicht um Hilfe gebeten“, so Roberto Sanchiño Martinez, ein FFF-Sprecher. „Das Präsidium hat uns ihre Pläne einfach vorgesetzt.“ Daraufhin habe man sich, auch angesichts der Positionierung von Storchs als profilierte Klimaleugnerin, dazu entschieden, die Veranstaltung aus dem Programm der Klimastreikwoche zu streichen.

„Wir von FFF verstehen nicht, wieso das Präsidium es mit der Krankmeldung der Dozentin nicht einfach hat gut sein lassen“, sagte Sanchiño am Mittwoch.

Hans Georg, Studierendenvertreter

„Durch die Einladung legitimiert die Uni Storchs Position im gesellschaftlichen Diskurs“

Überfordert mit dem Protest?

Die FU beharrte der taz gegenüber darauf, man habe die Klima-AktivistInnen nur unterstützen wollen und die Veranstaltung schließlich abgesagt, als diese sich von dem Event distanzierten. Warum die Absage erst mehrere Stunden nach dieser Distanzierung seitens FFF erfolgte, erklärte die Uni-Leitung nicht. „Ich denke, die Uni ist mit dem großen Protest der Studierenden überfordert“, mutmaßte Sanchiño.

Der Asta ging indes in seiner Kritik am Vorgehen des Präsidiums noch weiter: „Durch die Einladung legitimiert die Uni Storchs Position im gesellschaftlichen Diskurs“, so der Referent für Antifaschismus Hans Georg. Der Umgang des Präsidiums mit der Situation sei außerdem extrem instransparent gewesen.

Am späten Mittwochnachmittag äußerte sich Beatrix von Storch schließlich selbst auf Twitter zur Absage und bezeichnete die Klima-AktivistInnen als „erbärmlich“. Sie habe sich angemeldet, „nur um zu zu hören“, so von Storch.

Nach der Verkündung der Absage skandierten die anwesenden Demonstranten am Breitenbachplatz in strömendem Regen, „Klimaschutz ist Antifaschismus“. Aus dem Megafon tönte es: „Wir haben hier an der FU einen besetzten Hörsaal und wir haben Veranstaltungen zum Klima. Das lassen wir uns nicht nehmen!“

(mit dpa)

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