Klimawandel heizt Meere auf: Ozeane so warm wie nie zuvor

WissenschaftlerInnen schlagen mit neuen Daten Alarm. Immer wärmere Meere lösen Wirbelstürme und extremes Wetter aus.

Ein Mann steht mit seinem Fahrrad auf einer überfluteten Küstenpromenade

Nach dem Sturm: Die Erwärmung der Meere lässt die Zahl extremer Wetterereignisse steigen Foto: Carlos Barria/reuters

PEKING dpa | Die Weltmeere waren einer aktuellen Analyse zufolge im vergangenen Jahr so warm wie nie zuvor seit Beginn der globalen Erfassung. Die Erwärmung der Ozeane durch den Klimawandel beschleunige sich zudem, warnt ein Team von 14 WissenschaftlerInnen aus elf Instituten verschiedener Länder. Die vergangenen zehn Jahre hätten die höchsten Temperaturen der Meere seit den 1950er Jahren gebracht, wobei die jüngsten fünf Jahre die jeweils wärmsten gewesen seien, geht aus der Untersuchung hervor, die im Fachmagazin Advances in Atmospheric Sciences vorgestellt wird.

Die WissenschaftlerInnen verbanden ihre Warnung mit einem Aufruf zum Handeln, den Klimawandel zu stoppen. Die Folgen seien katastrophal. Steigende Meerestemperaturen führten zu Wetterextremen wie Wirbelstürmen und heftigen Niederschlägen. Auch seien sie einer der Hauptgründe dafür, dass es zu verheerenden Waldbränden wie gerade in Australien sowie in Kalifornien und im Amazonas-Gebiet komme. In den Meeren drohten Sauerstoffarmut, Schäden für Fische und andere Lebewesen. Thermische Ausdehnung lasse den Meeresspiegel ansteigen.

Die Meerestemperatur bis in zwei Kilometer Tiefe habe im vergangenen Jahr um etwa 0,075 Grad über dem Durchschnitt von 1981 bis 2010 gelegen, heißt es in dem Papier, das führend von Cheng Lijing vom Institut für atmosphärische Physik (IAP) an Chinas Akademie der Wissenschaften (CAS) geschrieben wurde. Die enorme Menge an Energie in Form von Wärme, die der Mensch über den Klimawandel in den vergangenen 25 Jahren in die Ozeane gesteckt habe, entspreche 3,6 Milliarden Atombombenexplosionen vom Ausmaß wie im japanischen Hiroshima.

Die ForscherInnen nutzten relativ neue Methoden des Instituts, um die Daten für die Erwärmung bis in 2000 Meter Meerestiefe zusammenzufassen. „Es ist wichtig zu verstehen, wie schnell sich die Dinge verändern“, sagte John Abraham, Co-Autor und Professor an der University of St. Thomas in den USA. „Wer die globale Erwärmung verstehen will, muss die Meereserwärmung messen.“ So seien seit 1970 mehr als 90 Prozent der Erderwärmung in die Ozeane geflossen, während nur 4 Prozent die Landfläche und die Atmosphäre erhitzt hätten.

Erst Spitze des Eisbergs

„Die globale Erwärmung ist real, und es wird schlimmer“, sagte Abraham. „Und das ist erst die Spitze des Eisbergs von dem, was noch kommt.“ Die Menschheit könne aber etwas tun: „Wir können unsere Energie klüger nutzen, und wir können unsere Energiequellen diversifizieren“, sagte der Forscher. „Wir haben die Macht, dieses Problem zu verkleinern.“ Die Meere werden nach Angaben der WissenschaftlerInnen allerdings lange brauchen, um auf Veränderungen zu reagieren.

„Es ist wichtig, festzustellen, dass die Meereserwärmung voranschreitet, selbst wenn die weltweite Lufttemperatur an der Oberfläche bei oder unter zwei Grad stabilisiert werden kann“, heißt es in dem Beitrag unter Hinweis auf die angestrebten Ziele des Pariser Klimaabkommens. Die Ozeane reagierten wesentlich langsamer. „Aber das Tempo und das Ausmaß der Meereserwärmung und die damit verbundenen Risiken nehmen mit weniger Treibhausgasemissionen zumindest ab.“

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